SENDETERMIN Mo., 23.07.12 | 04:50 Uhr | Das Erste

Weltspiegel

Syrien: Unter Rebellen - Der qualvolle Kampf um Rastan:

Die Rebellen in Syrien haben den Krieg bis in die Hauptstadt Damaskus getragen. Eine Bombe tötet einige von Machthaber Assads engsten Vertrauten, als sie gerade darüber beraten, wie der Aufstand am besten zu bekämpfen sei. Das Regime ist angezählt, orakeln Experten. Aber es schlägt zurück. Im ganzen Land herrscht Krieg. Unser Reporter war in der Stadt Rastan, die offenbar seit Januar von Aufständischen gehalten, aber auch seit Monaten von den Assad-Truppen beschossen wird, zunehmend auch mit Kampfhubschraubern. Neun Tage lang begleitete er die Rebellen, die die Rückeroberung der Stadt durch das Regime unter hohen Verlusten verhindern wollen. Im Krankenhaus der 40.000 Einwohner-Stadt wenige Kilometer nördlich der Rebellen-Hochburg Homs sah er verletzte Kinder sterben, in den zerbombten Häusern sah er diejenigen hungern und um ihr Leben fürchten, die nicht fliehen konnten. Während die Welt noch von Sanktionen und einer politischen Lösung spricht, drängt sich unserem Reporter, der die Lage in Syrien mit eigenen Augen sieht, die Erkenntnis auf: dieser Krieg wird militärisch entschieden.

Autoren: Marcel Mettelsiefen/Stefan Buchen

Großbritannien: Auf die Plätze, fertig, los? - Olympia in den Startlöchern: Die Spiele haben noch nicht begonnen, da bricht schon das erste prophezeite Verkehrschaos aus: Nachdem am vergangenen Montag die erste sogenannte ?Olympic Lane' eröffnet wird, sorgt ein Unfall auf der Autobahn M4 für einen Stau von bis zu 50 Kilometern. Experten hatten davor gewarnt, dass diese Sonderspuren, die Offizielle, Sponsoren und Sportler schneller durch die Stadt

transportieren sollen, zum Verkehrsinfarkt führen könnten. Stimmt. Und ausgerechnet da wollen kurz vor dem Startschuss auch noch die Busfahrer streiken ... Aber Ungemach für die Olympischen Spielen braut sich nicht nur auf den Straßen zusammen: Die Wetteraussichten sind grauenhaft, der ohnehin schon überforderten U-Bahn droht mit Millionen zusätzlicher Touristen der endgültige Kollaps, rigide Sicherheitsmaßnahmen bringen Anwohner auf die Palme, und die Hotelpreise schrauben sich in derart schwindelerregende Höhen, dass jetzt sogar schon ein Taxi zur fahrenden Unterkunft umgebaut worden ist. Da kann der Aufenthalt in der Olympic City schnell selbst zu einem Zehnkampf für jeden Besucher werden. Unser Korrespondent wagt den Selbstversuch!

Autor: Frank Jahn, ARD-Studio London

Japan: Volle Atomkraft voraus - Das Märchen von der Energiewende: „So etwas", sagt unser Korrespondent, „hab ich hier in Japan noch nie erlebt." Soeben war er Zeuge geworden, wie ein Anti-AKW-Mob einen Beamten der japanischen Atomaufsicht in die Enge getrieben hatte und fast über ihn hergefallen wäre - und das im sonst so harmoniesüchtigen Nippon. Vor dem gerade wieder - aus rein wirtschaftlichen Gründen - in Betrieb genommenen Atomkraftwerk Oi verschafft sich der Volkszorn Luft, der Zorn über Fukushima, die verpasste Energiewende und das einfache ?Weiter-so' von Regierung und Atomlobby. Die sagt, sie hätte aus Fukushima gelernt, so etwas würde nie wieder geschehen. Tatsächlich jedoch hat die Atomindustrie die sogenannten Stresstests gebeugt, das AKW Oi ist genauso unsicher wie zuvor. Das liegt vor allem daran, dass die beiden Reaktoren auf Erdbeben-Bruchstellen liegen und notwendige bauliche Veränderungen gar nicht in Angriff genommen wurden. Ein Unglück ist also weiterhin denkbar. Und auch für diesen Fall gibt es anderthalb Jahre nach Fukushima keinerlei Vorkehrungen, die Menschen zu schützen. Die Filter für Radioaktivität sollen erst in drei Jahren eingebaut werden, es gibt keine Fluchtrouten, kein Strahlen-Monitoring, nicht genügend medizinisches Material zur Behandlung von Verstrahlten usw. Und Oi ist nur ein Beispiel, denn die Situation ist bei allen japanischen AKW ähnlich. Der Weltspiegel spricht mit besorgten Anwohnern, Seismologen und Ex-Premier Naoto Kan, einem nun überzeugten Atomkraftgegner.

Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio

USA: GPS statt Sattel - Die Rückkehr der Viehdiebe: Sie gehörten zu den schlimmsten Outlaws des Wilden Westens, auf ihre Taten stand einst die Todesstrafe: Die Viehdiebe waren der Schrecken ihrer Zeit. Doch auch heute noch schlagen die "cattle rustlers" in Amerika zu. Allein im sehr dünn besiedelten Bundesstaat Montana kamen in den vergangenen drei Jahren Rinder im Wert von rund acht Millionen Dollar abhanden, und das, so Experten wie die Sheriffs von der Sondereinheit ?Viehdiebstahl', sei nur ein Bruchteil des Gesamtschadens. Die Fahnder sind sich sicher: Der Anstieg des Rinderklaus ist Folge der Wirtschaftskrise, steigender Fleischpreise und ein höchst zweifelhaftes Verdienst moderner Satellitenortungssysteme - so nämlich fällt es den Dieben leichter, sich in den unendlichen Weiten des Westens zu orientieren. Denn längst kommen die Kriminellen nicht mehr hoch zu Ross daher samt Sattel und Sporen, sondern nächtens in allradgetriebenen Fahrzeugen mit GPS-System und Anhänger. Bei einem Stückpreis bis zu $2.000 und Millionen unbeaufsichtigter Tiere ist die Verlockung einfach zu groß. Der Weltspiegel hat sich auf die Spur der Viehdiebe begeben an der Grenze zwischen Colorado und Wyoming.

Autor: Klaus Scherer, ARD-Studio Washington

Südsudan: Schule statt Bomben - Flucht aus den Nuba-Bergen: Verzweifelte Eltern, die ihre Kinder über die Grenze schicken, damit die etwas lernen können; Kinder, die mitsamt ihrer Schule aus einem Kriegsgebiet fliehen, weil sie wissen, dass Bildung der Schlüssel für gesellschaftliche Entwicklung und persönlichen Erfolg ist. Klingt fast unglaublich, aber im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südsudan geschieht genau das. Weil die Regierung im Norden Bomben auf seine Bürger wirft, zum Beispiel in den Nuba-Bergen in der Provinz Süd-Kordofan, fliehen die Menschen in den Süden. In der Grenzstadt Yida leben mehr als 60.000 Flüchtlinge unter schwierigsten Bedingungen, Kinder sterben an Hunger, Durchfall oder Malaria. Dazu die Regenzeit, die weite Landstriche in unpassierbare Schlammwüsten verwandelt. Und trotzdem ist hier so etwas wie Schulalltag möglich. - Ein Jahr nachdem der Südsudan unabhängig wurde, ist die Situation im jüngsten Staat der Erde desolat, das Land steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, die Versorgunglage der bitterarmen Bevölkerung ist katastrophal. Hilfsorganisationen befürchten, dass die Kindersterblichkeit bald von zehn auf 20 Prozent steigen könnte. Hinzu kommen die ständigen Scharmützel um Grenzverläufe, Ölfelder und Durchleitungsgebühren, mit denen der Norden den Süden drangsaliert - Angst vor einem neuen Bürgerkrieg macht sich breit.

Autor: Stefan Maier, ARD-Studio Kairo

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