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Dänemark, Singapur, Ruanda, Argentinien: Impfen — Blick in die Welt

Dänemark, Singapur, Ruanda, Argentinien: Impfen — Blick in die Welt | Bild: WDR

Impfungen gelten als Lichtblick. In einer Zeit von vielen Neuinfektionen und Todesfällen auf Rekordniveau. Doch Singapur sieht das Impfen entspannt. Die Regierung in Singapur hält sich noch bedeckt, wenn es um die Impfstrategie geht. Der reiche Stadtstaat kann es sich leisten, nicht im Hauruckverfahren zu entscheiden.

Singapur geht Impfung ruhig an

Normalität mit Maske. Geschäfte, Restaurants, Kinos - geöffnet. Der Inselstaat hat die Pandemie unter Kontrolle. Es gibt kaum noch Neuinfektionen. Das liegt auch daran, dass jeder Einreisende für zwei Wochen in streng überwachte Hotelquarantäne muss. Und viele Singapurer finden das genau richtig. "Wir haben die Pandemie hier so unter Kontrolle, dass wir mit dem Impfen nichts überstürzen müssen", sagt ein Passant und ein weiterer ergänzt: "Wir wissen nicht zu 100 Prozent, ob die Impfungen überhaupt wirksam sind. Und da Singapur sehr strenge Kontrollmechanismen hat und seine Grenzen geschlossen hält, müssen wir nicht sofort drauflosimpfen."

Wenn der Nutzen wirklich bewiesen ist, dann kann Singapur auch mit dem Impfen loslegen. Singapur hat eine Expertenkommission gebildet, die entscheiden soll, welcher importierte Impfstoff für welche Bevölkerungsgruppe am sinnvollsten ist. Außerdem entwickelt der Stadtstaat auch einen eigenen Impfstoff, der könnte im Frühjahr 2021 einsetzbar sein. Bis dahin setzt der Stadtstaat weiter auf strikte Kontrollen. Und das zahlt sich jetzt schon aus: Gerade hat das Weltwirtschaftsforum verkündet: 2021 trifft sich die Politik- und Wirtschaftselite nicht im schweizerischen Davos, sondern hier in Singapur.

Doch gerade die großen Wirtschaftsnationen blicken in der globalen Corona-Krise zuerst auf das eigene Land. Eine Herausforderung für die Menschen aus Ländern wie Argentinien.

Argentinien hofft auf genügend Impfstoff

Dicht auf dicht stehen die Einwohner des Armenviertels 'Villa 21' – vor der Suppenküche ihres Viertels. Sie sind angewiesen auf diese kostenlose Mahlzeit – und warten sehnsüchtig auf eine Corona-Impfung als Schutzmaßnahme. "Wir wissen nicht so recht, wann wir mit einer Impfung rechnen können. Sicher sind wir nicht die ersten, die sie kriegen werden", sagt die Leiterin der Suppenküche, Gregoria Caceres.

Und viele weitere Argentinier wohl auch nicht. Bislang hat das finanziell klamme Land nur Vorverträge abgeschlossen. Die Menschen am Rio de la Plata drohen beim Rennen um den Impfstoff das Nachsehen zu haben – wie Experten befürchten. Dr. Roberto Debbag von der Lateinamerikanische Gesellschaft für Kinder-Infektiologie ist besorgt: "Argentinien wird wohl nicht genügend Impfstoffe auftreiben können. Bislang hat das Gesundheitsministerium bei seinen drei Vorverträgen noch nicht mal Zusagen der Hersteller erhalten, wann wie viele Impfdosen eintreffen werden."

Argentinien würde von einer weltweit gerechteren Verteilung der Impfstoffe profitieren. Doch die ist derzeit nicht in Sicht. Auch wenn viele darauf hoffen. Royca Sandi sagt dazu: "Sie muss vor allem sicher sein." José Pereyra wartet hingegen angespannt: "Wenn die Impfung schnell käme, würde das viele Leben retten in unserem Viertel. Wir warten darauf. Seit acht Monaten arbeite ich täglich – bislang habe ich mich nicht angesteckt."

In Argentiniens Armenvierteln ist den meisten egal, welcher Impfstoff sie erreicht. Hauptsache er ist nicht teuer und die Virus-Krise danach endlich Geschichte. Doch der Knackpunkt liegt in der Kühlung der Präparate und der Verteilung des Impfstoffs. Die meisten Menschen weltweit leben in infrastrukturschwachen Ländern wie in Afrika.

