Katharina Mückstein im Interview

Regie

Das Ermittlerduo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser)
Das Ermittlerduo Moritz Eisner und Bibi Fellner  | Bild: ORF / Petro Domenigg

Regisseurin Katharina Mückstein über Nachtdrehs in Wien und die symbiotische Beziehung der Kommissare.

Kommissar Moritz Eisner stürzt in seinem neuen Fall von einem Ausnahmezustand in den nächsten. Wie haben Sie diesen emotionalen Ritt inszeniert?

Unser Film taucht in das Innenleben des Kommissars ab. Wir zeigen, wie ihn die Angst packt, wie ihn Selbstzweifel quälen und er schließlich in Panik verfällt. Es war sehr wichtig, dem Schauspieler Harald Krassnitzer die Räume zu geben, in denen er spielen kann, was im Inneren seiner Figur vorgeht. Wir wollten diese starken Gefühle nicht so nebenbei erzählen, sondern haben gemeinsam mit den Autoren ganz eigene Szenen geschaffen, um ihn die Meilensteine dieser Entwicklung spielen zu lassen.

Ein wichtiger Schauplatz Ihres Films ist das Auto. Was ist der Grund dafür?

Die Autofahrten durch Wien verstärken noch sein Gefühl der Unsicherheit. Irgendwo da draußen in dieser Stadt lauert eine Person, die es auf ihn abgesehen hat. Dann ist das Auto ein Ort der Intimität für die Kommissare. Ich glaube, in einer Arbeitsbeziehung zwischen Schauspieler:innen ist die Frage von Vertrauen essentiell. Und hier im Auto, in einem langen Dialog, geht es genau darum: Vertraust du mir? Wenn man zum Opfer von Verfolgung und Gewalt wird, dann ist es unerlässlich, von Menschen umgeben zu sein, die einem glauben. Aber in dieser Szene kommen plötzlich Zweifel auf, ob das gegenseitige Vertrauen noch vorhanden ist. Es war ein sehr berührender Moment. Als Harald Krassnitzer die Tränen kamen, hat Adele Neuhauser mitgeweint.

Ist Kommissarin Bibi Fellner das eigentliche emotionale Zentrum des Films?

Das große emotionale Thema des Films ist der Zusammenhalt zwischen den Kommissaren, die eine symbiotische Beziehung führen. Das bedeutet: Man kann ihr Leid zufügen, indem man ihn beschädigt. Beiden ist das Wohl des anderen so wichtig wie das eigene Befinden. Als Moritz Eisner zum Beispiel im Gefängnis sitzt, da kümmert er sich mehr um seine Kollegin als um sich selbst. Diese tiefe Freundschaft haben wir im Austausch mit den Schauspieler:innen zur Hauptrolle gemacht. Es gibt keinen Kampf darum, wer in der Geschichte wichtiger ist. Seine Ohnmacht und ihre Hingabe machen Bibi Fellner jedenfalls zur zentralen Ermittlerin des Krimis.

Würden Sie von einer idealen Partnerschaft der Kommissare sprechen?

So habe ich es tatsächlich empfunden. Ihre Beziehung reicht lange zurück, alle Stadien sind durchlebt und sämtliche Fragen nach Dominanz oder Macht schon abgearbeitet. Es ist einfach so, dass sie sich sehr gut kennen. Wir wollten auf keinen Fall die Geschichte erzählen, in der eine Frau so sehr an einem Mann hängt, dass sie bereit ist, alles für ihn zu tun. Nein, es beruht auf Gegenseitigkeit, und das Geschlecht spielt dabei keine große Rolle.

Haben Sie den „Tatort“ vor allem in der Nacht gedreht?

Dahinter stand die Idee, einen Film zu machen, der nicht so sehr auf graue, realistische Bilder setzt, sondern eine gewisse Überhöhung sucht. Gemeinsam mit meinem Kameramann Michael Schindegger habe ich ein visuelles Konzept erarbeitet. Darin bilden Neonlicht, nasse Straßen bei Nacht und eben Autofahrten einen roten Faden. Wir haben auch viel in Innenräumen ohne Tageslicht gedreht, um die Dunkelheit und die Isolation von der Welt drum herum darzustellen. Unsere Figuren müssen immer tief eintauchen, um irgendwo hinzukommen.

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