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Kambodscha: Kinder zu Küchenchefs

Kambodscha: Kinder zu Küchenchefs | Bild: WDR

Ein Rezept gegen Armut. In dieser Küche wird es erprobt. Vom Straßenkind zum Koch - ein Traum, für den sie alles geben.

Dara ist einer von ihnen. Seine Eltern sind früh gestorben. Aus dem Waisenhaus ist er abgehauen. 4 Jahre lang hat er auf der Strasse gelebt.

So können Sie das Projekt unterstützen:

Das Bildungsprogramm Mith Samlanh ist Teil der NGO "Friends International" – einem international agierenden Hilfswerk für Straßenkinder. Das Projekt betreibt unter anderem Restaurants, in denen die Jugendlichen für ihre Arbeit in den Garküchen vorbereitet werden. Außerdem unterhält die Organisation Waisenheime, Schulen und Werkstätten.

Dara, 15 Jahre alt:
“Hier ist alles besser geworden. Ich habe Freunde, was zu essen und kann mich waschen. Ich bin jetzt 15 Jahre alt. Und es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas lernen darf.”

Vom Straßenkind zum Koch
Vom Straßenkind zum Koch

Nur ein paar Strassen weiter beginnt der Tag von Sokro. Auch er ist 15 Jahre alt. Doch Träume hat er keine mehr. Er lebt vom Dreck der Strasse. Sammelt Plastikflaschen und Dosen auf. Seine Kindheit - sie war viel zu schnell zu Ende.

»Sokro, Müllsammler, 15 Jahre alt:
“Früher habe ich gebettelt. Doch das geht nicht mehr. Ich bin zu alt dafür. Dreimal hat mich die Polizei geschnappt und ins Gefängnis gesteckt. Ich habe Angst, dass das noch mal passiert. Dort schlagen sie dich. Ich will da nie wieder hin.”«

Mit dem bisschen, was er verdient, versorgt er seine Großmutter und die 6jährige Schwester. 3 Menschen ohne ein Dach über dem Kopf.

Sokro versorgt die Großmutter und seine Schwester
Sokro versorgt die Großmutter und seine Schwester

In Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh ist die Armut so präsent wie in kaum einer anderen Stadt Südostasiens. 20.000 Kinder leben und arbeiten auf der Strasse.

Sokros Großmutter nimmt die kleine Schwester mit auf ihren Bettelgang. Ein Kleinkind im Arm - das ist viel wert. An den großen Kreuzungen hofft sie auf Mitleid und ein wenig Kleingeld.

Hinter dem alten Olympiastadion verstecken sich die Frauen und Kinder vor den Augen der Polizei. Denn die will die Strassen sauber halten.

Es ist ein Leben am Rande der Gesellschaft. Ein Leben, in dem Spucke oft das einzige Spielzeug ist.

»Sam Sim, 65 Jahre alt:
“Wir haben nichts und werden trotzdem wie Diebe behandelt. Wir betteln doch nur. Was haben wir denn verbrochen? Das ist doch kein Leben.”«

Die Tage der Müll- und Bettelkinder sind lang. Am Abend, wenn die Stadt im Verkehr erstickt, beginnt ihre Nachtschicht.

Das Recht auf Bildung haben sie längst verloren. Ob diese Kinder zur Schule gehen, es interessiert den Staat nicht.

Ihr Alltag ist bestimmt von Armut, Gewalt und sexuellem Missbrauch.

Um all das auszuhalten, schnüffeln viele Kinder Klebstoff. Sie brauchen dann kaum noch Schlaf, können lange betteln und unterdrücken ihren Hunger.

Dara kennt das. Bis vor kurzem war das auch sein Leben. Das bisschen, was er erbettelt hat, hat oft nicht für eine Mahlzeit gereicht. Der Klebstoff war viel billiger.

20.000 Kinder leben auf der Straße
20.000 Kinder leben auf der Straße

»Dara:
“All meine Freunde haben Klebstoff geschnüffelt. Und ich irgendwann auch. Wenn du durch die Tüte atmest, ist Dir alles egal und fühlst Dich glücklich.”«

Sok Nina ist nun seine Lehrerin und begleitet Dara auf dem Weg zum Küchenchef. Sie arbeitet für die Organisation Mith Samlanh. Übersetzt heißt das: Ein guter Freund!

Das Rezept lautet: Bildung und Ausbildung. Die Jugendlichen sollen endlich eine echte Perspektive haben.

Nach der Praxis am Morgen, folgt die Theorie am Nachmittag. Für Dara und die anderen eine vollkommen neue Erfahrung.

Pünktlich sein, den Lehrer respektieren, Verantwortung übernehmen. Nicht alle halten das lange durch.

»Sok Nina, Leiterin von Mith Samlanh:
“Am Anfang ist es sehr schwierig für sie. Sie haben ihr ganzes Leben auf der Strasse verbracht. Ordnung und Disziplin, das kennen sie nicht. Hier bei uns gibt es ein klaren Tagesablauf. Das braucht seine Zeit, bis sich alle daran gewöhnt haben”«

Daras Tag geht zu Ende. Dass jedes Jahr hunderte Jugendliche wie er die Chance auf eine Ausbildung bekommen, ist keine Selbstverständlichkeit.

Der größte Widerstand kommt meist von den Eltern. Denn ein Kind, das bettelt, bringt Geld ein. Ein Kind, das zu Schule geht, bedeutet erstmal einen Verlust.

»Dara:
“Wenn ich abends nach Hause fahre, sehe ich die anderen Kinder, die immer noch auf der Strasse leben. Am liebsten würde ich sie alle mitnehmen. Aber das geht leider nicht.”«

Eine richtige Mahlzeit. Für Dara ist das endlich Normalität. Er hat den Drogenentzug geschafft und lebt bis zum Ende seiner Ausbildung in einem Wohnheim der Organisation.

Der Tag von Sokro ist noch lange nicht vorbei. Bis drei Uhr morgens wird er Müll einsammeln. Erst dann kann er für ein paar Stunden am Straßenrand schlafen. Das, was selbstverständlich sein sollte, für ihn wäre es der größte Luxus.

»Sokro, Müllsammler:
“Eigentlich habe ich nur einen Wunsch. Ich will zur Schule gehen. Ich will lernen, wie man schreibt und liest und ein besseres Leben haben als das hier!”«

Doch für die meisten Straßeninder in Phnom Penh bleibt das ein Traum, der wohl nie in Erfüllung gehen wird.

Autor: Norbert Lübbers/ARD Singapur

Stand: 23.02.2015 11:21 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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