Mo., 26.02.24 | 22:50 Uhr
Das Erste
Varanasi – Stadt des glücklichen Todes
Loknath Tiwari ist todkrank und hat nur noch einen Wunsch: Er will sterben. Für ihn kommt dafür nur Varanasi in Frage – die heilige Stadt des Hinduismus im Norden Indiens. Menschen, die hier sterben, haben Glück, glauben viele Hindus. Denn nur der Tod in Varanasi garantiere das Durchbrechen des ewigen und mühseligen Kreislaufs von Geburt, Tod und Wiedergeburt.
ARD-Korrespondent Oliver Mayer begleitet die Familie des 82-jährigen Loknath Tiwari. Er besucht sie in einem Hospiz. Im “Mukti Bhawan” gibt es eine ganz besondere Regel: Menschen haben hier genau 15 Tage Zeit, um zu sterben. Allein kommen darf aber niemand, denn um die Pflege der Menschen, die hier auf ihr Ende warten, muss sich die Familie kümmern. Der Aufenthalt kostet umgerechnet etwa 25 Cent pro Tag.
Oliver Mayer ist in einer Welt aufgewachsen, in der die meisten Menschen vom christlichen Versprechen auf das ewige Leben geprägt sind. In Varanasi will er verstehen, warum es als Erlösung gilt, der Wiedergeburt zu entgehen. Er selbst musste sich schon intensiv mit dem Tod auseinandersetzen: Vor einigen Jahren starb seine Mutter, und er brauchte lange, um seine Trauer zu bewältigen. Dass das Lebensende im Hinduismus nicht unbedingt als negativ empfunden wird, fasziniert ihn. Er will wissen, wie Menschen es schaffen, dem Tod angstfrei und pragmatisch zu begegnen – sich fast schon darauf zu freuen.
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