Gespräch mit Maria Furtwängler

Auf der richtigen Fährte? Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler)
Auf der richtigen Fährte? Charlotte Lindholm  | Bild: NDR / Frizzi Kurkhaus

Charlotte Lindholm

Charlotte Lindholm hat einen Traum, den sie mit vielen Frauen teilt, die zur Gruppe der "High Performer" gehören: einmal loslassen, die Kontrolle abgeben und das Risiko umarmen. Ein Blind Date mit einer Chatbekanntschaft soll es möglich machen. Wer so aufregende Liebesnachrichten schreibt, muss ein spannender Mann sein, denkt sie und macht sich heimlich auf den Weg nach Hamburg. Angst und Vorfreude halten sich die Waage, als sie in einem der renommiertesten Hamburger Hotels eincheckt. Aus dem Traum wird plötzlich ein Alptraum, denn der Mann, mit dem sie die Nacht verbringen wollte, ist tot, und sie ist voller Blut. Charlotte Lindholm steht unter Mordverdacht. Ein blutiges Messer in ihrer Handtasche erschüttert die Unschuldsvermutung.

Der Kontrollverlust ist total und Charlotte, die es gewohnt ist, die Fäden in der Hand zu halten, hat das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Niemand glaubt ihr, alles scheint sich gegen sie zu wenden: Genüsslich badet die furchtbare Hamburger Kollegin Jana Zimmermann in den Details ihrer Misere. Und wie die herumschnauzt, so ruppig war Charlotte selbst doch nie, oder? Wenigstens scheint der andere Ermittler für Argumente offen zu sein. Ruben Delfgau hört ihr immerhin zu. Ist zugewandt, freundlich, sogar manchmal witzig. Vertrauen in Männer ist allerdings in Charlottes Seele gerade ein rares Gut. Schritt für Schritt versucht sie, hinter das Geheimnis des geisterhaften Hotels zu kommen. Wieso passiert gerade ihr das? Und was weiß Udo Lindenberg, der ebenfalls Gast des Hauses ist, über die Hintergründe ihres Alptraumes?

Gespräch mit Maria Furtwängler

Udo Lindenberg zusammen mit Ihnen im "Tatort" – eine tolle Überraschung für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Wie kam es dazu?

Udo hatte mich 2019 gefragt, ob ich nicht bei MTV unplugged zusammen mit ihm auftreten möchte – ich bin fast vom Hocker gefallen vor Aufregung und Ehre (lacht). Danach stand mit einem Mal seine Idee im Raum: "Wie wär’s, wenn ich umgekehrt einmal in deinem ‚Tatort‘ auftreten würde?". Mir war rasch klar, dass Udo nicht einfach in irgendeine Rolle schlüpfen kann. Udo ist Udo, eben eine Ikone. Die Lösung bestand darin, für das Unikat Udo samt original Udo-Setting – seinem HotelZuhause – eine Geschichte zu erfinden, die Charlotte Lindholm aus ihrem gewohnten Umfeld herausholt. Auf dieser Grundidee fußend, hat unser Autor Uli Brée ein einzigartiges und witziges Drehbuch entwickelt.

"Alles kommt zurück" punktet aber nicht nur mit Udo Lindenberg, sondern rührt ein wildes Potpourri aus Ghoststory, Psychothriller, Hotelfilm, Tragödie und Komödie an – und bleibt dabei immer noch ein spannender Krimi. Wie haben Sie die vielseitige Darstellung erlebt?

Ich war bei "Alles kommt zurück" erstmals auch als Produzentin für den "Tatort" aktiv und habe mich daher auch mit der Regiefrage befasst. Ich hatte kurz zuvor als Schauspielerin mit Detlev Buck als Regisseur zusammengearbeitet. Aus beiden Erfahrungen wuchs rasch die Erkenntnis, dass die Kombi Udo Lindenberg und "Tatort" eine Regie mit sehr eigenwilligem, unkonventionellem Blick verdient. Die Wahl fiel da fast zwangsläufig auf Detlev Buck. Einerseits ist er ein Vollprofi, stets hundertprozentig vorbereitet und klar strukturiert am Set. Andererseits hat er den kleinen Jungen in sich bewahrt, der Freude an Überraschungen und Verrücktheiten hat. So öffnen sich am Set Räume, in denen Neues und Unerwartetes entstehen kann.

