Interview mit Marie Gruber

Uschi Müller

Uschi beim Krankentransport, ihre Mitbewohner sehen ihr nach
Die Rolle der Schlaganfall-Patientin Uschi war für Marie Gruber eine große Herausforderung.  | Bild: ARD Degeto / Martin Menke

Was war für Sie die größte Herausforderung bei Ihrer Filmrolle Uschi?

Eine mögliche Art der Darstellung nach dem Schlaganfall zu finden, die wahrhaftig wirkt, glaubhaft, nicht lächerlich.

Wie haben Sie sich auf die Rolle der Schlaganfall-Patientin vorbereitet?

Eine Freundin, die selbst große Erfahrung mit Schlaganfallpatienten hat, hat mir sehr viel erzählt über schwere und leichtere Fälle, über Rehabilitationsmöglichkeiten bei Sprachstörungen und halbseitiger Lähmung, wie es bei Uschi angedacht war. Über die psychologischen Betreuungsmöglichkeiten für Patienten, über die Unterschiedlichkeit des Wollens und der Mühen, der Anstrengungen, gesund und mobil zu werden und wieder sprechen zu lernen. Sie hat mir sehr geholfen. Und Regisseurin Dagmar Seume hat mir Tipps gegeben, wo ich kleine Beispielfilme über solche Fälle sehen kann. Aber noch eine Person war für mich unverzichtbar, meine Maskenbildnerin Christina Holstein. Vor jedem Dreh der einzelnen Einstellungen hat sie mit ihren Händen die linke Gesichtshälfte nach oben gezogen und die rechte, die "gelähmte", nach unten. Ihre Hände waren immer kühl, ich konnte mich konzentrieren und es stellte sich ein "innerer Winkel" ein. Es war großartig.

Uschi braucht Hilfe beim Waschen, Anziehen und auch beim Toilettengang – hat diese Rolle etwas in Ihrem eigenen Denken in Bezug auf Pflege verändert?

Ich hatte mal einen Bruch in der Schulter, der nicht vergleichbar ist mit einem Schlaganfall, aber ich konnte mich an die Hilflosigkeit erinnern. Es ist schwierig und auch peinlich, einen nicht so vertrauten Menschen um Hilfe zu bitten. Mein Denken und Mitfühlen hat sich nicht verändert. Ich wollte Uschi unbedingt spielen, über viele Wochen war sie täglich der erste Gedanke nach dem Aufwachen und der letzte vorm Einschlafen.

Es gibt mit Uschi auch einige komische Szenen im Film, z. B. als die Männer versuchen, sie samt Rollstuhl die Treppe hochzuhieven. Hatten Sie nicht Angst, dass Ihre Kollegen Sie fallen lassen?

Nein, kein einziges Mal! Es gibt ja mehrere Szenen, die recht rasant bewältigt wurden, aber ich habe meinen Kollegen, allen voran Paul Faßnacht, sehr vertraut. Paul musste ganz schön buckeln, ich wiege auch nicht nur dreißig Kilo, aber er hat das toll gemacht.

Wäre eine WG mit Gleichgesinnten für Sie ein vorstellbares Lebensmodell im Alter?

Ja, das ist es in der Tat. Ein Lottogewinn würde helfen, ein Haus zu kaufen, weil die Rentenentwicklung nicht so aussieht, als dass man so eine Immobilie aus der Kaffeekasse bezahlen kann. Aber an der Idee hänge ich immer wieder fest.

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