Interview mit Anneke Kim Sarnau

Sie spielt Kommissarin Katrin König im Polizeiruf 110

König (Anneke Kim Sarnau) und Bukow (Charly Hübner).
König und Bukow ermitteln als Team in Rostock. | Bild: NDR / Manju Sawhney

In "Wendemanöver" sagt König zu ihrem Partner Bukow: "Ich bin anders als normale Menschen. Sie sind auch anders, aber anders anders." Können Sie das erklären?

Es fällt beiden schwer, sich in der Gesellschaft zu bewegen. Bukow treibt sich am Rand herum, aber er kennt die Spielregeln der Mitte. König ist mittendrin, doch ihre Seele fliegt um sie herum und rotiert ein bisschen über den Rand hinaus. Bukow versucht, seine innere Balance zu finden, indem er dazwischenhaut oder irgendwo gegendonnert. Sie zieht sich lieber zurück.

König ist eigensinnig und körperlich topfit. Ist sie nicht der härtere Bulle?

Was man nicht so oft sieht: König mag Waffen und geht gern zum Schießtraining. Sie ist eine Waffenfetischistin, ohne militant zu sein. Es geht ihr aber mehr um die Konzentration, im richtigen Moment abzudrücken und ins Ziel zu treffen. Solche körperlichen Aktionen braucht sie, damit sie ihre Wut abbauen kann. Weil König nicht zuschlägt, muss sie halt anders agieren. Anders schlau. Sie kennt zwar die Straßenschläue aus ihrer Vergangenheit, aber sie ist dann doch eher wie ein Nerd – vollgestopft mit Wissen.

Bukow bewegt sich in "Wendemanöver" am Rand der Legalität. Ist König mehr Komplizin als Partnerin?

Ungewollt, und es macht König wahnsinnig, dass er sie in so krumme Sachen hineinzieht. Sie geht total in ihrem Job auf und findet seine Eskapaden unprofessionell. Doch eigentlich ist sie auch ein "wilder Charakter", aber sie zügelt sich, weil sie sich entschlossen hat "innerhalb" des Systems für Gerechtigkeit zu sorgen. Ab und an bricht es aber auch aus ihr heraus, dann zeigt sie ihre lockere Seite und verliebt sich wie zum Beispiel in "Wendemanöver".

Wie sieht König die Kollegen in Magdeburg?

Sie ist neugierig und erfreut, in Jochen Drexler einen kompetenten Kollegen vor sich zu haben. Natürlich ist der Mann in ihren Augen eigenartig, aber sief indet es dann doch wieder spannend, wie er arbeitet. Er ist ein gewissenhaft ermittelnder Beamter, aber ein ziemlich schräger Vogel. Die Doppelfolge erzählt einen Kriminalfall mit vielen Verflechtungen. Hätten Sie sich bei diesem Großprojekt so eine Pinnwand gewünscht, wie sie TV-Kommissare nutzen? Es war wirklich verrückt, weil ich ständig überlegen musste: Welche Szene ist schon abgedreht? Wie viel weiß ich in diesem Moment über diesen Verdächtigen? Die Dreharbeiten waren zum Teil sehr lustig. Mir kam es so vor, als ob wir ein Puzzle zusammensetzen würden. Zwei Teams, zwei Fälle, die sich zu einem verbinden, und jeder hat noch sein eigenes Ding laufen. Es ist bewundernswert, wie unser Regisseur Eoin Moore bei diesem Großprojekt alle Fäden zusammenhielt.

Schleifen Sie sich die Dialoge mundgerecht?

Das ist meist nicht nötig. Die Bücher von Eoin Moore sind in der Regel so klar, dass wir textgetreu arbeiten. Im Zusammenspiel nimmt man natürlich noch die eine oder andere Korrektur vor, wenn man merkt, hier würde ich lieber schweigen, da gern noch einen Satz hinzufügen. Eoin ist nicht so versessen darauf, dass man alles Wort für Wort sagt.

Warum spielen Sie so gern Polizistinnen?

Es gibt halt so viele Krimis (lacht). Katrin König mag ich einfach, weil sie ein vielschichtiger Charakter ist, mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten und einem spannenden Tiefgang. Spannend finde ich auch, als Fallanalytikerin trockene Fakten zu sammeln, zu verdichten und ein komplettes Verbrechen zu rekonstruieren. Es ist bestimmt irgendetwas Archaisches, aber ich habe schon als Kind gern Rollen gespielt, Cowboy und Indianer, Gut und Böse. Das Schießtraining bei den Rollenvorbereitungen finde ich zum Beispiel interessant, weil es nicht nur ums Schießen geht, sondern, weil man seine flatterhaften Gedanken auf einen Punkt bringen muss. Ich bin, glaube ich, auch Schauspielerin geworden, weil man sich dadurch am Rand der Gesellschaft bewegen kann (lacht).

Wie sehen die Rostocker ihren "Polizeiruf"?

Die Rostocker mögen uns ziemlich, denke ich, besonders den Charly! Es wundert mich manchmal, dass sie sich nicht beschweren, diese oder jene Szene wurde ja gar nicht in Rostock gedreht! Wir freuen uns immer sehr, wenn wir in der Stadt sind. Es ist genial, dass wir den Rostocker "Polizeiruf" machen dürfen.

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