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USA: Little Odessa in New York

USA: Little Odessa in New York | Bild: WDR

In Brighton Beach, gleich neben dem Vergnügungsstrand Coney Island, leben Russ:innen und Ukrainer:innen seit Jahrzehnten friedlich zusammen. Aber Putins Krieg ist auch hier angekommen.

Zusammen gegen den Krieg

Es sind Russen, die hier gegen den Krieg protestieren und die ukrainische Nationalhymne singen. Russland werde nie mehr dasselbe sein, sagen sie. Demonstrant:innen äußern sich: "Wir wollen dass die Ukraine unabhängig und glücklich ist. Unsere besten Freunde leben da. Es ist unfassbar." "Es gibt keine ukrainische Seite, keine russische Seite. Wir sind für den Frieden und gegen Leid und dieses schmutzige politische Spiel."

Angela Kravtchenko kommt zufällig vorbei. Die ukrainische Architektin wohnt mit ihrem Mann auch in Brighton Beach. Die starke Solidarität der russisch-stämmigen Mitbürger:innen hat sie nicht erwartet. "Der Krieg hat vor acht Jahren angefangen. Aber die Welt hat sich weggedreht. Aber diese Unterstützung hier gibt mir Hoffnung. Ich hoffe der Krieg endet bald", sagt sie.

Das hoffen hier alle. Klein-Odessa nennen sie Brighton Beach, weil hier besonders viele russischsprachige Einwanderer aus dem Süden der Ukraine leben und das Zusammenleben prägen. Putins Krieg wird hier mehrheitlich abgelehnt.

Desinformation ist das größte Problem

Freedom Radio, ein kleiner Radiosender in Brighton Beach, informiert die russisch-sprachigen New Yorker:innen. Anton managt das Programm, schreibt Texte und unterstützt die beiden Reporter. Galina Goldberg stammt aus Belarus, Michael Novaknov aus Russland, hat aber einen ukrainischen Großvater. Anton Kalyutich ist Russe, seine Eltern arbeiten in der russischen Armee, sie glauben die russische Propaganda.

"Während ich klar dagegen bin, weil ich Zugang zu den internationalen Medien habe, können sie nur offizielle russische Propaganda hören", erzählt der Programmmanager. "Schwierig. Sie texten mir, hey Anton, glaub den Leuten im Westen nicht. Russland hat recht. So ist es."

USA: Freedom-Radio informiert die russischen New Yorker
USA: Freedom-Radio informiert die russischen New Yorker | Bild: WDR

Alle bei Freedom Radio sind gegen den Krieg und sagen das auch klar. Ihre Zusammenarbeit konnte Putins Krieg nicht erschüttern, im Gegenteil. Sie sammeln Spendengelder Für die Ukraine. "In New York fragen wir nicht: woher kommst du, aus der Ukraine? Oder woher? Aber es ist nicht wichtig, woher man kommt, wir wissen, wir kommen von da", sagt Reporterin, Galina Goldberg. "Wir sind viel vereinter hier als dort. Das ist die richtige Sowjetunion auf gute Art. Hier im kleinen Stadtteil Südbrooklyn sind alle Republiken repräsentiert", erzählt Reporter, Michael Novaknov.

Sie halten zusammen

Nach tagelanger Berichterstattung über den Krieg, versuchen sie jetzt , auch positive Momente einzubauen. Kleine Lieder auf Russisch zum Weltfrauentag – und auch mal lächeln. "Als jemand, der aus Russland kommt, spüre ich keinen Hass von Ukrainern. Sie wissen alle ganz genau: Wer aus den alten sowjetischen Republiken kam, wollte nicht dort leben", sagt Michael.

New York: Ukrainer und Russen leben Tür an Tür in little Odessa
New York: Ukrainer und Russen leben Tür an Tür in little Odessa | Bild: WDR

Auch Sascha Ostashko arbeitet hier. 20 Jahre lang war er politischer Reporter in Odessa. Der Stadt, die sich gerade auf einen bevorstehenden russischen Angriff vorbereitet. Er fürchtet einen Nuklearkrieg. Aber Groll gegen seine russischen Freunde hier fühlt er nicht: "Hier sind wir alle Amerikaner und nicht Ukrainer oder Russen. Alle meine Kollegen verstehen die Situation, sie haben auch ein Problem damit."

Die Ukrainerin Angela kam vor 20 Jahren aus Mykolajw. Während dort die Bomben fallen, diskutiert sie hier mit einem russischen Freund aus Jekaterinburg den Wahnsinn von Putins Krieg. "Siebzig Prozent der Russen glauben, er tut das Richtige. Sie glauben, es gibt keinen Krieg in der Ukraine. Diese normalen Russen, die diese Information einfach schlucken, sind Teil des Problems." "Alle meine Freunde hier, nicht in Russland, fühlen dasselbe. Sie verlieren ihr Zuhause und die Hoffnung. Sie fürchten, dass dort bald nichts ist, wofür es sich lohnt zurück zu kommen", erzählt Alexei Postnikov.

Beide bangen um ihre Freunde in Russland und Ukraine – ihre Freundschaft bietet immerhin etwas Trost.

Autorin: Christiane Meier / ARD Studio New York

Stand: 14.03.2022 16:36 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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