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USA: @realDonaldTrump – Wer ist dieser Mann wirklich?

USA: @realDonaldTrump - Wer ist dieser Mann wirklich? | Bild: BR

Als @realDonaldTrump, als wahrer Donald Trump ist der künftige US-Präsident bei Twitter aktiv. Aber wer ist dieser Mann wirklich? Hat der rechtspopulistische Einpeitscher aus dem Wahlkampf das Zeug zum besonnenen Staatsmann? Kann ein narzisstisch wirkender 70-Jähriger umschalten auf selbstlosen Landesvater?

Seine zahlreichen Bücher geben wenig Aufschluss über seinen Charakter, denn Trump beschreibt sich selbst stets als unschlagbaren Siegertypen. Und so steigt seit seinem Triumph die Nachfrage nach Biographien des Obama-Nachfolgers: Amerika will den künftigen Präsidenten verstehen lernen.

Wer ist Trump?

Jon Purves von der Buchhandlung Politics & Prose erklärt: "Wenn einer wie Donald Trump so kurz davor ist, derartig viel Macht zu erlangen, dann wird es für viele zur Pflicht, zu wissen, wer er ist und wofür er steht, nach all dem Getöse seiner Wahlkampfauftritte und seinen extremen Äußerungen."

Michael D’Antonio
Michael D’Antonio | Bild: BR

Zu Bestsellern werden so die Trump-Biographien zweier Pulitzer-Preisträger. Im New Yorker Central Park erzählt Michael D’Antonio von Donald Trump, den er als extrem ehrgeizigen Egomanen kennengelernt hat: "Donald ist der ultimative Kapitalist. Er glaubt, man müsse stets das Eigeninteresse voranstellen und dass dies alle tun. Sein Problem ist nun, dass die Prioritäten eines Präsidenten auch andere einschließen müssen."

Soziopath Trump

David Johnston
David Johnston | Bild: BR

Gut 62 Millionen US-Wähler wollten, dass Donald Trump aus seinem Penthouse ins Weiße Haus umzieht. Biograph David Johnston weiß, was Trump antreibt: "Das einzige, was Donald Trump etwas bedeutet ist Donald Trump! Du existierst für ihn nur, um entweder die Großartigkeit seiner genetischen Überlegenheit zu bewundern, denn er sagt, dass er genetisch überlegen ist, oder er nennt Dich einen Loser! Donald Trump ist ein ziemlicher Soziopath, kein Psychopath, der auf Verbrechen aus ist, aber ein Soziopath, der keine Rücksicht auf andere kennt."

Nur seiner Familie scheint Donald Trump zu trauen. Amerikas künftiger Präsident: ein Patriarch, Oberhaupt des Trump-Clans. Seine Sprösslinge sollen nun sein Firmenimperium lenken, doch sie nehmen längst auch politisch mächtig Einfluss.

Interessenkonflikte vorprogrammiert

Donald Trump trifft den japanischen Premierminister
Donald Trump trifft den japanischen Premierminister | Bild: BR

Trump-Biograph Michael D’Antonio sieht das als Problem: "Die Kinder sollen nun die Verantwortung für sein Business übernehmen. Es fällt schwer, dies als ausreichende Distanz zu sehen, um Beeinflussung auszuschließen. Trump hat ja seine Tochter bereits dem Treffen mit Japans Premier beiwohnen lassen. Auch bei einem Telefonat mit dem argentinischen Präsidenten war Ivanka im Raum – zwei Beispiele für schlechtes Urteilsvermögen. Aber es passt zu Trumps sonstigem Benehmen."

Trump-Biograph David Cay Johnston sieht die Gefahr der Korruption: "Es wird jetzt sehr, sehr leicht für ausländische Regierungen oder deren Freunde, der Familie Trump Geld zufließen zu lassen. Wenn Donald Trump zum Beispiel eine Entscheidung über Indien trifft, wo er Grundstücke oder Firmen besitzt, ist doch die Frage: Macht er das zum Wohle Amerikas oder verkauft er uns für seinen Familienprofit? In Anbetracht seiner Geschichte und vieler betrogener Leute ist dies Anlass zu großer Sorge!"

Familie Trump
Familie Trump | Bild: BR

"Seht her, ich bin ganz oben angekommen!" So inszeniert Donald Trump sich und seine jüngste Familie seit Jahren. Amerikas Wählern hat er weisgemacht, gerade sein Wohlstand wappne ihn gegen lockende Lobbyisten. Er sei einfach zu reich, um sich kaufen zu lassen. Doch nun drohen sie doch, die Interessenkonflikte, wie Michael D’Antonio vorhersieht: "Nichts ist normal mit ihm. Es werden bald unerwartete Schwierigkeiten auftauchen, es könnte Skandale geben, die alles Bisherige in den Schatten stellen, weil Donald Trump fast wie ein Krake ist, dessen Kontakte in jede Ecke der Welt reichen. Das bedeutet Tausende potentieller Interessenkonflikte!"

Zwischen "Nicht mein Präsident!" und "Heil, Trump!"

Um das Weiße Haus zu erobern, hat Trump provoziert und polarisiert wie niemand vor ihm. Dafür wird er extrem verehrt und extrem verachtet. Wochen nach seinem Wahlsieg rufen Demonstranten "Nicht mein Präsident!". Andere brüllen: "Heil, Trump!" und feiern ihn mit Hitlergruß. Die Bilder einer Versammlung weißer Nationalisten in Washington gehen um die Welt: Amerikas Rechtsradikale fühlen sich durch Trump ermutigt.

Richard Spencer, Mitgründer rechtsextreme Bewegung Alt-Right, auf einer Versammlung: "Die Presse ist eindeutig entschlossen, der Legitimität von Trump den Krieg zu erklären und der fortdauernden Existenz des weißen Amerika! Aber so öffnen sie uns die Tür!"

Stephen Bannon
Stephen Bannon | Bild: BR

Bei einem Besuch der New York Times, über deren kritische Berichterstattung sich Trump immer wieder bitter beklagt, beteuert der designierte Präsident, er wolle die Ultrarechten nicht antreiben. Dabei hat er den rechtspopulistischen Publizisten Stephen Bannon zum Chefstrategen im Weißen Haus gemacht.

Noch hat Donald Trump seine Regierungsmannschaft nicht zusammen, noch zeichnet sich kein klarer politischer Kurs ab. Auch Trumps Biographen rätseln, welchen Weg der New Yorker als Präsident einschlagen wird. Knapp drei Wochen nach seinem Wahlsieg kennt Amerika ihn wohl immer noch nicht, the real Donald Trump, den wahren Donald Trump…

Autor: Stefan Niemann, ARD Washington D.C.

Stand: 13.07.2019 08:41 Uhr

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