»In einem der für mich schönsten Momente im Film sind wir ganz nah auf Borowski und schauen einfach nur in sein Gesicht. Kein Dialog, keine Handlung. Wir betrachten ihn einfach nur zu einem Zeitpunkt im Film, wo er das Schicksalshafte eines weit zurückliegenden Ereignisses in seinem Leben begreift und diesem Moment vollkommen ausgeliefert ist. Es ist, als wenn er zurück katapultiert wird an den Tag, den er bis heute nicht verarbeitet hat. Für den er nie eine Erklärung gefunden hat. Ein traumatischer Moment, der ihn geprägt und in vielerlei Hinsicht zu dem gemacht hat, was er heute ist.
Ich war irrsinnig glücklich, als Axel mir diesen Moment geschenkt hat. Denn im Kern war es das, was mich beim ersten Lesen des Drehbuches so fasziniert hat. Ich habe einen Borowski gesehen, dem nach und nach die Mittel entgleiten, mit denen er gewohnt ist, seine Welt zu gestalten. Der unausweichlich auf einen Moment zusteuert, von dem er weiß, dass er ihn nicht kontrollieren kann und dem er nichts entgegen zu setzen hat. Und in der oben beschriebenen Szene erleben wir genau das. Ab da ist es für Borowski eine Reise ins Herz der Finsternis. Der Krimi wird zum Thriller, wird zu einem Film der Zwischentöne mit einem Spannungsmotor, der auf eine unausweichliche Begegnung zusteuert, die nicht gut enden kann. Getragen von einem Ensemble, allen voran Almila Bagriacik, die durch ihr feines und bedachtes Spiel die inneren Konflikte Borowskis zu spiegeln scheint, aber selbst in keinem Moment an Kraft und Klarheit verliert, und Axel Milberg, Stefan Kurt und die wunderbare Lena Stolze, die das Unheilvolle durch ihr konzentriertes Spiel ständig befeuern.
Unterstützt wird diese Verdichtung durch die Kamera von Phillipp Kirsamer. Der Wald als Schicksalsort, wild, unübersichtlich, dunkel, einsam. Die Stadtarchitektur, aufgeräumt, grafisch, sortiert. Starke Gegensätze. Nie ein Horizont. Beinah kammerspielartig bewegen sich die Protagonisten auf das unausweichliche Finale zu, wissend, dass es keine Wahrheit geben kann, die ausreicht, das Trauma zu lösen. Und wenn die Kamera am Ende den Horizont freigibt, dann hat es etwas Friedliches, doch nichts Versöhnliches.«
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