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USA: Säbelrasseln oder Showdown mit Nordkorea

Jinhye Jo hat einen weiten Weg hinter sich – von Nordkorea bis nach Amerika. Ihre Familie floh vor einer Hungersnot. Dabei geriet ihr Vater in Gefangenschaft und wurde umgebracht. Ihre Schwester wurde zur Prostitution gezwungen. Ihre Großmutter und zwei kleine Brüder verhungerten in Nordkorea, erzählt sie.

"Ich muss an meine Brüder und meinen Vater denken, wenn ich hier auf den Straßen Kinder mit ihren Eltern sehe. Das macht mich immer sehr traurig."

Folter in Nordkorea

USA: Nordkorea testet immer wieder Raketen – Säbelrasseln oder Showdown mit den USA?
USA: Nordkorea testet immer wieder Raketen – Säbelrasseln oder Showdown mit den USA?

Jinhye selbst hat nur mit viel Glück überlebt. Auch sie wurde auf der Flucht gefasst. Ein Jahr und drei Monate verbrachte sie im Gefängnis. Dort wurde sie gefoltert. Einmal zwangen die nordkoreanischen Wachen sie, nur in Unterwäsche durch Schnee zu laufen. "Eine Stunde musste ich da draußen sein. Ich war verkühlt und konnte mich kaum noch bewegen, als sie mich wieder hereinließen. Dann musste ich mich dicht an ein Feuer stellen, weil der Wachmann wusste, dass das sehr weh tut. Mein ganzer Körper war rot und schwoll an. Ich habe fast vier Stunden lang nur geweint. Man lachte nur über mich."

Ein koreanisch-amerikanischer Pastor kaufte Jinhye frei, für 10.000 Dollar. Mit seiner Hilfe kam sie vor neun Jahren in die USA. Hier hat sie eine Organisation für Exil-Nordkoreaner gegründet. Sogar vor dem Kongress hat sie schon gesprochen. Und sie warnt vor Nordkoreas Diktator Kim Yong Un.

Gefahr durch Atomrakete?

"Er ist jung und denkt nicht genug nach. Eines Tages, wenn er betrunken ist oder verrückt wird, wird er es tun. Wir sagen immer, dass er den Schlüssel für die Atombomben hat. Wir nennen ihn die Nummer eins. Und wenn die Nummer eins den Knopf drückt, wird die ganze Welt verschwinden. So haben wir das schon im Kindergarten gesungen. Wenn Kim Yong Un eine funktionsfähige Atomrakete bekommt, wird er sie auch gegen Amerika einsetzen."

Wie nah ist Kim Yong Un tatsächlich einer Atomrakete, mit der er die USA angreifen könnte? Pjöngjang selbst spricht vom ersten erfolgreichen Test einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14. Einige westliche Beobachter gehen davon aus, dass die Rakete eine Reichweite von 6700 Kilometern hat und damit theoretisch das amerikanische Festland erreichen könnte. Nordkorea habe inzwischen auch einen Nuklearsprengkopf so verkleinert, dass er auf die Raketen passe, berichten US-Medien.

Neue Art von Bedrohung

USA: Nordkoreanische Raketen – eine Bedrohung für das amerikanische Staatsgebiet?
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An der weltbekannten Harvard-Universität leitet John Park eine Forschungsgruppe zu Nordkorea. Auch er glaubt, das Risiko für einen militärischen Konflikt sei noch nie so groß gewesen. "Nordkorea stellt jetzt eine andere Art von Bedrohung dar als in der Vergangenheit. Zuvor war Nordkorea fähig, Japan und Südkorea zu erreichen, aber jetzt hat es die Möglichkeit, das Festland der Vereinigten Staaten zu treffen. Das ist ein ganz neues Spiel."

Aber wie geht man mit dieser neuen Realität um? Nordkoreas Diktator Kim Jong Un scheint unbeirrt an seinem Atomraketenprogramm festzuhalten. Trotz scharfer Wirtschaftssanktionen durch die Vereinten Nationen, die sogar mit Hilfe von Nordkoreas Verbündetem China verabschiedet wurden. Trotz scharfer Warnungen durch die USA.

