Mo., 27.08.12 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
Griechenland: Finanznot? - Mit Steuersündern im Urlaub:
Hätte jeder Grieche seine Steuern gezahlt, hätte Hellas heute kein Schwarzes Loch in der Kasse. Dabei sind die Normalbürger nicht die Bösen, sondern es sind Geschäftsleute und Vermögende, die sich drücken. Und solang die Krise auch schon dauert: Sie zahlen noch immer nicht. Über 40 Mrd. € stehen noch aus. Damit könnten zumindest in diesem Jahr die Schulden bedient werden. Doch die Reichen denken nicht daran. Sie haben ihr Geld bereits vor Jahren ins Ausland gebracht. Deshalb ist auch Partystimmung angesagt. Im „Nammos"-Club auf Mykonos kommt man zusammen, ungestört. Denn das Fußvolk kann sich dieses Jahr keinen Urlaub leisten. 65 Prozent sind zu Hause geblieben. Steuerfahnder versuchen, die Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Mit 'Google Earth'- Aufnahmen wollen sie herausfinden, wer einen Swimmingpool besitzt. So finden sie die Reichen, aber selbst wenn sie die geortet haben, scheitern sie an einem maroden Justizwesen. Oft dauert es Jahre, bis sie die hinterzogenen Steuern eintreiben, oft gelingt es gar nicht. Einer dieser reichen Griechen ist Petros Nomikos. Seine Familie gehört zu den alten Reederfamilien Griechenlands. Auch sie hat ihr Geld bei Banken außerhalb Griechenlands in Sicherheit gebracht. Trotzdem will Nomikos seinem Heimatland helfen. Er sammelt Geld. Geld, mit dem er die inzwischen auf dem Sekundärmarkt auf ein Fünftel ihres Wertse gesunkenen Staatsanleihen zurückkaufen möchte. Die Rechnung des Schuldenretters hat allerdings einen Haken: Von den rund 275 Mrd. €, die Griechenland derzeit in der Kreide steht, liegt der größte Teil bei der EZB. Diese Schulden werden gar nicht an den Märkten gehandelt.
Autorin: Natalie Amiri, ARD-Büro Athen
Singapur: Moderne Sklavinnen - Das Schicksal der Hausmädchen: Auch in Singapur wohnen eine Menge reicher Leute. Das wissen wir nicht erst, seitdem europäische Vermögensverwalter ihren Klienten wohl empfohlen haben, ihr Geld doch statt in der Schweiz steuerlich begünstigt auch mal im asiatischen Stadtstaat zu parken. Dass Geld nichts mit Manieren zu tun hat, ist auch nicht neu. Wohl aber, wie sehr Singapurs zahlreiche Hausmädchen unter der Knute ihrer oft gutbetuchten Hausherren und -damen zu leiden haben. Ausbeutung, Demütigung, Misshandlung - ja, bis zu Vergewaltigungen reicht das Drangsalierungsarsenal der sogenannten 'Arbeitgeber'. Bridget Tan, Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation für ausstiegswillige Hausmädchen, spricht von „sklavenähnlichen Bedingungen", unter denen die oft noch jungen Frauen schuften müssen. Viele von ihnen stammen aus anderen, aber armen asiatischen Staaten. Von einer Anstellung in Singapur versprechen sie sich das große Los, doch oft bleibt nur eine riesige Enttäuschung. - Über 200.000 Hausmädchen arbeiten derzeit in Singapur, die meisten aus Indonesien, von den Philippinen oder aus Myanmar. Zum Vergleich: 1991 waren es nur 71.000. Inzwischen beschäftigt jeder sechste Haushalt in Singapur eine sogenannte 'Maid'. Die Gehälter schwanken zwischen 250 € und 320 € pro Monat , sind aber auch nach unten verhandelbar. Dafür müssen dann manche Frauen 16 bis 18 Stunden täglich arbeiten.
Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur
USA: Kandidat Romney - Geldmaschine, Kirchenmann, Politiker: Am Montag beginnt der Nominierungsparteitag der Republikaner und damit die heiße Phase im US-Wahlkampf. In Tampa im Sonnenstaat Florida soll Mitt Romney, der Ex-Gouverneur von Massachusetts, dann endgültig zum Präsidentschaftskandidaten und Herausforderer von Amtsinhaber Barack Obama gekürt werden. Doch kann er das auch? Das Magazin „Newsweek" fragte zuletzt nach dem 'Wimp Factor'. Wimp, das kann im Deutschen alles bedeuten: Von Knalltüte über Schwächling bis Weichei. Für diese Wahrnehmung hatte Romney zuletzt selbst gesorgt - mit peinlichen Ausrutschern auf der Politbühne -, aber auch eigene Parteigenossen mit Verbalentgleisungen und Eskapaden, die das Ansehen ihres Frontmanns und der ganzen Partei diskreditierten. - Mitt Romney: Geldmaschine, Kirchenmann, Politiker. Und natürlich der Mann von Ann, einer Frau, die sich jeder Schwiegervater wünscht. Kurzum: Ein Kandidat wie aus dem Bilderbuch. Das Haar immer perfekt, der Teint ewig frisch, der Ton immer moderat. Dazu war Willard Mitt Romney erfolgreich als Manager in der Finanzwelt und seinerzeit auch als Olympia-Chef von Salt Lake City. Trotzdem wird Amerika nicht warm mit Mr. Perfect. "Mitt Romney macht Politik wie ein Vorstandsvorsitzender, nüchtern und zahlenverliebt. Aber Gesichter von Menschen kann er sich nicht merken", beschreibt John O'Keefe den Mann, für den er vier Jahre in Boston gearbeitet hat. Romney, der streng gläubige Mormone, der knallharte Geschäftsmann, der wankelmütige Nie-und-Um-Entscheider, der liebende Familienvater. Unsere Reporterin hat sich auf seine Spur begeben und mit Wegbegleitern und Kritikern über den Mann gesprochen, den sie einen der "kompliziertesten Politiker Amerikas" nennen.
Autorin: Marion Schmickler, ARD-Studio Washington
Mexiko: Wasser für Millionen - Frisches für die Reichen, Jauche für die Armen: Am Sonntag treffen sich Experten aus aller Welt zur „Weltwasserwoche" in Stockholm. Dort wird über das zukunftsweisende Thema „Wasser und Nahrungsmittelsicherheit" diskutiert - topaktuell, wie sich am Beispiel der Dürre in den USA und dem damit verbundenen Ausfall der Maisernte zeigt. Und um Wasser, da sind sich die Auguren einig, werden in Zukunft Kriege geführt, weil schlicht nicht genug sauberes Süßwasser für die wachsende Weltbevölkerung vorhanden ist, insbesondere in den Mega-Cities nicht. - Mexico City, mit weit über 20 Millionen Menschen eine der größten Metropolregionen der Welt. Wie versorgt man einen solchen Moloch mit Süßwasser? Wie kommt es zu den Einwohnern - und wie wird es wieder entsorgt? Wie reinigt man es? Antwort unseres Korrespondenten zumindest auf die erste Frage: Indem man die vornehmen Viertel überversorgt und die schlechten Viertel austrocknet. Denn dort kommt nur zweimal pro Woche der Tankwagen vorbei und bringt eine stinkige Brühe, die die Menschen krank macht. Aber trinken sollte man auch das Wasser aus den vornehmen Hähnen nicht, denn viele Rohre und Leitungen sind defekt und mit Fäkalkeimen verunreinigt. Daher 'Montezumas Rache', der Durchfall, den der Tourist sich in Mexiko gern zuzieht - z. B. nach dem Zähne putzen.
Autor: Peter Sonnenberg, ARD-Studio Mexico City
Indien: Jedes Los ein Treffer! - Bei der Sterilisationslotterie: Die indische Bevölkerung wächst und wächst. Anders als in China kann das Land aber die Menschen nicht zwingen, weniger Kinder in die Welt zu setzen. Was also tun? Im Bundesstaat Rajasthan mit allein 70 Millionen Einwohnern hatten die Behörden eine Idee: Sie starteten eine Lotterie. Wer sich sterilisieren lässt, dem winkt ein Gewinn. Ein Tata-Nano - das billigste Auto der Welt -, ein Motorrad, ein Fernseher oder auch ein Mixer. Die Verantwortlichen in Rajasthan haben große Ziele. Jährlich sollen sich 22.000 Menschen sterilisieren lassen. Ärzte erzählen, wie sie die Patienten dazu überreden wollen. Doch diese Zielvorgabe ist praktisch unmöglich zu schaffen. Und so werden immer wieder Frauen unter Druck gesetzt, wenn sie bereits zwei Kinder haben. Unabhängige Organisationen kritisieren dies scharf. Der "Weltspiegel" besucht ein Paar, das sich sterilisieren lassen will und an der Lotterie teilnimmt. Und wir sind auch bei der Lotterie selbst dabei. Dort, wo übrigens jeder gewinnt, die Frage ist nur, was ...
Autor: Gábor Halász, ARD-Studio Neu Delhi
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