So., 29.09.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Libanon: Aktuelle Lage:
Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe Angriffe auf den Libanon, auch auf die Hauptstadt Beirut. Mehrere hundert Menschen sind gestorben, Familien versuchen zu fliehen. Verhandlungen zu einer Waffenruhe mit internationaler Hilfe sind bislang gescheitert. Ramin Sina ist vor Ort in Beirut, fasst die Geschehnisse der Woche zusammen, hat mit Betroffenen sprechen können. (Ramin Sina/ ARD Kairo)
Hongkong: Das leise Verschwinden von Freiheit:
Mehr als eine Million Menschen gingen 2019 in Hongkong auf die Straße. Es war ein Protest gegen den wachsenden Einfluss der kommunistischen Zentralregierung Chinas. Auslöser war ein geplantes Auslieferungsgesetz. Fünf Jahre danach: Was ist in der chinesischen Sonderverwaltungszone von dem Bestreben nach mehr Demokratie übriggeblieben? Der krasse Identitätswandel der international ausgerichteten Hafen- und Finanzmetropole, in der lange mehr freie Meinungsäußerung möglich war als auf dem chinesischen Festland, ist mit den Händen zu greifen. Und wie Freiheit fast unbemerkt verschwinden kann, zeigen Begegnungen mit Lehrern, Demokratieaktivistinnen und Exilanten. (Autorin: Marie von Mallinckrodt, ARD Peking)
Nord- und Ostsee: Spionage getarnt als Forschung:
Russland spioniert systematisch in der Ostsee – und zwar auch genau vor unserer Haustür. Ein internationales Rechercheprojekt deckt auf, dass russische „Forschungsschiffe“ gezielt Unterwasserkabel, Gaspipelines und Militärgebiete ansteuern. Die Schiffe fahren dort oft auffällige Routen: wie Zick-Zack-Fahrten, sehr langsame Fahrten oder plötzliche Stopps. Das sind Hinweise darauf, dass die Schiffe in der Nord- und Ostsee spionieren. Für die Recherchen haben die Reporterinnen und Reporter Spionageschiffe mit der Drohne beobachtet, tausende Morsesignale dekodiert und hunderttausende Schiffsbewegungen ausgewertet. Es ist ihnen gelungen, einen ehemaligen Matrosen eines Spionageschiffs ausfindig zu machen, der erstmals mit Medien spricht und Details über die Arbeit der vermeintlichen Forschungsschiffe verrät. Russische Behörden ließen eine Anfrage zu ihren Aktivitäten in Nord- und Ostsee unbeantwortet. (Autorin: Marie Blöcher, Antonius Kempmann, Benedikt Strunz NDR)
Großbritannien: Gefährlicher Müll:
Aus tausenden Deponien laufen oder dampfen gefährliche Chemikalien aus. Im englischen Silverdale stinkt es nicht nur bestialisch, der Landarzt hat kürzlich schon einen Notruf abgesetzt, weil seine Praxis mit Kranken überrannt wird. Dass die Müllhalde der Grund ist, bestreitet niemand. Nahe Liverpool läuft eine chemische Suppe in den Fluss – aus einer stillgelegten Deponie. Im naheliegenden Wohngebiet sind die Werte derart erhöht, dass Messgeräte sie gar nicht mehr erfassen. Es ist die Quittung für jahrzehntelange Sorglosigkeit: Industrie- und Hausmüll wurde einfach in Löcher gekippt, abgedeckt und nicht weiter beachtet. Die britische Umweltagentur wirkt völlig überfordert. (Autor: Sven Lohmann, ARD London)
Indien: Das Dorf der Witwen:
Im trockenen Herzen des indischen Bundesstaates Rajasthan liegt Budhpura, ein Dorf, das von einem unsichtbaren Killer heimgesucht wird: Silikose, eine tödliche Lungenkrankheit, hat fast alle Männer dahingerafft und eine Gemeinde hinterlassen, die überwiegend aus Witwen besteht. Diese Frauen sind nun sogar gezwungen, die gefährliche Arbeit des Sandsteinabbaus zu übernehmen, bei dem toxischer Staub freigesetzt wird. Dhanni Bairwa, die ihren Mann durch Silikose verloren hat, macht jetzt selbst die schwere Arbeit, zieht allein ihre Kinder groß – und sieht auch einem frühen Tod entgegen. Der Sandstein wird größtenteils nach Europa exportiert, auch nach Deutschland. (Autor: Andreas Franz, ARD Neu-Delhi)
Schweiz: Das Anti-Wolf-Halsband:
Wenn Hirte Oliver Gottsponer seine Walliser Schwarznasenschafe auf die Alp bringt, hat er neuerdings Angst, denn seine Tiere werden regelmäßig von Wölfen gerissen. Obwohl er hohe Elektrozäune für viel Geld gebaut hat, überspringen die Wölfe diese mittlerweile mühelos. Sogar bis an die Ortschaften kommen die Tiere heran und reißen neben Wohnhäusern Ziegen in ihren Gehegen. Forscher wollen nun helfen: Im Kanton Waadt hat Davide Städler ein Dufthalsband im Labor entwickelt, das Wölfe von Nutztierherden fernhalten soll. Der Trick: künstlicher Wolfsduft, der den Raubtieren das Gefühl vermitteln soll, in das Territorium eines anderen Wolfes einzudringen. Ist ein Zusammenleben von Wolf und Mensch doch möglich? (Autor: Matthias Ebert, ARD Genf)
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