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USA: Millionen sammeln im Silicon Valley

USA: Millionen sammeln im Silicon Valley | Bild: imago

Es gibt merkwürdige Pilgerstätten in der Welt: Eine davon ist Silicon Valley, das Tal der Erfinder, der Geldgeber und der StartUps. Tausende deutsche Unternehmer – ob klein oder groß, ob mit oder ohne Kapital –  reisen jährlich in das kalifornische Technologie-Mekka, um zu lernen, wie man erfolgreich Geld für eigene Projekte sammelt und wie kleine StartUps zu großen werden. Kurz: Wie Unternehmen Schritt halten können mit der digitalen Welt. Manche deutsche Unternehmer bleiben gleich da, weil sie nur in den USA eine Chance sehen, ihre Ideen auch umzusetzen.

Florian Leibert
Florian Leibert, Gründer von Mesosphere. | Bild: SWR

Das haben sie sich verdient. Einen Tag Segeln in der Bucht von San Francisco. Sie feiern, dass die neue Software fertig ist. Tobias Knaup und Florian Leibert laden ihre Mitarbeiter regelmäßig ein. Großzügig zu sein, gehört zum guten Ton im Silicon Valley. "Das sind wahrscheinlich so einige der talentiertesten Ingenieure, die es gibt", meint Florian Leibert, Gründer von Mesosphere. "Und die will man natürlich glücklich machen und man will, dass die hier alle Spaß haben." Außerdem gilt hier: Nur nicht abheben als Boss, auch wenn die Firma schon 200 Mitarbeiter hat. "Diese klassische Hierarchie, wie man die so kennt. So, der Chef sagt, wo’s lang geht, das existiert eigentlich so nicht", sagt Tobias Knaup. "Ich mach immer Spaß, die Silicon Valley-Krawatten sind die bunten Socken.”

Mit Anfang Zwanzig ein paar Millionen für eine Idee

Viele junge Talente verlassen Deutschland, um sich hier ihren Traum zu erfüllen. Das Silicon Valley, Spielwiese für Gründer. Florian und Tobias haben eine Software entwickelt, die Rechenzentren effizienter macht – zuerst für Twitter, dann Airbnb, und jetzt haben sie eine eigene Firma. "Es waren nur wir, ein paar Jungs mit einer Idee, ohne Geschäftsplan, und es war uns bewusst, dass wir in Deutschland damit kein Venture Capital bekommen würden damit", erzählt Tobias Knaup.

Diese Frau vergibt das begehrte Venture Capital, Risikokapital. Margit Wennmachers hat auch die jungen Deutschen unterstützt. Bei der Top-Investorin muss es immer schnell gehen. Von der Idee bis zum Produkt vergehen oft nur ein paar Wochen. "Die Venture Capital Firmen sind bereit, nem jungen Unternehmer, der vielleicht 22 ist und gerade aus der Uni kommt, 20 Millionen zu geben, um ne Idee mal auszuprobieren", sagt Margit Wennmachers, Investorin bei Andreessen Horowitz.

Die meisten scheitern

Strassenschild Sand Hill Road
An der Sand Hill Road in Palo Alto sitzen die Geldgeber.  | Bild: SWR

Hier pulsiert das Herz des Valleys. An der Sand Hill Road in Palo Alto sitzen alle großen Risikokapitalgeber, die Mieten hier sind so hoch wie sonst nirgendwo in Amerika. Jedes Jahr investieren sie Milliarden Dollar in Start-ups. Neun von zehn Firmen scheitern. Doch Pleiten sind hier einkalkuliert. "Ein Fonds hat 1,5 Milliarden. Wir können einige Risiken uns leisten", sagt Margit Wennmachers. "Wir gucken nicht auf die Experimente, die nicht funktionieren. Der Trick im Venture Capital Business ist, die Firma, die wirklich funktioniert, das nächste Google oder Facebook. Die bezahlt für all die anderen Experimente."

Stefan Groschupf ist spät dran. Er will einen Investor treffen, der sein Start-up finanzieren soll. Stefan will Autoverkäufer effizienter machen. Ein Computerprogramm soll ihnen lästige Arbeiten wie E-Mails schreiben abnehmen, damit sie mehr Zeit für Kunden haben. "Für mich sind Start-ups einfach die Revolution des 21. Jahrhunderts. Auf der Plattform der Demokratie können wir etwas bauen, was die Welt verändert." Stau auf dem Highway ins Silicon Valley – Investoren sollte man nicht warten lassen. Stefan hätte gern die Welt daheim in Deutschland verändert. Doch seine Bank gab ihm kein Geld. Hier kann eine Idee reichen – und es fließen Millionen. "5,6 ist realistisch, 8 wär toll, 10 traumhaft. Aber wie sagen die Amerikaner: Let´s shoot for the stars, and land on the moon.” 10 Minuten zu spät. Ein schlechtes Omen? Hier entscheidet sich Stefans Zukunft.

Wie weiter unter Trump?

Seine Idee hat die Investoren schon überzeugt. 140 Millionen gab’s in der letzten Finanzierungsrunde für Bastian Lehmanns Kurierdienst. Postmates liefert alles vom Kaffee über die Pizza bis zum Computer. "Ich glaube schon, das ist fürs Team und für die Investoren ne Riesen-Motivation", meint Bastian Lehmann, Gründer von Postmates. "Hab nen starken Gegner mit Amazon, so ein bisschen David gegen Goliath. Ist nie verkehrt.” Bastian war schon immer ein Querkopf, erzählt er mir. Sein Studium schmiss er, weil er sein Start-up damals spannender fand. In Deutschland eckte er damit an, hier gilt das als cool. "Ich fühl mich hier unheimlich frei und kann hier Dinge machen, die ich in Deutschland nicht machen kann oder nicht machen konnte, weil ich mich immer sehr eingeengt gefühlt habe und ich das Gefühl hatte, ich müsste hier bestimmten Bahnen folgen.”

Bastians Mitarbeiter kommen aus der ganzen Welt. Ob das so bleiben kann unter dem neuen Präsidenten? Donald Trump hat angedroht, die Visapolitik zu verschärfen. "Das Silicon Valley, es existiert, weil Einwanderer hierher kommen und unglaubliche Firmen aufbauen. Das ist unglaublich wichtig, dass das beste Talent Zugang zu den USA hat und hier arbeiten kann. Nicht nur bei den Universitäten, sondern auch bei den Firmen, und dann auch Firmen hier gründen darf.”

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Golden Gate Bridge, das Wahrzeichen der San Francisco Bay Area. | Bild: SWR

"Wie war’s?" "Super", meint Stefan Groschupf. "Großes Interesse, und in zwei Tagen werde ich hören, wie es weiter geht." Wie viele Millionen es werden, ist noch unklar. Doch die Zusage steht, das Programm soll schnell fertig werden. In Deutschland undenkbar. "Wir brauchen eine Kultur, nicht nur Politik, sondern auch eine Wirtschaftskultur, die positiv Innovationen gegenüber steht, wo kleine Firmen auch gefördert werden und die Produkte gekauft werden, in denen es ok ist, wenn Fehler gemacht werden, in den es ok ist, wenn drei Jungs im T-Shirt ne tolle Technologie haben und an einen großen Konzern verkaufen wollen." Längst nicht jeder, der etwas wagt, gewinnt im Silicon Valley. Trotzdem wandern viele deutsche Talente nach Kalifornien aus. Weil sie dort zumindest möglich ist, etwas zu wagen.

Eine Reportage von Marion Schmickler (WDR).

Stand: 16.07.2019 04:41 Uhr

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