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USA: Wahlkampf-Endspurt im Swing State Florida

USA: Wahlkampf-Endspurt im Swing State Florida  | Bild: NDR

Wer Präsident werden will, kommt an Florida schwer vorbei. 29 Wahlgremium-Stimmen hat der Sunshine State zu vergeben und die gehen mal an die Republikaner und mal an die Demokraten. 2016 hat Donald Trump mit gerade mal knapp über einem Prozent der Stimmen gewonnen. Auch diesmal wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Der Sonnenscheinstaat Florida ist so politisch unberechenbar wie vielfältig. Golfcarts und endlose Strände, Latinos und Rentner. Art Deco in Miami und Sümpfe in den Everglades.

Swing State Florida: Um jede Stimme wird hart gekämpft

Briefe mit Wahlwerbung für Donald Trump.
Werbung per Post – in Florida wird um jede Stimme hart gekämpft. | Bild: NDR

Zwischen Alligatoren und Fischreihern, am Rande des Nationalparks, liegt das kleinste Postamt von Florida und der gesamten USA. Postbote Donald Walters hat alle Hände voll zu tun. Selbst in den Tagen kurz vor der Wahl bekommen seine Kunden noch jede Menge Wahlwerbung. Es wird um jede einzelne Stimme hart gekämpft im unberechenbaren Swing State Florida: "Das ist alles viel mehr als vor vier Jahren. Man merkt es einfach: Das ist eine wichtige Wahl."

Wegen der Pandemie stimmen auch in Donalds kleinem Post-Bezirk mehr Menschen per Briefwahl ab. Zuletzt kamen Zweifel auf, ob die Post rechtzeitig alle Wahlzettel zustellen kann. Walters teilt diese Sorgen nicht. Er hält die Post für eine amerikanische Institution, die alle schätzen – egal ob sie Republikaner oder Demokraten sind. Auch wenn er persönlich am Dienstag ganz traditionell zum Wahllokal fährt. "Jüngere Menschen entscheiden per Briefwahl, aber ältere Menschen so wie ich halten das lieber einfach und wählen so wie wir das schon immer gemacht haben. Die Post ist absolut vertrauenswürdig."

Frei-Fahrten zum Wahllokal: In West Palm Beach an der Ostküste hat eine Hilfsorganisation, die den Demokraten nahesteht, Busse angemietet. Sie fahren durch Wohnviertel, in denen viele Schwarze leben. Jede Stimme zählt und in Florida kann jeder bereits zwei Wochen vor dem offiziellen Wahltag seine Stimme abgeben. Milton Etienne wird vor der Haustür abgeholt. Er hatte gerade eine Operation und kann deshalb nicht selbst fahren. Er ist froh, dass er trotzdem wählen kann: „Mir ist das im Moment viel zu viel Drama in der Politik, Drama jeden Tag. Es ist so ermüdend. Es gibt keine Liebe mehr in diesem Land, nur Hass. Das kritisiere ich.“

Wahlbeteiligung steuert auf ein Rekordhoch zu

Ein Frau steht vor ihrem Auto.
Anhänger von Trump und Biden sind in den Straßen unterwegs. | Bild: NDR

Die Wahlbeteiligung steuert auf ein Rekordhoch zu. An der Westküste Floridas in Fort Myers besorgt sich Bobbi Pitzner gerade neues Werbematerial. Sie traut sich im Moment nur selten aus dem Haus. Die Angst vor Covid-19 ist zu groß. Dass der Präsident das Thema herunterspielt, findet sie unverantwortlich. Das wird ihn Stimmen bei den Senioren kosten, ist die 76-Jährige überzeugt. Die amerikanische Flagge auf ihrem Auto steht auf dem Kopf. Symbolisch für den Zustand des ganzen Landes. "Das ganze Land ist gerade kein patriotisches Land. Wir sind gespalten und solange Donald Trump im Amt ist, wird sich das nicht ändern." Bobbie, steht politisch eigentlich den Republikanern nahe. Doch im Februar hat sie ihre Parteizugehörigkeit geändert. Joe Biden vertraut sie als Mann der Mitte und Vernunft.

Ihr Heimatort Fort Myers ist Trump-Land. Und gerade deshalb fährt Bobbie durch die Straßen, um anderen Biden-Sympathisanten Mut zu machen. "Wie man hier in den Straßen sieht, zeigen die Trump-Anhänger ihre Einstellung sehr laut und deutlich. Das ist schon einschüchternd, aber ich lass mich nicht so leicht einschüchtern. Ich tue, was ich tun muss und zeige ihnen, dass es hier auch Biden-Leute gibt, auf die es ankommt."

Joe Biden: Sozialismus und die soziale Hängematte

Von der Westküste zur Ostküste Floridas nach West Palm Beach. Trump-Anhänger Carlos Gavidia kam als Zweijähriger mit seinen Eltern aus Peru in die USA und lebt jetzt seinen amerikanischen Traum als Geschäftsmann und Yachtbesitzer. Trump stehe für Steuersenkungen und Freiheit, ist Carlos überzeugt. Deshalb zeigt er hier Flagge. "Ich glaube, die Unterstützung für Trump ist jetzt noch größer als 2016. Trump hat eine großartige Bilanz, auch wenn die Medien immer alles verdrehen. Die Leute sind ja nicht blöd. Die durchschauen das, haben das satt und werden das auch zeigen." Das Wahl-Lied für Donald Trump hören sie hier als Dauerschleife.

Joe Biden stehe für Sozialismus und die soziale Hängematte, sagt Carlos. Dafür seien Latinos wie er nicht in dieses Land gekommen. "Wenn die Linken nicht happy sind, dann brennen sie Geschäfte nieder. Black Lives Matter, die Antifa. Das ist verrückt. Aber wir akzeptieren das, falls Biden gewinnt. Das ist Demokratie. Deswegen leben wir in Amerika."

Trump und Biden-Anhänger in Florida sind sich vermutlich in nur einem Punkt einig: Dies ist eine Schicksalswahl für die USA.

Autorin: Sandra Ratzow

Stand: 01.11.2020 20:38 Uhr

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