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USA: Microdosing – Leistungsstark mit LSD?

Sehnsuchtsort San Francisco. Heute wie damals. In den 60erJahren träumten hier viele von einem Leben ohne Zwänge. LSD versetzte sie in eine andere Welt, bis die Regierung die Droge verbot. Erinnerungen, die heute noch Touristen anziehen. Ein Nostalgietrip. Das Hippie-Flair, nur noch Fassade. Aber der Stoff für die rauschhaften Träume ist wieder angesagt. Allerdings nicht in der Alternativszene, sondern in der Hightech-Welt.

Statt Kaffee eine Mikrodosis LSD

USA: Cory ist Softwarentwickler und Microdoser
USA: Cory ist Softwarentwickler und Microdoser

Cory ist Softwareentwickler. Sein erstes Unternehmen hat er erfolgreich verkauft. Jetzt arbeitet der 50-jährige an einem Startup für Verlagsdaten. Sein Büro im Silicon Valley nutzt er kaum noch. Handy und Tablet kann er überall bedienen. Statt Kaffee nimmt Cory morgens eine Mikrodosis LSD. Um konzentrierter und kreativer zu sein, wie er sagt. "Man versucht nicht, in einen Rauschzustand zu kommen, wenn man eine Mikrodosis nimmt. Wenn man das Gefühl hat, dass man leicht wegdriftet, dann konsumiert man zu viel. High zu werden ist nicht das Ziel. Man will einen klaren Verstand haben und eine mitfühlende Verbindung mit den Mitarbeitern eingehen", erzählt Cory.

Und das ist eine Mikrodosis. Ein winziges Viereck als Träger der bewusstseinsverändernden Droge. Früher sahen die Blättchen ein bisschen wie bunte Briefmarken aus. Der Besitz ist strafbar. Und doch bekennen sich seit ein paar Jahren Menschen wie Cory offen zum Microdosing.

"Viele technische Neuerungen im Silicon Valley sind durch LSD erst befeuert worden. Apple-Erfinder Steve Jobs schrieb einen großen Teil seiner Kreativität dem LSD zu. Ich persönlich glaube, dass weder der Macintosh noch das iPhone existieren würden, ohne Steve Jobs Beziehung zu der Substanz", so Cory.

Nicht Drogenrausch, sondern Medizin

An Universitäten erforschten Wissenschaftler bereits in den 50er und 60er Jahren die Wirkung und den möglichen medizinischen Nutzen von LSD. Diese Forschung wird heute wieder aufgenommen. Paul Austin bereitet sich auf eine Veranstaltung in San Francisco vor. Gerade ist er von New York an die Westküste gezogen, wo er sich mehr Interesse an seinem Projekt erwartet. Seine Internetseite "The Third Wave", Die Dritte Welle, soll Interessierte umfassend über Microdosing informieren.

"Wir stellen zunehmend fest, dass Kreativität sich zur meist geschätzten Fähigkeit im 21. Jahrhundert entwickelt. Wenn es eine Substanz gibt, die auf Wunsch helfen kann, kreativ zu sein, dann erklärt das für mich, warum Führungskräfte sich so dafür interessieren", sagt Paul Austin, Softwareentwickler.

USA: Paul Austin erklärt, wie man mit wenig Dosen LSD umgeht
USA: Paul Austin erklärt, wie man mit wenig Dosen LSD umgeht

Paul Austin sieht sich als eine Art Lehrer oder Coach. "Hat jeder hier schon mal Psychedelika ausprobiert?" Seine Mission und Geschäftsidee: Verlässlich erklären, wie LSD und andere halluzinogene Stoffe eingesetzt werden können – ohne Risiko. Dass es Risiken gibt, ist ihm bewusst. Austin organisiert Veranstaltungen über legale bewusstseinserweiternde Techniken, hofft aber, dass LSD eines Tages wieder zugelassen wird.

"Viele Studien zeigen, dass Psychedelika bei posttraumatischen Störungen helfen können, bei schweren Depressionen oder Alkoholismus. Diese Forschung ist wichtig, um Regierungen oder anderen Skeptikern zu beweisen, dass es hier nicht um Drogenrausch geht, sondern um Medizin, die heilen kann, wenn sie richtig angewendet wird", findet Paul Austin.

Mit Microdosing das Beste aus sich herausholen

Viele junge Menschen in San Francisco stehen unter großem Druck. Das Leben in der Stadt ist fast unbezahlbar. Der Blick auf andere, die bereits mit Mitte 20 die erste Million verdient haben, belastend. Microdosing gilt für manche als Weg, das Beste aus sich herauszuholen, aber auch um gegen depressive Stimmungen anzukämpfen.

In seiner Arztpraxis sieht sich Moshe Lewis häufig mit Patienten konfrontiert, die ihn nach Erfahrungen mit kleinen Dosen LSD fragen. Sie wollten alles tun, um mit der enormen Geschwindigkeit im Silicon Valley mitzuhalten, sagt er und mahnt zur Vorsicht, denn jeder reagiere anders auf diese Stoffe.

"Wir haben noch nicht ausreichend erforscht, was geschieht, wenn jemand das über einen langen Zeitraum macht. Also mehr als drei Monate täglich. Was geschieht dann mit dem Gehirn? Verändert sich da etwas? Andere Drogen beeinflussen normalerweise das Gehirn", so Moshe Lewis, Arzt und medizinischer Gutachter.

Leistungssteigerung statt Halluzinationen in Silicon Valley

Das Online-Wirtschaftsmagazin "The Hustle" hat mehr als eine Million Abonnenten. Tendenz steigend. Mit diesen Zahlen im Rücken kann Herausgeber Sam Parr auch Themen setzen, die provozieren. Wie jüngst das anonym verfasste Protokoll eines Selbstversuchs mit Microdosing. Das kam gut an. Der erfolgreiche Firmengründer wittert ein neues lukratives Geschäft, auch wenn die Legalisierung noch in weiter Ferne scheint.

"Wenn ich ein Wettspieler wäre – und das bin ich, ich investiere in Unternehmen – dann würde ich auf jeden Fall auf eine solche Firma setzen. Es gibt noch viel zu regeln, aber wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass Haschisch mal legal sein würde? Ich glaube, dass Microdosing mal ein großes Ding wird", sagt Sam Parr, Herausgeber von "The Hustle".

Imagewandel in San Francisco. Leistungssteigerung statt Halluzinationen. Die Hightech-Szene aus dem Silicon Valley setzt einen neuen Trend.

Autorin: Claudia Buckenmaier

Stand: 08.07.2019 13:48 Uhr

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