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USA: Schwarz und Polizistin

USA: Schwarz und Polizistin | Bild: ARD

Sie stehen zwischen allen Fronten. Schwarze Polizisten. Bei den Protesten gegen Rassismus müssen sie in der ersten Reihe gegen die vorgehen, deren Ziele sie eigentlich teilen. Und in den eigenen Reihen bei der New Yorker Polizei werden sie benachteiligt.

Als Polizistin wiederholt Opfer von Rassismus

USA: Polizeiarbeit, sagt Detectice Felicia Richards, solle Vertrauen aufbauen
USA: Polizeiarbeit, sagt Detectice Felicia Richards, solle Vertrauen aufbauen | Bild: ARD

Detective Felicia Richards ist eine von ihnen. Sie kann mit uns nur außerhalb des Dienstes sprechen, in Freizeitkleidung, ohne Uniform. Seit 34 Jahren ist sie im Einsatz und wurde während ihrer Karriere selbst widerholt Opfer von Rassismus. "Ich wurde immer wieder übergangen. Nur wegen der Quote habe ich den Job überhaupt bekommen. Durch ein Schlupfloch. Wir müssen immer wieder ein Schlupfloch finden um gleichviel zu erreichen", so Felicia Richards, Police Officer beim NYPD.

Jetzt arbeitet Felicia als Verbindungsfrau zwischen der Polizei und der Allgemeinheit. Sie ging vor drei Jahrzehnten zur NYPD um die Polizei von innen zu verändern.

"Es ist schwierig, den Leuten die Idee zu verkaufen, dass die beste Art einen Wandel herbeizuführen von innen kommt. Wenn man diese Botschaft von außen gar nicht erkennen kann", sagt Felicia Richards.

Schwierige Rolle von schwarzen Polizisten

USA: Nur ohne Uniform darf Detective Felicia Richards Interviews geben
USA: Nur ohne Uniform darf Detective Felicia Richards Interviews geben

Die Polizisten, die sich hier ebenfalls ohne Uniform der Bewegung Black Lives Matter anschließen, sind alle pensioniert. Der Bürgermeister von Brooklyn, früher selbst Polizist, steht fest an ihrer Seite. Sie fordern Reformen und das Ende der Polizeigewalt gegen Schwarze. "Es ist ein wirklich schwieriger Job, ein Schwarzer Polizist zu sein. Manchmal bin ich in Demos gegen Polizeigewalt mitgelaufen und abends musste ich die Märsche schützen und die Leute haben uns angespuckt, haben uns Onkle Tom genannt und gedacht wir seien Teil des Problems. Ohne zu merken, dass wir dasselbe System bekämpfen wie sie", erzählt Eric Adams, Borrough Präsident Brooklyn.

Auf die schwierige Rolle von schwarzen Polizisten will auch Felicia hinweisen. Sie ist eine  der wenigen hier, die noch im aktiven Dienst sind.

"Professionalität und die Unterstützung der Black Lives Bewegung sind nicht zwei verschiedene Dinge. Nur weil ich Black Lives gut finde, bedeutet das nicht, dass ich nicht professionell bin. Professionalität gehört dazu", sagt Felicia Richards.

Die Polizei als Teil der Community

Ausgerechnet Polizeigewalt hat dafür gesorgt, dass Rassismus endlich auch innerhalb der Polizei zum Thema geworden ist. George Floyds Tod durch vier Polizisten ist für Richards eine doppelte Tragödie: Als Polizistin und als Schwarze Frau.

"Ich wurde ganz taub, dann wütend, von taub zu wütend und dann hat es mir das Herz gebrochen. Dass es ein Polizist war...Er hat den Mann getötet. Er muss gehen! Das ganze Gewicht ist auf meinem Rücken gelandet...Denn jeder Polizist, der irgendwas auf sich hält, war mehr als entsetzt. Ihre Herzen sind gebrochen. Denn ihnen wurde klar, dass durch diese Tat unsere ganze Arbeit ausgelöscht wurde. Wir müssen gleichsam von vorne anfangen um Vertrauen zurückzugewinnen. Auch wenn sie sagen, sie vertrauen uns, haben wir das Gefühl: Das ist nicht echt", so Felicia Richards.

Felicia geht schon länger nicht mehr auf Patrouille. Sie ist jetzt als Stadteilpolizisten in den sozial schwächeren Vierteln unterwegs. Zusammen mit Sozialarbeitern besucht sie die Menschen aus ihrem Bereich zuhause in ihren Wohnungen um Vertrauen aufzubauen, eine andere Art von Polizeiarbeit. Die Polizei soll nicht Feindbild sein, sondern Teil der Community.

"Die meisten Stadtteil-Polizisten machen diese Arbeit, aber es wird oft nicht gezeigt und deshalb glauben es die Leute nicht", Felicia Richards.

Hoffnung für die nächste Generation

USA: Sie stehen zwischen allen Fronten: Schwarze Polizisten
USA: Sie stehen zwischen allen Fronten: Schwarze Polizisten

Felicia will Vorbild für die Jungen sein und sie will die Dinge zum Besseren wenden, trotz des erdrückenden Rassismus. "Ich als Polizistin, ich als Einwohnerin von Brooklyn, ich als Mutter. Ich muss besser sein. Ich trage das auf meinen Schultern, wenn die Last zu schwer wäre, würde ich sie ablegen. Aber 35 Jahre später trage ich sie noch", so Felicia Richards. Aber da ist auch die Hoffnung, dass diese Generation es leichter haben wird. Weg mit der Polizei – diese Forderung der Protestierenden in New York ist die Folge der Polizeibrutalität und des systemischen Rassismus. Eine Milliarde des Polizeibudgets soll jetzt umgeleitet werden. Aber niemand ist damit einverstanden.

Linda: "Sie wollen einen Teil des Polizeibudgets nur umschichten zu einem anderen Teil der Polizei."

Joseph Cockran: "Wir brauchen Sicherheitskräfte in den Vierteln, wir brauchen ausgebildete Schlichter, wir brauchen Analysten und Forscher, die den Bedarf bestimmen. Mit einem 6-Milliardenbudget kann man viel finanzieren."

Als Verräter werden Schwarze Polizisten manchmal beschimpft, ihre Rolle zwischen der Professionalität im Job und den eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit ist für viele schwer auszubalancieren. "Jetzt kann man sehen, auf welcher Seite der Geschichte die Leute stehen. Ich kann meinem Schwarz-Sein nicht entkommen. Ich stehe zu meinen Leuten, denen ich seit 30 Jahren diene. Ich nehme das mit nachhause", erzählt Felicia Richards.

So geht es den meisten Schwarzen Polizisten mit und ohne Uniform – auch wenn sie den Demonstranten oft genau gegenüber stehen

Autorin: Christiane Meier/ARD Studio New York

Stand: 02.08.2020 20:19 Uhr

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