SENDETERMIN So., 18.02.24 | 23:40 Uhr

Deutsche Filme im Wettbewerb der Berlinale

Deutsche Filme im Wettbewerb der Berlinale | Video verfügbar bis 18.02.2025 | Bild: Pandora Film / Frederic Batier

Berlinale-Stammgast Andreas Dresen widmet sich in seinem neuen Film dem antifaschistischen Widerstandskampf. Basierend auf der wahren Geschichte von Hilde und Hans Coppi, die 1943 in Berlin Plötzensee hingerichtet wurden. Der Film rückt Hilde in den Mittelpunkt, eine zaghafte, zurückhaltende Frau ohne Ambition zum Heldentum. Sie ist im achten Monat schwanger, als sie verhaftet wird. Ihr Kind wird im Gefäng­nis geboren. Hilde wird es nur wenige Monate erleben. "In Liebe, Eure Hilde" ist ein leiser Film, der nicht historisiert, sondern sich in eine zeitlos aktuelle Auseinandersetzung begibt, über Anstand und Widerstand. 

Nach 12 Jahren ist auch Regisseur Matthias Glasner im Wettbewerb vertreten. Der Film "Sterben" ist ein komplexes, überbordendes, intensives, dreistündiges Familienepos über die Unverschämtheit des Todes und die Herausforderung des Lebens.

"In Liebe, Eure Hilde" von Andreas Dresen

Regisseur Andreas Dresen
Regisseur Andreas Dresen  | Bild: Das Erste

Eine neue Sprache lernen gegen den Faschismus. Gegen den Krieg. Hans Coppi will Funker werden, um von Berlin aus strategisch wichtige Nachrichten in die Sowjetunion zu senden. Hilde ist in ihn verliebt. Sie wird ihm dabei helfen. Dieser Film schickt seine Zuschauer nicht ins Museum. Er erzählt, wie aus Naivität Mut wird, wie Anstand zu Widerstand wird. "Das ist ein intuitives Herangehen an Widerstand, kann man sagen, deshalb nicht weniger wertvoll oder nicht weniger richtig, sondern vielleicht gerade das Entscheidende, einen inneren Kompass zu besitzen und auf Gesellschaft, mit der man zu tun hat, zu reagieren", erzählt Regisseur Andreas Dresen.

Hilde und Hans Coppi gehören zu einem Widerstandskreis

Hans Coppi jr. ist mit Schauspielerin Liv Lisa Fries auf dem Roten Teppich der Berlinale.
Hans Coppi jr. ist mit Schauspielerin Liv Lisa Fries auf dem Roten Teppich der Berlinale. | Bild: Das Erste

Berlin 1942. Es ist ihr letzter Sommer in Freiheit. Hilde und Hans Coppi gehören zu einem Berliner Widerstandskreis junger Menschen. Die Gestapo zählt sie zu einem geheimen Netzwerk und fahndet nach ihnen unter dem Synonym "Rote Kapelle". "Es ist ja auf der einen Seite faszinierend und auf der anderen Seite erschreckend, wie gerade die Geschichte der Roten Kapelle im Kalten Krieg von den jeweiligen Systemen instrumentalisiert worden ist. Im Osten waren es die kommunistischen Widerstandskämpfer allererster Güte. Im Westen waren es lange die Vaterlandsverräter. Und zwar bis lange nach dem Mauerfall. Erst 2009 hat der Bundestag die NS-Urteile gegen die Rote Kapelle revidiert. Und insofern hoffe ich, dass wir diesen Menschen etwas von ihrer Würde zurückgeben können, indem wir ihre Geschichten so erzählen, dass sie als Menschen zu Tage treten und nicht als Handelnde im Auftrag eines wie auch immer gearteten Systems", so Dresen.

Hilde Coppi wird festgenommen

Hilde Coppi ist im achten Monat schwanger, als sie festgenommen wird. Im Gefängnis bringt sie ihren Sohn zur Welt. Hilde Coppi wird am 5. August 1943 hingerichtet. 81 Jahre später steht ihr Sohn Hans Coppi jr. mit Liv Lisa Fries, der Darstellerin seiner Mutter, auf dem Roten Teppich der Berlinale.

"Sterben" von Matthias Glasner

Schauspieler Lars Eidinger in "Sterben" von Matthias Glasner
Schauspieler Lars Eidinger in "Sterben" von Matthias Glasner | Bild: Port au Prince, Schwarzweiss, Senator / Jakub Bejnarowicz

Der zweite deutsche Film im Wettbewerb heißt "Sterben". Wie die Komposition, die der Dirigent Tom Lunies zur Uraufführung bringen will. Wer wollten wir sein? Wer sind wir geworden? Was ist die Bilanz vor dem Tod? Um nicht weniger geht es. Sterben – das ist auch der Alltag von Toms Eltern. Zwei Menschen, aus denen das Leben weicht, schleichend und unbarmherzig.

Höhepunkt des Films: ein über 15-minütiger Dialog

Corinna Harfouch und Lars Eidinger in "Sterben" von Matthias Glasner
Corinna Harfouch und Lars Eidinger in "Sterben" von Matthias Glasner | Bild: Port au Prince, Schwarzweiss, Senator / Jakub Bejnarowicz

Fluch und Segen der Kinder sind ihre Eltern. Das Gespräch zwischen Tom und seiner Mutter, ein über 15-minütiger Dialog, ist der zutiefst ergreifende, kaum aushaltbare Höhepunkt des Films. "Wenn einer Mutter klar wird, ich liebe mein Kind nicht, wenn das einer Mutter widerfährt, dann glaube ich daran, dass das eine so große Leerstelle ist, die dann mit irgendetwas gefüllt wird. Das ist auf jeden Fall ein geheimer Schmerz, mit dem eine solche Frau durchs Leben geht. Der Schmerz drückt sich ja dann oft aus, indem man wie so ein Panzer durch die Gegend läuft", erzählt Schauspielerin Corinna Harfouch. Für Schauspieler Lars Eidinger ist es die zentrale Szene: "Da kriegt man eine Ahnung, wie ambivalent dieses Verhältnis ist. Dass es eben nicht so einfach ist zu sagen, meine Eltern haben was falsch gemacht, sondern dass es oft in der besten Absicht passiert oder aus einer Unfähigkeit, dass es aber letztendlich das ist, was uns ausmacht und was uns prägt. Die Beziehung zu den Eltern ist, was unsere ganze Persönlichkeit ausmacht."

"Sterben" ist ein brutaler, liebevoller Film über das schmerzende Leben.

Autor: Lutz Pehnert

Stand: 19.02.2024 09:47 Uhr

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So., 18.02.24 | 23:40 Uhr

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Rundfunk Berlin-Brandenburg
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