Auch Afrika hat Angst vor Ungleichverteilung

Ruanda: Masken Tragen auf einem Wochenmarkt in Kigali
Ruanda: Masken Tragen auf einem Wochenmarkt in Kigali | Bild: WDR

Markttag in Ruanda, einem kleinen Land im Herzen Afrikas. Zurück in der Normalität, so scheint es. Wären da nicht die Atemschutzmasken und die Frage, wie es weitergeht. Reich ist Ruanda nicht. Aber im Gegensatz zu vielen anderen afrikanische Ländern gut organisiert: Noch lagert hier Impfstoff gegen das Rotavirus und Masern, bald könnte es ein Impfstoff gegen Covid19 sein. Wir sind mitten im Biomedizinischen Zentrum von Ruanda. "Wir bereiten uns vor und wir planen, dabei haben wir ja schon unsere bestehende Vertriebskette für die anderen Impfstoffe. Aber erstmal können wir nur warten", erzählt der Direktor des Biomedizinischen Zentrums Ruanda, Dr. Sabin Nsanzimana.

Kühlung ist kein Thema – auch nicht bei der Verteilung des Impfstoffes. Geschwindigkeit auch nicht: In Ruanda greift man schon mal zur Drohne. Aber auch hier heißt es: warten. Der Kontinent braucht geschätzt 1,5 Milliarden Dosen des Impfstoffs, um die angestrebte Herdenimmunität zu erreichen. Doch wann sie genügend Impfstoff haben werden, wissen sie nicht. Afrikas Chef-Virologe Dr. John Nkengasong klagt: "Es wäre sehr unschön zu sehen, wie Afrika still steht und nicht geimpft wird, während die ganze Welt geimpft wird. Das wird zu einer moralischen Frage. Meine Botschaft an die, die mehr beschafft haben, als sie brauchen: Lasst uns gemeinsam an einem Tisch sitzen und reden."

Um die Menschen vom Nutzen des Impfens zu überzeugen, helfen Transparenz und kluge Kommunikation. Bühne frei für Dänemark.

Dänische Bevölkerung vertraut in Impfung

Die Zelte stehen bereits. Dieses Covid-Testzentrum bei Kopenhagen soll in wenigen Wochen in ein Impfzentrum umfunktioniert werden. 78 Prozent wollen sich laut Umfragen in Dänemark impfen lassen. Im Vergleich mit den europäischen Nachbarn ein Spitzenwert. "Schwer zu sagen, warum ich dieses Vertrauen habe. Aber ich finde, es gibt ein gutes Impfprogramm", sagt Jeppe Nielsen und Mathilde Lundgren stimmt zu: "Wir haben in Dänemark ein gutes Gesundheitswesen. Wir vertrauen dem Staat und den Behörden. Damit hängt es zusammen."

Dänemark: erste Impfzentren entstehen – die meisten Dänen wollen sich impfen lassen
Dänemark: erste Impfzentren entstehen – die meisten Dänen wollen sich impfen lassen | Bild: WDR

Mit Freunden gemütlich auf dem Sofa einen Film anschauen? Nicht in Corona-Zeiten! In solchen Spots tritt der Chef der dänischen Gesundheitsbehörde schon mal persönlich auf und erinnert an die Corona-Regeln. Besonders die junge Menschen sollen sensibilisiert werden. Viel Witz, keine moralischen Zeigefinger. Das hilft, glaubt auch Thomas Senderovitz, der die Impfungen im Land koordiniert: "In Dänemark sehen wir einander als fehlbare Menschen. Deshalb nutzen wir Humor und Selbstironie – auch in den sozialen Medien. Leute vertrauen Menschen, die nicht versuchen, perfekt zu sein. Das glaubt sowieso niemand."

In großen Teilen des Landes wurden die Maßnahmen wegen steigender Infektionszahlen verschärft: Kinos, Restaurants und weiterführende Schulen sind geschlossen. Spätestens im Januar sollen dann die Impfungen starten. So lange, sollen auch sie auf eine Umarmung verzichten.

Die Corona-Impfung – vielleicht der Anfang vom Ende der Pandemie. Eine immense Herausforderung für alle Staaten – weltweit.

Autoren: Sandra Ratzow, Norbert Hahn, Christian Blenker, Matthias Ebert, Philipp Wundersee

Stand: 13.12.2020 20:45 Uhr

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