Interview mit Jasna Fritzi Bauer

"Unser Krimi erzählt ..., wie nah doch Liebe und Hass am Bösen angesiedelt sind."

Im Umfeld des Tatorts wird Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) von ihren eigenen alten Dämonen heimgesucht.
Im Umfeld des Tatorts wird Liv Moormann von ihren eigenen alten Dämonen heimgesucht. | Bild: Radio Bremen / Claudia Konerding

Worum geht es im neuen Tatort?

Es ist ein richtig abgefahrener Krimi, der von dunkler, falscher, verzerrter, extremer, deformierter und verfahrener Liebe erzählt. Wir alle lieben und wir tun das auf unterschiedliche Weise. Manchmal tut Liebe gut, aber manchmal tun wir anderen Menschen damit weh und tun ihnen etwas an, dass unwiderruflich für immer ihr Leben beeinflusst. Liebe kann beleben und traumatisieren zugleich. Unser Krimi erzählt auch, wie nah doch Liebe an Hass und am Bösen angesiedelt ist.

Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseurin Anne Zohra Berrached?

Die Zusammenarbeit mit Anne Zohra Berrached war unheimlich spannend. Mit ihr haben wir eine Regisseurin gefunden, die sich vollkommen in den Dienst des Films stellt. Ich durfte endlich mal wieder an meine eigenen Grenzen als Schauspielerin gehen, was ich ihrem Regie-Stil zu verdanken habe. Anne Zohra hat uns viel Vertrauen geschenkt und hat mich spielen, manchmal auch improvisieren lassen, mich im richtigen Moment aber auch geführt und dennoch sind wir während des Drehs auch heftig aneinander geraten, was uns letztendlich nur noch enger zusammen geschweißt hat. Die Dreharbeiten waren sehr emotional, so wie der neue Tatort.

Was bedeutet der neue Fall für Liv Moormann?

Im neuen Tatort kommt Liv das erste Mal in ihrer Rolle als Kommissarin an. Die anfänglichen Zweifel der Kollegen und Kolleginnen gegenüber ihrer Person legen sich, wodurch sie an Selbstbewusstsein gewinnt. Endlich wird sie ernst genommen. Bis sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und alle Emotionen hoch kochen, die sie seit Jahren versucht zu kontrollieren. Es wird brutal persönlich, doch das erste Mal in ihrem Leben versucht sie, ihrer impulsiven Art mit sozialer Intelligenz und fachlichem Wissen zu begegnen. Das hilft ihr, den Fall zu lösen, und ist der erste heilende Schritt zur Verarbeitung ihrer eigenen posttraumatischen Erlebnisse.

Wie reagiert Liv Moormann auf die Entwicklungen?

Livs Kindheits-Trauma wird durch ein bestimmtes Rot am Tatort getriggert, wodurch sie zunächst stark verunsichert ist. Ein Bewohner des Hauses, Schaballa (Aljoscha Stadelmann) ist irgendwie mit ihrer Erinnerung verbunden. Wie so oft sind Erinnerungen unklar, ungenau und assoziativ. Schaballa wächst ihr ans Herz. Die Aufklärung, ob er oder ein anderer die Kinder entführt hat und ob ihr Nachbar ihr als Kind ihr etwas angetan hat, läuft parallel. Der Fall lässt sie das Vergangene nochmals durchleben und das Vergangene beeinflusst wiederum den Fall. Dem versucht sie mit aller Kraft professionell zu begegnen. Liv verliert nie ganz die Kontrolle über sich, sondern setzt ihre Wut und Angst als Waffe ein.

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