Fragen an Claudia Michelsen

Lemp (Felix Vörtler), Brasch (Claudia Michelsen) ermitteln am Fundort des Fahrrades.
Lemp, Brasch ermitteln am Fundort des Fahrrades. | Bild: MDR / Stefan Erhard

Claudia Michelsen spielt Hauptkommissarin Doreen Brasch

Was war für Sie das Besondere an dieser Arbeit?

Tatsächlich war es ein großer Wunsch von mir mit Barbara Ott zusammen arbeiten zu können. Dazu kam natürlich das Buch von dem von mir so verehrten Jan Braren, mit dem wir ja schon bei dem Film „Der Verurteilte“ großartig zusammenkommen durften. Das sind Perlen zwischendurch. Ich finde „Ronny“ eine sehr besondere Arbeit, da wir hier als bestehendes Team wirklich sehr moderat den Rahmen geben dürfen für diese Geschichte. Im besten Sinne sind wir Gastgeber für das Erzählte. Das funktioniert nicht immer und manchmal braucht es natürlich auch die andere, die direktere, beteiligtere Erzählweise. Aber ich denke mal, die Abwechslung macht es auch aus.

Dazu kam natürlich die außerordentliche Besetzung, vor Allem mit Valentin Oppermann, Ceci Chuh, Thomas Schubert oder auch Maja Schöne und vielen anderen. Die Geschichte wird getragen von ihren Spielern.

Brasch hat selbst eine Geschichte mit Kinderheimen. Warum wurde das bisher nicht wirklich erzählt?

Ja, das ist ein altes Thema. Oft schon wollten wir ihre Vergangenheit, ihre Zeit im Kinderheim, in Geschichten einbauen. Es ist uns bisher nicht gelungen, aber vielleicht auch, weil wir vermeiden wollen zu sehr in die privaten Geschichten des Hauptcasts zu gehen. Daher bleibt es auch in „Ronny“ nur eine Ahnung. Aber mal sehen was uns noch begegnet und wer weiß, vielleicht wird dieser Teil von Braschs Vergangenheit doch noch berührt.

Brasch und Lemp geraten aneinander. Der Fall „Ronny“ erinnert an einen anderen Fall aus der Vergangenheit. Was löst die Erinnerung daran in Kommissarin Brasch aus?

Es wird wieder ein Kind vermisst. Eine Erinnerung an einen anderen Fall kommt hoch, die schmerzhaft ist, weil sie damals falsch agiert haben und dadurch das Kind nicht retten konnten. Eine Last, die man nie mehr los wird. Die Schuld, die man mit sich herumträgt. Die Angst steht nun im Raum, jetzt das Richtige zu tun; daher geraten sie aneinander, weil man eben auch manchmal nicht weiß, was das einzig Richtige ist.

Brasch (Claudia Michelsen) befragt Sabine, diese sagt endlich die Wahrheit.
Brasch befragt Sabine, diese sagt endlich die Wahrheit. | Bild: MDR / Stefan Erhard

Kurzinfo zu Claudia Michelsen

Claudia Michelsen wurde in Dresden geboren und absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie debütierte bereits während ihrer Studienzeit 1988 im Kinofilm „Die Besteigung des Chimborazo“ und an der Berliner Volksbühne, an der sie noch während ihrer Studienzeit engagiert wurde.

Sie arbeitete auch am Deutschen Theater und der Schaubühne mit den renommiertesten Regisseuren. 1991 spielte sie in der deutsch-französischen Ko-Produktion „Allemagne Neuf zero“ unter der Regie von Jean-Luc Godard. 1995 wurde sie für die Hauptrolle in dem Fernsehspiel „Das schafft die nie“ als beste Nachwuchsdarstellerin mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet. Es folgen Arbeiten wie „Der Tunnel“, „Todesspiel“ und „12 heisst: ich liebe dich“, für den sie 2008 mit dem Fipa d`Or als beste Schauspielerin geehrt wurde. 2013 gewann Claudia Michelsen für ihre Darstellung in dem Zweiteiler „Der Turm“  den Hessischen Filmpreis, die Goldene Kamera, einen Bambi für das Ensemble und den Grimme Preis.  2014 folgte der zweite Grimme Preis für die Romanverfilmung „Grenzgang“ von Stephan Thome.

Im Kino war Claudia Michelsen u.a. in „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ zu sehen und in Philipp Leinemanns „Das Ende der Wahrheit“ oder in Aelrun Goettes „In einem Land, das es nicht mehr gibt“.

Seit 2013 ermittelt sie regelmäßig im Polizeiruf 110 in Magdeburg als Hauptkommissarin Doreen Brasch. Sie verkörpert Caterina Schöllack in der auch international erfolgreichen „Kudamm“- Reihe, die in 2024 mit einer vierten Staffel fortgesetzt wird.  2021 erhielt sie beim Festival des deutschen Films den Preis für Schaupielkunst und wurde im gleichen Jahr mit der Goldenen Henne ausgezeichnet. Neben ihrer Filmkarriere liest Claudia Michelsen Werke national und international bekannter Autor:Innen und spricht Hörbücher ein.

Claudia Michelsen engagiert sich für das christliche Kinder- und Jugendhilfswerk e.V. „Die Arche“.

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