Kaum sucht Charlotte mal das Abenteuer außerhalb ihres gewohnten Alltags, schon steckt sie im tiefsten Schlamassel. Darf man die Kommissarin nicht aus den Augen lassen?

Bei Charlotte hat man schon manchmal das Gefühl, dass sie in partnerschaftlichen Dingen das Unglück gepachtet hat und aus ihrer Einsamkeit nicht recht herauskommt. Diesmal verwandelt sich ihre vermeintlich himmlische Romanze in einen Albtraum. Es ist ein bisschen wie bei Alice im Wunderland, wie sie da mit ihrem schönen blauen Kleid in die Luxuswelt des Hotels eintaucht und sich plötzlich in einem Paralleluniversum voller skurriler Charaktere wiederfindet, in dem sie selbst des Mordes verdächtigt wird. Über alledem thront ein omnipräsenter und doch nie ganz greifbarer Udo Lindenberg. Das ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche und unterhaltsame Mischung!

In einer intensiven Szene mit Ihrem heimlichen Ermittlungspartner, gespielt von Jens Harzer, lässt Charlotte tief in ihre Seele blicken. Überrascht es Sie immer noch, was Sie nach all den Jahren in dieser Figur entdecken?

Ich bin immer wieder dankbar für den Reichtum an Facetten, den ich mit der Figur Charlotte Lindholm erlebe. In "Alles kommt zurück" ist sie einmal mehr eine Suchende nach Zärtlichkeit und Lebendigkeit, die sich aber, wenn es darauf ankommt, enorm schwertut zu vertrauen.

Dann kommt zum großen Genre-Mix bei "Alles kommt zurück" auch noch eine "Lovestory" dazu.

Ja, allerdings eine Lovestory mitsamt "intimacy coach", das war für mich eine Premiere. Die zuständige Frau begann das Gespräch mit: "So, jetzt zeig bitte deinem Partner oder Partnerin, wo du angefasst werden möchtest und wo nicht". Danach wurde noch detailliert über das Küssen gesprochen. Ich habe rasch gemerkt, wie angenehm so klare Absprachen sind. Man fühlt sich freier – und sicherer, dass der Kollege einem nicht plötzlich irgendwo die Hand hinlegt, wo sie nicht hingehört – oder ich ihm! (lacht).

In der zweiten Frage haben Sie es bereits angedeutet – Sie treten erstmals auch als Ko-Produzentin des NDR mit eigener Filmfirma in Erscheinung. Was ist der Grund für Ihr neues Betätigungsfeld?

Während meiner langen Zeit als Schauspielerin ist der Wunsch gewachsen, mich stärker und frühzeitiger mit Filmprojekten zu befassen und eigene Geschichten zu entwickeln. Ich bin sehr froh, diesen Schritt beim "Tatort" und mit der von mir so geliebten Figur Charlotte Lindholm gegangen zu sein. Wir haben das Drehbuch gemeinsam mit dem Autor Uli Brée entwickelt, und ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, ein so sensationelles Team zusammen zu bekommen, neben Detlev Buck Bella Halben hinter der Kamera und so tolle Kollegen wie Jens Harzer oder Anne Ratte-Polle. Als Schauspielerin bin ich es gewohnt, dass nach dem letzten Drehtag Schluss ist. Das war diesmal dann doch sehr anders. Die ganzen Schritte wie Schnitt, Musik, Mischung intensiv zu betreuen, war herausfordernd und spannend zugleich. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, das mir der NDR, insbesondere Christian Granderath, hier geschenkt hat. Das alles wäre ohne die großartige Zusammenarbeit mit unserer Koproduzentin Kerstin Ramcke von Nordfilm, die die Produktion auch durchgeführt hat, nicht möglich gewesen.

Kann es passieren, dass die Schauspielerin Maria Furtwängler irgendwann auch einmal von der Regisseurin Maria Furtwängler geführt wird?

Ich liebe es zu spielen und fühle mich als Filmproduzentin sehr wohl. Ich habe kein Bedürfnis, jetzt oder in naher Zukunft auch noch Regie zu führen.

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