Statement Regisseur Rudi Gaul

Rudi Gaul (Regie).
Rudi Gaul (Regie). | Bild: BR/Odeon Fiction GmbH / Luis Zeno Kuhn

»Märchen sind böse. Sie erzählen von Träumen – aber auch vom Missbrauch dieser Träume. Nur: Inwiefern sind schon unsere Träume selbst sexistisch, patriarchal strukturiert?

Das ist das, was mich am Drehbuch von Robert Löhr gereizt hat: in Form eines Märchens das (real existierende!) bayerische Königinnen-Land zum Leben zu erwecken. Als ein Land voller Widersprüche zwischen anachronistischen Kronen-Träumen, Me-Too-Albträumen, Brauchtum und Missbrauch.

In die bayerische Provinz, vermeintlich weit weg von Wokeness und Gender-Debatte, bricht die Realität von sexuellen Übergriffen ein, die den Schein der heilen Postkarten- und Marketing-Idylle entlarven.

Wie lassen sich Figuren erzählen, die naiv träumen und ihr Recht auf diesen Traum zu verteidigen versuchen gegen den male gaze, gegen eine Vereinnahmung 'alter weißer Männer', die sich an ihr 'Recht' gewöhnt haben, sich einfach zu nehmen, was sie nehmen möchten? Auch Leitmayr und Batic sind 'alte Männer', die ihren eigenen Blick im Laufe der Geschichte hinterfragen müssen.

Sie treffen in unserem Ensemble auf eine Reihe großartiger Darstellerinnen wie Bernadette Leopold, Lilly Wiedemann, Phenix Kühnert oder Daria Vivien Wolf. Mit ihnen die Königinnen-Figuren und ihre Erfahrungswelt in der Recherche zu durchdringen; zu verstehen, was sie in aller Widersprüchlichkeit antreibt: das war für mich das Erfüllendste an dieser Arbeit.

Diese Widersprüchlichkeit kulminiert im Generationenkonflikt mit der 'Queen-Mum' Sylvia. Für diese Figur wollte ich unbedingt Veronica Ferres gewinnen: mit ihrer und Wolfgang Fiereks Darstellung kommt der Sexismus auf charmant-charismatischen Sohlen daher und bringt eine Reihe filmgeschichtlicher Erinnerungen an eine Branche mit, die nie unschuldig war. Genauso wenig wie das Königinnen-Land.

Ach ja: In Bayern gab es bis vor Kurzem immer noch keinen einzigen männlichen Produktkönig.«

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