Krieg der Worte

Donald Trump, Präsident USA (8. August 2017): "Nordkorea sollte den USA besser nicht mehr drohen...Wir werden ihnen mit Feuer und Zorn begegnen, wie es die Welt so noch nicht gesehen hat."

Ein Krieg der Worte, der schnell eskalieren kann, fürchtet Bill Richardson. Er war US-Botschafter bei den Vereinten Nationen und Minister unter Bill Clinton. Wegen seiner erfolgreichen Verhandlungen auf diplomatischem Parkett wurde er fünf Mal für den Friedensnobelpreis nominiert. Direkte Gespräche zwischen Präsident Trump und Kim Yong Un hielte er allerdings für keine gute Idee.

"Ich glaube nicht, dass Präsident Trump und Kim Yong Un sich zu diesem Zeitpunkt treffen sollten. Vielleicht später, falls es ein Abkommen gibt. Aber beide Staatschefs sind sehr launenhaft, nicht geschult in Diplomatie, sie sind neu in ihren Jobs. Sie sind zu unbeständig, zu aufbrausend. Beide."

Wie verhandlungswillig ist Nordkorea heute?

USA: Jinhye Jo ist Exil-Nordkoreanerin und lobt US-Präsident Trump
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Richardson hat in den 90er Jahren mit Nordkorea über die Freilassung von amerikanischen Soldaten verhandelt. Seine Erfahrung damals: Die Nordkoreaner wollten ihr Gesicht wahren. Am Ende zahlten sich leise Töne, internationaler Druck und Geduld aus. Aber wie verhandlungswillig ist Nordkorea heute? Würde sich Kim Yong Un wirklich darauf einlassen, seine Raketentests einzustellen, wenn man ihm dafür den Fortbestand seines Regimes garantieren würde?

"Niemand weiß, ob Kim Yong Un wirklich an einem Deal interessiert ist. Er scheint nicht so sehr auf China zu hören wie sein Vater es tat. Er scheint sich nicht mit Südkorea einlassen zu wollen, obwohl Südkorea einen Dialog angeboten hat. Er scheint nur sein Waffen-Arsenal aufbauen zu wollen, Raketen abschießen zu wollen und seine Technologie entwickeln zu wollen – egal zu welchem Preis. Er ist ein Mysterium", sagt Bill Richardson.

Trotzdem lehnt Richardson entschieden einen Präventivschlag gegen Nordkorea ab, wie ihn manche amerikanische Politiker fordern.

"Am Ende müssen wir einen Weg der Diplomatie finden. Sei es traditionelle Diplomatie oder mit Hilfe einer dritten Partei, einem Mediator, einem Unterhändler von außen, wie den Vereinten Nationen, dem Vatikan, Angela Merkel oder der EU."

Donald Trump – der Richtige gegen Nordkorea

Waffen seien die einzige Sprache, die Kim Yong Un verstehe, glaubt hingegen Jinhye Jo. Wir treffen sie in Washington am Denkmal für die amerikanischen Soldaten wieder, die zwischen 1950 und 1953 im Korea-Krieg gefallen sind. Einen neuen Krieg hält sie für unausweichlich. Und Donald Trump für den richtigen Präsidenten, um ihn zu führen.

"Er passt in vieler Hinsicht zu meiner Kultur. Denn er ist schon älter und was auch immer er denkt, erscheint mir richtig. Ich mag Trump als Präsidenten. Ich weiß, dass er als Person ein echter Mann ist und nicht nur ein Showmacher. Ich denke, er hat eine starke Persönlichkeit. Er ist der Richtige, um etwas gegen Nordkorea zu unternehmen. Und wenn er das tut und Kim Yong Un Angst macht, dann werde ich ihn lieben."

Jinhye Jo hatte lange geglaubt, Kim Yong Un endgültig entkommen zu sein. Aber die Schatten der Vergangenheit holen sie in Amerika immer wieder ein.

Autor: Jan Philipp Burgard/ARD Studio Washington

Stand: 20.07.2019 15:26 Uhr

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