Statement der Redaktion

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Hans Löhr ist sieben Jahre alt, als er zum ersten Mal Erich Kästners "Emil und die Detektive"“ liest. Er ist vom ersten Moment an ein glühender Verehrer des Autors und schreibt ihm einen Brief. Das ist der Beginn dieser ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Jungen aus kleinen Verhältnissen und einem Bonvivant und kritischen Intellektuellen, der zunächst einmal gar keine Lust auf Kinder hat. Dorothee Schön hat diese unbekannte Episode aus Erich Kästners Leben entdeckt und ist ihr über einen langen Zeitraum hartnäckig und mit Liebe zum Detail nachgegangen. Die Produzenten Roswitha Ester und Torsten Reglin haben sie über alle Höhen und Tiefen auf ihrem Weg unterstützt und sie dramaturgisch begleitet. Allen dreien ein herzliches Dankeschön für dieses besondere Stück Fernsehen, das dadurch entstanden ist.

Wolfgang Murnberger ist es durch seine einfühlsame Regie gelungen, die Künstler- und Intellektuellenszene der 1930er und 1940er Jahre stilsicher zu gestalten und uns gleichzeitig einen Blick in die Seele eines Jungen werfen zu lassen, der auf der Suche nach einer Vaterfigur ist. So ist ein wunderschönes und herzzerreißendes Plädoyer für die Freundschaft in schwieriger Zeit entstanden, das wir unserem Publikum in der Weihnachtszeit zeigen möchten und auf das wir gemeinsam stolz sind.

Claudia Grässel, ARD Degeto, Götz Schmedes, WDR, Sabine Weber, ORF

Statement der Drehbuchautorin

Erich Kästner bedeutet mir persönlich besonders viel. Nicht nur wegen seines pointierten Stils, seiner originellen Plots und seiner Affinität zum Film, sondern auch, weil er während des "Dritten Reiches" das getan hat, von dem ich ahne, dass ich es wohl auch getan hätte: "Ich habe zwölf Jahre lang ein ironisches Gesicht gemacht und den Stammtisch im Leon "gehalten." Kästner ist nicht emigriert, er hat sich den Nazis aber auch nicht angepasst. Kein Held, aber auch kein Mitläufer, sondern ein notorisch Hoffender. Das Besondere an der Arbeit zu diesem Drehbuch ist für mich aber die Entdeckung von Hans Löhr, der bisher nur eine kleine literaturgeschichtliche Fußnote war.

Sein Schicksal ist das von tausenden Kindern im "Dritten Reich", die Kästners Bücher geliebt haben und nicht das Glück hatten, den Frieden zu erleben, für den der Pazifist Kästner immer geschrieben hat. Von Löhrs Schicksal zu erzählen, bedeutet etwas zu erzählen über Freundschaft, Integrität, Wahrheitsliebe und Mut in schwierigen Zeiten. Ich habe 2004 begonnen, an diesem Drehbuch zu arbeiten. Noch nie hat einer meiner Stoffe von der ersten Idee bis zum fertigen Film länger gedauert. Trotzdem ist die Geschichte nicht aus der Mode gekommen. Im Gegenteil: Sie ist leider heute wesentlich aktueller denn je, denn ihre Botschaft deckt sich mit Kästners Erkenntnis zur Genese des "Dritten Reichs": "Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. […] Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. Das ist die Lehre, das ist das Fazit dessen, was uns 1933 widerfuhr. […] Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben. Es ist eine Angelegenheit des Terminkalenders, nicht des Heroismus". So gesehen sollten alle Kulturschaffenden dringend in ihren Terminkalender sehen, angesichts von Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz, Hass und Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses. Gerade, wenn sie ahnen, dass sie in Zukunft nicht zum Helden taugen.

Dorothee Schön

Statement des Regisseurs

Als ich das Drehbuch zu "Kästner und der kleine Dienstag" las, war ich vom Buch und von den wahren Begebenheiten, die dieser Geschichte zu Grunde liegen, sofort tief berührt. Das Drehvorhaben birgt alle Fallen eines Biopics, welche diese Filme immer zur Herausforderung machen. Die lange Zeitspanne, die wir erzählen, erforderte ein stetiges Abwägen zwischen Authentizität und dramaturgischer Verdichtung. Ich bin froh, dass wir 100 Minuten hatten, um diese umfangreiche und vielschichtige Geschichte zu erzählen. Es war ein Glück, so gute Kinderdarsteller zu finden und mit Hauptdarsteller Florian David Fitz einen engagierten Mitstreiter an der Seite zu haben.

Wolfgang Murnberger

Statement der Produzenten

Erich Kästner ist seit Jahrzehnten eine feste literarische Größe für Kinder und Erwachsene, seine klare Sprache und universelle Moralvorstellung wirken generationenübergreifend. Das feinsinnige Drehbuch von Dorothee Schön erzählt den Menschen Kästner und stellt offen und urteilsfrei die Frage nach der gelebten Moralität des Moralisten. In diesem Kontext spiegeln Florians Charme und Ironie den jungen, wilden Literaten Kästner, nicht den Märchenonkel, der er später für viele wurde. Geführt von Wolfgang Murnberger zeigt das gesamte wunderbare Ensemble, wie schwer es ist, in unmoralischen Zeiten einem moralischen Kompass zu folgen.

Roswitha Ester und Torsten Reglin

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