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USA: Regieren per Dekret – Donald Trump eine Woche im Amt

USA: Regieren per Dekret | Bild: dpa-bildfunk / Pablo Martinez Monsivais

"Mogul" ist sein Codename beim Secret Service. Donald J. Trump – die One-Man-Show im Weißen Haus. Keinem Präsidenten der neueren Geschichte haben die Amerikaner laut Umfragen bei Amtsantritt so sehr misstraut wie ihm. Doch er erklärt den Tag seiner Amtseinführung gleich zum Nationalen Tag der Patriotischen Hingabe.

"Wir können Trump nicht nach herkömmlichen Standards beurteilen", sagt Jeremy Mayer von der George Mason University: "Gerade dass er so umstritten ist, scheint ihn zu motivieren. Er ist ständig in den Schlagzeilen. Es ist immer nur Trump, Trump die ganze Zeit. Auch wenn es negativ ist. Er dominiert und bekommt ständig Aufmerksamkeit. Darum könnte es ihm gehen."

Präsident, aber nicht präsidial

Donald Trump vor Journalisten.
Donald Trump genießt die Insignien der Macht. | Bild: NDR

Die erste Dienstreise mit der Air Force One. Er lässt Fotografen und Kameraleute in sein Büro rufen. Donald Trump genießt die Insignien der Macht und alle sollen dabei sein. Präsident, aber nicht präsidial. Trump rüttelt an den Grundfesten des Einwanderungslands USA: Er verhängt ein Einreiseverbot für Muslime aus sieben Ländern und kommentiert das trotz der Proteste lakonisch: "Das ist kein Einreiseverbot für Muslime", sagt er. "Es funktioniert doch wunderbar. Man sieht es an den Flughäfen. Man sieht es überall. Wir werden sehr, sehr strenge Einreiseverbote und extreme Sicherheitsüberprüfungen durchführen. Die hätten wir schon seit Jahren tun sollen."

"Ich bin überzeugt, dass ich das Richtige tue"

Im Weißen Haus. Fünf Tage nach Amtsantritt lädt er den Sender ABC zum Exklusiv-Interview. Im Kolonnaden-Gang redet er über den Augenblick, als er den Geheimcode erhielt, mit dem er einen Atomwaffenangriff auslösen kann. "Es war ein sehr ernüchternder Moment. Irgendwie auch unheimlich." – "Bereitet Ihnen das schlaflose Nächte?" – "Nein, ich bin überzeugt, dass ich das Richtige tue."

"Das ist das Oval Office. Das ist wirklich einer der großartigsten Räume", sagt er. "Ich lade hier die Chefs von Ford und General Motors ein. Die wichtigsten Leute." Ein Interview, das fast schon zur Home-Story wird. Donald Trump führt durch den Westflügel des Weißen Hauses. Er hat Bilder von seiner Amtseinführung aufhängen lassen. Und prahlt. "Hier ist der Moment des Amtseids und vom ersten Tanz mit Melania. Hier ein Bild der Menge. Die meisten Zuschauer, die es je gegeben hat."

Ganz offensichtlich eine Lüge. Seine Beraterin aber nennt das "alternative Fakten".

Ansichten zur Folter sorgen für Schockwellen

Tabubrüche im Akkord. Im ABC-Interview sorgt Trump mit seinen Ansichten zur Folter für Schockwellen. "Ich werde mich da auf den Verteidigungsminister und den CIA Direktor verlassen", sagte er. "Wenn sie das nicht wollen, okay. Wenn sie das wollen, dann unterstütze ich sie. Ich will alles tun, was im legalen Rahmen möglich ist. Glaube ich, dass Folter funktioniert? Absolut."

Die Kameras sind stets dabei

Regieren per Dekret. Und die Kameras sind immer dabei. In seiner ersten Amtswoche unterzeichnet er mehr als ein Dutzend Dekrete. Obamacare und Freihandel ade, dafür Mauerbau und Kampf gegen illegale Einwanderer. Trump setzt seine Wahlversprechen um. Konsequent, sagten seine Anhänger. Gnadenlos, seine Gegner.

"Er will jede Woche eine Liste veröffentlichen mit Verbrechen, die von illegalen Einwanderern begangen worden sind", sagt Jeremy Mayer. "Das erinnert an die Zeit, als die Nazi-Zeitschrift 'Der Stürmer' Listen von Verbrechen veröffentlichte, die angeblich von Juden begangen worden waren. Das signalisiert mir, dass er in der Einwanderungspolitik noch härter agiert, als viele Leute das erwartet haben."

Politik im Alleingang

Eine gute Woche im Amt. Donald Trump macht Politik im Alleingang und sorgt für Entsetzen in Washington und der Welt. Aber er gefällt sich in der Rolle des Hardliners. "Ich will hieraus einen großen Erfolg machen für das amerikanische Volk und für die Menschen, die mich in diese Position gebracht haben", sagt er. "Ich will mich nicht allzu sehr ändern. Ich könnte so präsidial sein wie kein anderer vor mir mit Ausnahme vielleicht des großen Abraham Lincolns, aber wenn ich präsidialer wäre, dann würde ich diesen Job nicht so gut machen."

"Trump fühlt sich nicht an Stabilität gebunden"

Jeremy Mayer von der George Mason University
"Ich glaube, uns erwarten vier Jahre Dauerchaos", sagt Jeremy Mayer von der George Mason University. | Bild: NDR

"Ich glaube, uns erwarten vier Jahre Dauerchaos", sagt Jeremy Mayer von der George Mason University. "Niemand kann vorhersagen, was sich von einem zum nächsten Tag ändert. Trump fühlt sich nicht an Normalität oder Stabilität gebunden. Er vermittelt ein Gefühl der Stärke. Aber wozu er diese Stärke nutzen will und wie die amerikanische Außenpolitik und Innenpolitik nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr aussehen wird, davon haben wir nicht mal einen Vorgeschmack."

Lügen, die nun alternative Fakten heißen

Als das Fernsehteam das Interview beendet, will Donald Trump unbedingt noch ein weiteres Bild der Amtseinführung zeigen. "Sehen Sie diese Massen?", sagt er. "Das geht bis ganz nach hinten. Das sieht man auf den Bildern überhaupt nicht. Es ist ein Meer der Liebe. Ich nenne es das Meer der Liebe."

Ein Meer der Liebe, Lügen, die nun alternative Fakten heißen und jede Menge Aktionismus. Donald Trump regiert und die Welt steht Kopf.

Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Washington

Stand: 13.07.2019 19:46 Uhr

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