Interview mit Harald Krassnitzer
"Wahre Lügen“ ist ein "Tatort“ der Jubiläen. Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren hatten Sie ihre Premiere als "Kommissar Moritz Eisner“, für ihre Partnerin "Bibi Fellner“ ist es der Tatort Nr. 20 und am 17. Januar wird Adele Neuhauser 60. Wie werden Sie feiern?
Das ist ja ein absolut rundes 100er Jubiläum. Ich glaube, wir werden aus lauter Räuschen nicht mehr herauskommen. Die oberste Geschichte ist sicherlich, dass wir den 60. Geburtstag von Adele feiern. Dass eine Frau so hervorragend aussieht und immer noch so eine große Agilität hat, das wird für uns alle ein ganz großes Fest werden.
Wenn Sie Ihre 44 "Tatorte" Revue passieren lassen …
… da gibt es schon eine Reihe von Anekdoten wie die Szene mit dem Ohrfeigen-Unfall. Da blieb meiner Kollegin beim Ausholen die Hand am Mantel eines Kollegen hängen und traf mich dann voll am Kinn und knockte mich aus. Ich hatte eine leichte Gehirnerschütterung, aber es musste weitergedreht werden. Und unvergesslich ist für mich auch der Tiroler "Tatort: Lohn der Arbeit", als ich mir zwei Wochen vor Drehbeginn am rechten Bein die Kniescheibe gebrochen sowie die Patellasehne gerissen hatte. Die Ärzte sagten mir nach der OP, ich müsste sechs Wochen Gips tragen. Also habe ich mit Beinschiene und auf Krücken gedreht. Und jeden Abend nach Drehschluss hatte ich Therapiestunden. Aber die beste Therapie für mich war sicherlich weiterzuarbeiten.
Wie weit war der Weg von Ihrer so erfolgreichen TV-Serie "Der Bergdoktor" zum "Tatort"?
Sehr kurz, es war ein Telefonat unmittelbar nach Ende der "Bergdoktor"-Dreharbeiten. Das war eine dieser Fügungen. Du machst eine Tür zu und die nächste geht auf. Da lagen keine 24 Stunden dazwischen. Ich bekam einen Anruf von der ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner und da gab es für mich keine Sekunde, um nachzudenken. Als ich meinen ersten "Tatort" mit all seinen Ritualen wie dem Auge und der Musik zusammen mit meinem Namen gesehen habe, ist mir klar geworden, in welchem Club ich gelandet bin. Und dann war ich schon sehr euphorisch.
Erstmals standen Sie für den "Tatort" rund um Ihre Geburtsstadt Salzburg vor der Kamera. Was war das für ein Gefühl?
Wo wir gedreht haben, das war ja im Grunde eine Ecke, wo ich einen Großteil meiner Jugend verbracht habe. Wie rund um Mondsee und Wolfgangsee, das war unser Jugendrefugium. Da stehst du plötzlich zwei Meter von der Stelle am Strand entfernt, wo du früher baden gegangen bist. Das war ein denkwürdiges Déjà-vu-Erlebnis.
Am Schießstand der Polizei schießt Moritz Eisner weit daneben. Sie waren ja beim Bundesheer – sind Sie wirklich ein schlechter Schütze?
Ich hatte beim Bundesheer eine Scharfschützen-Ausbildung, das beantwortet wohl die Frage. Aber es ist etwas anderes, mit einem Gewehr und Zielfernrohr zu schießen oder mit einer Pistole im Schießkanal der Polizei zu stehen. Dieses Erlebnis hat mich schon einige Tage verfolgt, weil es einen sehr erschreckt, was da für eine Wucht dahintersteckt und was da passiert. Denn wenn ein Polizist die Schusswaffe gebrauchen muss, wenn es um Leben und Tod geht, das beschäftigt einen sehr. Es war aber auch ein Gefühl, das durchaus faszinieren kann. Mir ist klar geworden, welche Disziplin notwendig ist, dass einem bewusst wird, was man mit so einem Ding anrichten kann.
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