Mo., 08.04.13 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
INDONESIEN: Gewalt gegen Christen:
Ein Bagger reißt eine christliche Kirche in Indonesien ein. Voller Angst, Wut und Trauer müssen die Gläubigen zuschauen, wie man ihren kleinen, bescheidenen Ort des Gebets zerstört. Seit 2005 hat die religiöse Gewalt in Indonesien sprunghaft zugenommen. Mehr als 600 Kirchen wurden seitdem angegriffen, geschlossen oder niedergebrannt. In den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres gab es in ganz Indonesien bereits mehr als 20 Übergriffe auf katholische und protestantische Kirchen. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono wirbt öffentlich zwar immer wieder für religiöse Toleranz, doch militante Islamisten gehen zunehmend aggressiv und oft mit dem Segen von Politik und Polizei gegen religiöse Minderheiten vor. Von ihrem Hass gegen die „Ungläubigen" sind neben den Christen auch muslimische Minderheiten wie die Schiiten und die Ahmadiya betroffen.
Norbert Lübbers berichtet aus Bekasi, einer Millionenstadt in der Provinz Westjava.
Autor: Norbert Lübbers, ARD-Singapur
RUMÄNIEN: Schmutziges Geschäft mit Hundemord: Streunende Straßenhunde in Rumänien sind ein lange bekanntes Problem. Seit Jahren versuchen Tierschützer aus aller Welt deshalb mit oft sehr großzügigen Geld- und Sachspenden rumänische Tierschutzheime zu unterstützen sowie durch Kastration, medizinische Versorgung und Hundevermittlung ins Ausland die Population einzudämmen.
Auch viele rumänische Gemeinden weisen mittlerweile sehr hohe Beträge für den Unterhalt der Tierheime in ihren Haushaltsplänen aus. Demnach müssten die Straßenhunde in Rumänien eigentlich ein fürstliches Leben führen. Aber: das viele Geld kommt bei den Tieren nie an. Exklusive, zum Teil mit versteckter Kamera gedrehte WELTSPIEGEL-Recherchen beweisen, dass sich stattdessen eine regelrechte Hunde-Mafia organisiert hat, die öffentliche und Spendengelder veruntreut. Das Geschäft mit dem Hundemord geht weiter. Obwohl laut Gesetz gesunde Tiere nicht mehr getötet werden dürfen, geschieht das häufig sofort nach Einlieferung mit möglich billigen und damit oft grausamen Methoden. Korrupte Tierärzte erklären auch gesunde Hunde für krank, um schnell Platz für neue zu schaffen, für die dann wieder die überhöhten Beiträge abkassiert werden. Und um an möglichst viele neue Hunde zu kommen, fahren Tierfänger durchs ganze Land und fangen sogar von ihren Besitzern registrierte und kastrierte Tiere ein.
Autorin: Susanne Glass, ARD-Wien
CHINA: Pflegekräfte für Deutschland: Petra und Gisela, so lauten ihre deutschen „Künstlernamen", machen sich fit für ihre berufliche Zukunft in Deutschland. Denn hier werden besonders im Bereich der Kranken- und Altenpflege händeringend qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. Nachdem die Anwerbepolitik in Osteuropa und den Krisenstaaten Südeuropas bereits in vollem Gange ist, hat der Arbeitergeberverband Privater Pflegekräfte jetzt auch Asien ins Visier genommen: In China konnte der WELTSPIEGEL den ersten Kurs chinesischer Krankenschwestern besuchen, die sich auf ihren Einsatz in Deutschland vorbereiten. Die Bewerber sind bereits gut ausgebildet und hoch motiviert. Ein achtmonatiger Sprachkurs mit zusätzlichem Pflegetraining im Krankenhaus bereitet Petra und Gisela, die eigentlich Xu Yoyu und Shen Xiaoxi heißen, jetzt auch noch auf die kulturellen Gegebenheiten unseres Landes vor. Ihre deutschen Namen haben die beiden Frauen im Übrigen von ihrem chinesischen Deutschlehrer bekommen.
Autorin: Christine Adelhardt, ARD-Peking
TÜRKEI: Emanzipation mit Müllrecycling: Reyhan ist 45 Jahre alt und hat vor vier Jahren zum ersten Mal eigenes Geld verdient. Seitdem arbeitet sie nämlich beim Projekt Cöpmadam, was auf Deutsch Müllfrau heißt, besser und der Realität angemessener wäre der Begriff Recyclingfrau. Mit ihren 60 Kolleginnen macht sie aus Müll aus dem Haushalt oder von der Straße schicke Taschen oder Modeschmuck. Ein Portemonnaie aus einer Fertigsuppenverpackung beispielsweise, das hat nicht jeder und ist selbst in teuren Läden in Istanbul ein begehrtes Accessoire. Reyhan lebt im idyllischen Ayvalik an der Ägäis, hat mit 20 geheiratet und zwei Kinder großgezogen. Seit sie selbst Geld verdient, ist sie stolz und selbstbewusst geworden und freut sich darüber, dass ihr Mann sie unterstützt. Bei vielen anderen Frauen des Projekts sieht das anders aus: Im ländlich geprägten Teil der Türkei wurden viele Mädchen noch zwangsverheiratet, durften nicht arbeiten und mussten sich dem Willen ihrer Männer unterwerfen. Nicht wenige werden geschlagen, wobei sie über die häusliche Gewalt meist voller Scham schweigen. Die „Mülldamen" in Ayvalik sind fast alle über 40 und jetzt, nachdem sie erstmals im Leben für ihre Arbeit bezahlt werden, wollen sie sich nie mehr unterbuttern lassen.
Autor: Martin Weiss, ARD-Istanbul
SYRIEN: Die Kinder des Krieges: Karfreitag wurde der langjährige ARD-Korrespondent und "Weltspiegel"-Moderator Jörg Armbruster bei Dreharbeiten in Aleppo angeschossen und schwer verletzt. Kurz zuvor hatte er noch eine Mädchenoberschule nördlich von Aleppo besucht: Die Schülerinnen dort haben sich an Bomben und Schüsse gewöhnt, an Stromausfall und Mangel, aber nicht an Chaos und Unterdrückung. Sie wollen ihre Zukunft wieder haben, und vor allem wollen sie selbst darüber bestimmen. Der Krieg ist eine traumatische Erfahrung für sie, der die Kinder in vielfältiger Weise trifft. Den kleinen Hassan zum Beispiel, der mitten im Spiel von einem Granatsplitter verwundet wurde. Wenige Kilometer entfernt halten die Jüngsten den Alltag aufrecht: Sie arbeiten in Textilfabriken, holen Wasser, verkaufen Benzin. Andere haben Eltern, Geschwister oder Freunde verloren. Der Preis ist hoch: Eine Generation von Kindern und Jugendlichen muss in der grausamen Normalität eines erbittert geführten Bürgerkriegs aufwachsen.
Autor: Jörg Armbruster
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