SENDETERMIN So., 29.09.24 | 23:05 Uhr | Das Erste

ttt – titel, thesen, temperamente

Die Menschen hinter den Opfern – Lee Yarons "Israel, 7. Oktober":

Bekannt geworden ist sie für ihre investigativen Reportagen in der Zeitung „Haaretz“ über Korruption, Armut oder Migration. Mehrere erfolgreiche Theaterstücke hat sie inszeniert, die dem Schicksal marginalisierter Gruppen in Israel und dem Nahen Osten gewidmet sind. Jetzt hat Lee Yaron, die abwechselnd in Tel Aviv und New York lebt, den erschütternden Tatsachenbericht eines Massakers geschrieben, zu Deutsch „Israel, 7. Oktober. Protokoll eines Anschlags“. Auf Basis von zahlreichen Interviews mit Angehörigen und Überlebenden rekonstruiert sie den Großangriff der Hamas auf Israel am Schabbat des 7. Oktober 2023. Minutiös schildert sie, was an diesem Tag passierte, vom Musikfestival „Tribe of Nova“ über ein Beduinendorf bis zum Kibbuz Kfar Aza. Zwölf Kapitel mit beeindruckenden Porträts der ermordeten Frauen, Männer und Kinder. Sie lässt die Opfer selbst zu Wort kommen, interviewt Angehörige und Überlebende, dokumentiert Telefonate und Nachrichten, die dem Tod dieser Menschen manchmal nur Sekunden vorausgingen. Der Staat Israel konnte an diesem Tag seine Bürgerinnen und Bürger nicht schützen. Yarons Buch ist ein Buch der Anklage, der Trauer und der Erinnerung. "ttt" hat die Autorin bei einer Lesung aus ihrem Buch in New York getroffen. (Autor: Matthias Morgenthaler)

Keine Einheit für die Wippe – die Farce um das Einheitsdenkmal in Berlin:

Es steht immer noch nicht da: das Freiheits- und Einheitsdenkmal für die friedliche Revolution und deutsche Wiedervereinigung auf dem Berliner Schloßplatz. 1998 von einer Gruppe von einstigen DDR-Bürgerrechtlern initiiert, 2007 vom Bundestag beschlossen, sollte es zunächst am 3. Oktober 2019, dann am 3. Oktober 2022 und zuletzt dieses Jahres endlich fertig sein. Aber der Bau ruht, die beteiligten Firmen haben Insolvenz angemeldet, die Kosten explodieren. Das Denkmal, eine begehbare tonnenschwere Schale der Demokratie, die sich durch „Bürger in Bewegung“ langsam nach beiden Seiten neigen kann, droht zum Denkmal seines Scheiterns zu werden und die ewige Baustelle zum Sinnbild deutsch-deutscher Kalamitäten. Darüber hat "ttt" mit Befürwortern und Kritikern und bewegten Bürgerinnen und Bürgern von einst gesprochen: Marianne Birthler, Wolfgang Thierse und Ingo Schulze. Und mit dem französischen Fotografen der Agentur Ostkreuz, Maurice Weiss, der eigentlich die Errichtung des Freiheits- und Einheitsdenkmals dokumentieren wollte. Doch wenn er aktuell durch den Sucher seiner Kamera auf die tote Baustelle schaut, sieht er bis auf den Sockel, wo die DDR einst den letzten deutschen Kaiser weggesprengt hatte: nichts. (Autorin: Marion Ammicht)

Berührendes Musikporträt: "ZUCCHERO – Sugar Fornaciari":

Ein Bauernsohn aus einer ärmlichen Gegend der Emilia Romagna entdeckt im Sound der Kirchenorgel seine Liebe zur Musik, versucht es selbst als Schlagerfuzzi, scheitert krachend, nimmt einen neuen Anlauf mit Blues, übersteht die jahrelange Depression nach einer gescheiterten Liebe und wird mit „Senza Una Donna“, ohne eine Frau, aber unterstützt von prominenten Kollegen wie Sting oder Bono, zum international gefeierten Rockstar, dem einzigen italienischen Vertreter dieser Zunft: Das ist die Geschichte des Adelmo „Sugar“ Fornaciari, in arte Zucchero – jetzt als in Bauch und Beine, vor allem aber zu Herzen gehende Musikdoku im Kino. (Autor: Andreas Lueg)

Von unmöglichen Chancen – Spielfilm und TV-Doku "Ein Mann seiner Klasse":

Was bedeutet es, in einem reichen Land in Armut aufzuwachsen? Der Film "Ein Mann seiner Klasse" erzählt davon. Von dem zehnjährigen Christian, seiner Familie und dem Ergreifen einer Chance, die es eigentlich gar nicht gibt. Auf der Basis des autobiographischen Romans von Christian Baron über seine Jugend in Kaiserslautern entstand der gleichnamige Fernsehfilm in der Regie von Marc Brummund (Drehbuch Nicole Armbruster, Marc Brummund). Kaiserslautern, im Sommer 1994. Für den zehnjährigen Christian, dessen Vater Ottes die fünfköpfige Familie als Möbelpacker durchbringen muss, ist ein Ausflug in den Freizeitpark die absolute Ausnahme. Und ein Urlaub jenseits der eigenen vier Wände ist eine Illusion. Die unerwartete Gymnasialempfehlung für den aufgeweckten Christian stellt die Familie und das Jugendamt vor Probleme. Kann, darf ein Junge die Klasse seines Vaters und Großvaters verlassen? Gelingt ihm der Aufbruch aus einem scheinbar vorbestimmten Lebensweg? "ttt" im Gespräch mit dem Romanautor Christian Baron, Regisseur Marc Brummund und Schauspieler Leonard Kunz. (Autor: Lutz Pehnert)

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So., 29.09.24 | 23:05 Uhr
Das Erste

Produktion

Mitteldeutscher Rundfunk
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