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Naher Osten: Gewalt zwischen Israel und Palästinensern

Naher Osten: Gewalt | Bild: BR

"Demokratie, Demokratie", skandiert Michal Rubinski durchs Megafon. Die 45-jährige Mutter von drei Kindern ist extra aus ihrem Kibbuz im Süden des Landes nach Tel Aviv gekommen. Mit Zehntausenden demonstriert sie hier gegen die geplanten Justizreformen von Netanjahus neuer ultrarechter Regierung
Ein tiefer Riss geht durch die israelische Bevölkerung - geeint sind die Menschen in ihrer Bestürzung über die Anschläge der vergangenen Tage. Zu Shabbatbeginn am Freitagabend hatte ein palästinensischer Attentäter sieben Menschen vor einer Synagoge in Ostjerusalem erschossen und weitere verletzt. Am Samstagmorgen erneut ein Anschlag - wieder in einer jüdischen Siedlung in Ostjerusalem, der palästinensische Täter ist erst 13 Jahre alt. Vorangegangen war ein israelischer Militäreinsatz im besetzten Westjordanland mit zehn palästinensischen Toten. Es folgten Raketenangriffe aus Gaza und Luftangriffe als Antwort aus Israel.

Premierminister Netanjahu kündigte heute im Kabinett sofortige Maßnahmen an. Aufnahmen der israelischen Polizei zeigen, wie das Haus des palästinensischen Attentäters verriegelt wurde. Das Haus soll abgerissen werden. Außerdem will die Regierung Angehörigen von Attentätern in Ostjerusalem Sozial- und Gesundheitsleistungen entziehen. Gleichzeitig soll der Siedlungsbau im besetzten Westjordanland vorangetrieben werden.
Bedenkliche Entwicklung

Der ehemalige israelische Diplomat und politische Berater Alon Pinkas beobachtet die Entwicklungen mit Sorge: "Das ist sehr gefährlich, sehr explosiv. Denn hier kommt grade einiges zusammen: eine konstitutionelle Krise in Israel, eine politische Krise in Israel und diese Eskalation mit den Palästinensern, die womöglich das gesamte Westjordanland ergreifen wird und nicht nur auf Jerusalem beschränkt bleiben wird."

Auch Michal Rubinski, die in Tel Aviv gegen die Regierung demonstriert, befürchtet eine weitere Eskalation der Gewalt: "Wir leben hier in der Nähe von Gaza, wir hatten Bomben, wir mussten in Bunker rennen, das wünsche ich weder meinen Kindern, mir, noch irgendjemanden."
Doch aufgeben will Michal nicht - sie will, dass Juden und Palästinenser hier in Frieden leben können. Deshalb wird sie auch kommenden Samstag wieder in Tel Aviv auf die Straße gehen.

Autorin: Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv

Stand: 29.01.2023 22:37 Uhr

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