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New York: Protest und Widerstand – wie eine Stadt sich politisiert

Protest in New York – wie sich eine Stadt politisiert | Bild: Bild: BR

New York – diese Woche: Fashion Week. Aber diese Modenschau ist anders, sie ist eine Protestaktion. "Illegal Fashion" nennt Maria De Los Angeles ihre Aktion. Sie, die Künstlerin, malt an gegen die Ankündigung des neuen Präsidenten, 100.000 von Illegalen zu deportieren. Auch Maria hat keine Papiere – mit elf Jahren haben ihre Eltern sie aus Mexiko in die USA geschmuggelt.

Maria De Los Angeles
Maria De Los Angeles | Bild: Bild: BR

Maria De Los Angeles über Trump: "Da ist ein Aggressor, der uns weghaben will, der das offen sagt. Da müssen wir doch aufstehen und etwas tun. Und ich werde das so laut tun, wie ich nur irgend kann. Und natürlich ist Kunst und Kultur da wichtig. Sie ist doch der Kern von Menschlichkeit. Wir müssen zeigen, wer wir sind."

Backstage, noch wenige Minuten bis zum Auftritt. Sitzt auch alles? Tragbare Kunst auf Canvas von Illegalen für Illegale: "Was wir anhaben, ist politisch. Schaut uns an: wir sind Illegale und wir zählen Millionen", sagt Maria: "Achtet endlich unsere Menschenrechte. Jetzt ist die Zeit dafür."

Beifall für den Protest

200 New Yorker klatschen Beifall. Eine Besucherin: "Das war eine sehr emotionale Botschaft von Betroffenen. Wir können uns jetzt nicht zuhause in unseren Fernsehsesseln zurücklehnen."

Max und Elijah
Max und Elijah | Bild: Bild: BR

Vor drei Monaten – der Tag nach der Wahl: junge Leute – es sind etwa 400 – machen sich auf zum Trump-Tower, dem New Yorker Machtsymbol des gerade Gewählten. Max und Elijah haben diese Spontandemo organisiert – über das Internet. Elijah Newman: "Wir haben eine Instagram-Gruppe aufgemacht. Und innerhalb von vier Stunden hatten wir 400 Kids zusammen. Unglaublich! Und dann sind wir los." Max Drury: "Ich fürchte nicht um mich, ich bin weiß. Aber da sind die anderen, die eine andere Hautfarbe haben, die Illegalen, die Frauen, die nun Gewalt und Hass ausgesetzt sein werden."

Auch Maria hält in diesen Tagen nichts mehr zuhause. Auch sie macht sich auf zum Trump-Tower an der Fifth Avenue. Aber sie ist allein – und hält ihr zuhause gemaltes Plakat hoch: "Ich bin hier, um zu bleiben."

Der Trump-Wähler als Mensch

Ein Trump Wähler kommentiert: "Mir scheint, dass da jetzt viele Berufsdemonstranten unterwegs sind, die Unruhen schüren wollen. Ich finde, man sollte sie verhaften."

Ein Trump-Wähler
Ein Trump-Wähler | Bild: Bild: BR

Ein anderer Trump-Wähler spricht Maria an. Er glaubt, dass sie mit ihrer Angst abgeschoben zu werden, übertreibt: "Trump will doch nicht alle Illegalen abschieben, sondern nur die, die kriminell sind." Maria: "Aber es reicht schon aus, dass du dabei erwischt wirst, wenn du bei Rot über die Ampel gehst, um als kriminell eingestuft zu werden." Der Trump-Sympathisant: "Was ich will, sind sichere Grenzen, die geschützt werden. Ich will auch nicht, dass einer wegen einer roten Ampel ausgewiesen wird. Aber so weit wird es auch nicht kommen." Maria: "Ich habe mich hier immer korrekt verhalten und ich habe immer noch keine Papiere. Das hat mein ganzes Leben bestimmt, meine Identität, meine Kunst. Ich will doch nur gut zu diesem Land sein. Es ist meine Heimat."

Drei Monate später – die Schule von Max und Elijah im East Village. Die beiden haben ihre Anti Trump Instagram-Gruppe auf über 1000 Mitglieder ausgebaut. Strategiebesprechung für die nächste große Schülerdemo: Mit viel Musik und selbstkomponierten Protestsongs wollen sie am 10. März ein großes Agitprop-Fest organisieren – mitten in Manhattan.

Der lange Atem der Jugend

Max
Max | Bild: Bild: BR

Elijah Newman rät: "Aber diesmal sollten wir die Aktion bei der Polizei anmelden." Max Drury: "Wir haben mehr Energie als die Erwachsenen und können deshalb länger durchhalten. Und es geht doch um uns, um unsere Zukunft, die dieser Präsident bedroht. Das motoviert mich."

Max‘ Mutter Alissa hilft den Beiden so gut sie kann. Sie ist stolz auf das Engagement der zwei: "Ich finde es gut, dass sie sich einsetzen, um unsere Freiheitsrechte zu verteidigen, dass sie Widerstand leisten."

30 Tage ist Donald Trump im Amt und Maria sieht ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Der Präsident hat angeordnet, erheblich härter gegen Illegale wie sie vorzugehen.

Maria
Maria | Bild: Bild: BR

Wir haben sie diese Woche nach ihrer Show gefragt, was sie damals bei dem Gespräch mit dem Trump Wähler so sehr mitgenommen hat: "In diesem Moment nahm ich wahr, wie menschlich er war. Wenn da einer vor Dir steht, der zuhört und auf Dich eingeht, dann hast du einfach Gefühle für ihn. Das hat mich überwältigt. Ja, er ist ein Trump-Wähler, aber er ist auch ein Mensch so wie ich."

Maria, die US-amerikanische Künstlerin aus Mexiko, hofft auf Menschlichkeit.

Autor: Markus Schmidt, ARD New York

Stand: 14.07.2019 11:13 Uhr

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