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USA: Der bessere Trump? Ron DeSantis – Präsidentschaftskandidat

USA: Der bessere Trump? DeSantis: Präsidentschaftskandidat | Bild: picture alliance / AA | Paul Hennessy

Floridas Gouverneur Ron DeSantis gilt als "der bessere Trump". Der republikanische Rechtsaußen pöbelt nicht in der Öffentlichkeit wie Ex-Präsident Trump, setzt den Kulturkampf gegen die liberalen Werte aber mit großer Entschlossenheit fort. In Floridas Schulen sind inzwischen Bücher verboten, in denen rassistische, sexistische oder soziale Diskriminierung diskutiert werden. Lehrkräften ist es untersagt, im Unterricht Diskriminierung auf Grund von Hautfarbe zu thematisieren. Jetzt will DeSantis US-Präsident werden.

Wegziehen aus Florida will er eigentlich nicht. Trotzdem packt Micah Desiante Umzugskisten. Mit all seinen Büchern, die ihm als Lehrer besonders am Herzen liegen. Er zieht zurück in seine Heimat New Jersey. Die hat er vor 14 Jahren verlassen – damals noch als Frau. "Ich möchte nicht wegziehen. Hier habe ich eine Familie gegründet. Hier habe ich meine Kinder adoptiert. Meine Tochter Jada könnte jeden Tag ihr Baby bekommen. Sie ist diese Woche ausgerechnet. Ich bin hier nicht mehr sicher."

DeSantis führte "Don't say Gay"-Gesetz ein

Regenbogen-Farben auf eine Straße und ein kleines Bild von Ron DeSantis.
In Florida wird Vilefalt gelebt - Ron DeSantis hat ihr den Kampf angesagt. | Bild: NDR

Seit letztem Jahr macht er eine Geschlechtsangleichung von einer Frau zum Mann. Vor wenigen Wochen hat der republikanische Gouverneur Ron DeSantis ein Gesetz unterzeichnet, dass es Transgendern wie Micah erschwert, die dafür nötigen Medikamente zu bekommen. Seine reichen noch für wenige Wochen. Das Leben hier ist teuer geworden. Vor allem aber will Micah weg aus dem Staat, in dem er sich als Mensch nicht mehr akzeptiert fühlt. Und in seinem Job als Lehrer angegriffen. "Ich stehe im Kreuzfeuer. Sogar an meiner Schule, die mich unterstützt, hat sich eine Mutter über mich beschwert. Ich will mir nicht vorstellen, wie das in diesem politischen Klima andere Leute ermutigen wird. Gefühlt habe ich eine Zielscheibe auf dem Rücken." Durch DeSantis' Gesetze können sich Eltern offiziell über Lehrerinnen und Lehrer wie Micah beschweren. Das kann Lehrkräfte den Job kosten.

Florida, der Sunshine State, mit Sonne, Palmen, Strand. In Städten wie Miami Beach wird Vielfalt gelebt – unabhängig von Hautfarbe oder sexueller Identität. DeSantis hat all dem den Kampf angesagt. Mit seinem sogenannten Don't say Gay (Sag nicht Schwul)-Gesetz verbietet er an öffentlichen Schulen Unterricht zu sexueller Orientierung und Geschlechter-Identität. Und der Gouverneur hat der Indoktrination durch die woke Linke – wie er es nennt – den Kampf angesagt. 

Konservative feiern DeSantis

Eine Frau spricht in die Kamera.
Catalina Stubbe unterstützt DeSantis. | Bild: NDR

Konservative wie Catalina Stubbe feiern ihn dafür. Die Mutter von vier Kindern engagiert sich in der ultra-koservativen Organisation Moms for Liberty. Die versucht im ganzen Land durchzusetzen, dass Bücher zum Beispiel zu Rassismus und vielfältigen Lebensentwürfen aus Schulen verschwinden. Wie dieses Aufklärungsbuch: Drei Highschools nahe Catalinas Wohnort mussten es aus ihrer Bibliothek entfernen. Auch der Gouverneur stört sich am Buch. Die Darstellungen: zu explizit, zu deutlich. "Wenn man Kinder nicht gerade zu Sexarbeitern erziehen will, weiß ich nicht, wozu dieses Buch gut sein soll. Ich verstehe es nicht", sagt Catalina.

Es geht aber nicht nur um Bücher, die sich mit Sex beschäftigen. Durch DeSantis' Gesetz wurde auch dieses Buch verboten: Basierend auf einer echten Geschichte erzählt es von zwei männlichen Pinguinen, die gemeinsam ein Küken großziehen. "Das ist speziell. Das ist außerhalb der Norm. Sollen die Kinder lernen, dass das normal ist? Normal ist, dass ein Mann und eine Frau Kinder großziehen", so Stubbe. Unterrichtsthemen wie Sklaverei führen zu Schuldgefühlen bei Kindern, sagt sie. Sexualkundeunterricht zum Beispiel über Transgender oder Homosexualität verwirre diese. "Wenn Kinder verwirrt sind, bekommen sie Angstzustände, die sie nicht kontrollieren können. Das stürzt sie in Depressionen. Wir verlieren schon jetzt zu viele Menschen wegen dieser Ideologie."

Micah Desiante: Widerstand geht weiter

Ein Mann spricht in die Kamera.
Micah Desiante fühlt sich in Florida nicht mehr sicher. | Bild: NDR

Die 15-jährige Makajla Bell gehört zu Micah Desiantes Schülerinnen. Mr. Dez. – so nennt sie ihn. Natürlich habe sie Fragen – zu Sexualität, ihrer eigenen Identität. Aber: "Ich habe das Glück, dass ich eine Mutter habe, die mir beigebracht hat, mich selbst zu lieben. Und dann habe ich Mr. Dez, der mich auf den richtigen Weg gebracht hat. Darum geht es doch bei der ganzen Sache: Wenn ich Fragen habe, verwirrt bin, zu wem soll ich gehen?" Die Politik von Gouverneur DeSantis hält ihre Mutter, Krankenschwester Tiffany Bell, für falsch: "Ich bin ehrlich gesagt angewidert. Ich habe das Gefühl, dass wir in die Vergangenheit katapultiert werden."

Dass Micah Desiante bald wegzieht, macht beide traurig. Micah hat sich vorgenommen, nicht einfach so zu gehen. Einen Teil seiner umstrittenen Bücher hat er Makajla und den anderen in der Schule geschenkt. Einige verteilt er über eine Buchbox an die Nachbarschaft. "Ich verlasse den Bundesstaat, aber ich lasse ein kleines Stück Widerstand zurück. Und wenn ich in New Jersey sicher bin, unterstütze ich den Widerstand von dort aus." Das sei seine Botschaft – an Ron DeSantis und seine umstrittene Politik.

Autorin: Sarah Schmidt, ARD-Studio Washington D.C.

Stand: 11.06.2023 19:14 Uhr

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