Fragen an STEFFEN SCHROEDER

Jeanny (Therese Riess) wird von ihrem Lehrer Mark (Steffen Schroeder) gelobt
Jeanny wird von ihrem Lehrer Mark gelobt | Bild: MDR/ORF/Rowboat / Anjeza Cikopano

Was ist für Sie die wichtigste Charaktereigenschaft Ihrer Figur Mark Eichhorn?

Mark Eichhorn ist ein lebensbejahender Mensch, der eigentlich sehr patent ist und auf die meisten Dinge eine Antwort hat. Bei den Schülern ist er beliebt, nicht umsonst ist er Vertrauenslehrer. Dass ihm nun das Schlimmste widerfährt, was einem Vater passieren kann, bringt ihn und die ganze Familie in jeder Hinsicht völlig aus dem Konzept.

Als Gymnasiallehrer gibt Mark seiner Schülerin Jeanny Nachhilfe in Mathe – wie würden Sie sein Verhältnis zu Jeanny beschreiben?

Ein sehr herzliches Verhältnis, Jeanny gehört fast schon zur Familie. Es ist ihm ein Herzensanliegen, sie auch schulisch zu unterstützen.

Marks ältere Tochter Carla ist eines der vier Mädchen, die in Mödling verschwunden sind. Wie geht Mark damit um?

Anders als seine Ehefrau, versucht er das Schreckliche zu akzeptieren: Nach zwei Jahren des Hoffens und Bangens hat er sich entschieden zu akzeptieren, dass man davon ausgehen muss, dass Carla tot ist. Für Mark ist es die einzige Möglichkeit, einen Umgang mit dieser furchtbaren Situation zu finden.

Wie steht Mark zu der Bürgerwehr „Schutzengel“, die seine Frau Kristina ins Leben gerufen hat?

Die Bürgerwehr sieht Mark sehr kritisch. Sie verkörpert für ihn den Weg, den seine Frau geht: Misstrauen allen gegenüber, vor allem gegenüber der Polizei.

Welche Auswirkungen hat Carlas Verschwinden auf die Ehe von Mark und Kristina?

Die beiden gehen ganz unterschiedlich mit diesem Trauma um: Während Kristina an jedem noch so kleinen Hoffnungsschimmer festhält, wird sie im Laufe der Zeit zusehends bitterer. Die Ungewissheit, der ständige Schwebezustand, reibt sie vollends auf. Mark versucht, die wesentlich wahrscheinlichere Möglichkeit, dass Carla tot ist zu akzeptieren. Und damit endlich trauern und dieses Trauma irgendwie verarbeiten zu können. Für ihn ist es die einzige Möglichkeit des Überlebens. In meinen Augen ist dieses Dilemma im Film sehr gut und realistisch beschrieben. Auch im wirklichen Leben gehen Beziehungen nach dem Verlust eines Kindes durch einen Unfall, eine Krankheit oder gar eine Gewalttat häufig zu Bruch. Da die Eltern unterschiedliche Wege der Verarbeitung finden und sich im Zuge der Trauerbewältigung häufig gegenseitig verlieren.

Können Sie die Ängste der Eltern in Mödling nachvollziehen? Wie stehen Sie zu sog. Bürgerwehren?

Die Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen. Eine Bürgerwehr ist mir vom Grundgedanken her trotzdem sehr unsympathisch. Und dass sich in solch einer Situation Dynamiken, wie im Film dargestellt, entwickeln, halte ich für recht wahrscheinlich. Manche Dinge sollte man doch lieber der Polizei überlassen.

Als Marks jüngere Tochter Luzia auch noch verschwindet, hält er Johannes Bachmann für den Täter und greift zu drastischen Maßnahmen. Wie haben sich die Dreharbeiten dieser Szenen als Teil eines entfesselten Mobs angefühlt?

Unheimlich. Es ist schon eine eigenartige Dynamik, die sich da entwickelt. Vor allem, weil sie gleichzeitig so greifbar ist. Die meisten Eltern würden ja nahezu alles für ihr Kind tun.

Die Drehbuchautoren wurden von dem Falco Hit „Jeanny“ zu diesem Film inspiriert. Der Song führte 1986 – da waren Sie ungefähr 12 Jahre alt – die Charts an und war ein großer Skandal. Welche Verbindung haben Sie zu Falcos Musik?

Der Song erinnert mich natürlich sofort an meine Jugend. Wir waren ja alle große Falco-Fans. Über den Text habe ich mir damals keine Gedanken gemacht, ich fand Falco einfach nur cool. Und wenn die Eltern etwas hatten, worüber sie sich aufregen konnten, hat einen das in diesem Alter ja auch gefreut.

Gibt es eine Szene im Film, die Ihnen nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?

Die Geburtstagsfeier für unsere verschwundene, mutmaßlich verstorbene Tochter. Ich habe ja selbst drei Kinder und sich in diese Situation zu versetzen, empfand ich als furchtbar. Aber das ist es eben auch.

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