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USA: Die Hummerfischer und der Handelsstreit

Bekannt ist Maine, der Bundesstaat im Nordosten der USA für seine Felsküste und seinen "Indian Summer". Die warme Phase im Herbst, wenn sich die Blätter verfärben und viele Touristen anziehen. Dieses Anwesen war der Alterssitz des früheren Präsidenten George Bush Senior. Er war ein überzeugter Verfechter des Freihandels. Nun wird ausgerechnet Maine zum Schauplatz eines Handelskonfliktes zwischen den USA und China.

Hummerfang über Generationen

USA: Seit 44 Jahren fängt Michael Libby Hummer
USA: Seit 44 Jahren fängt Michael Libby Hummer

Die Fischer in Maine leiden unter chinesischen Sonderzöllen auf amerikanische Hummer. Die Exporte nach China sind um 80 Prozent eingebrochen. Das spürt auch Michael Libby. "Wir hatten gute Geschäfte mit China, haben direkt dorthin geliefert. Dann kamen die Zölle und jetzt kaufen sie nicht bei uns, sondern in Kanada. Das ist frustrierend", erzählt Michael Libby, Hummerfischer. Seit 44 Jahren fängt Michael Hummer. Schon mit 15 bewarb er sich erfolgreich um eine Fanglizenz. Dabei war ihm dieses Handwerk gar nicht in die Wiege gelegt worden.

"Mein Vater war ein brillanter Mann, er hat mit George Bush Senior in Yale studiert, war an den Unis in Harvard und Princeton. Er wurde Lehrer, verdiente sehr gut, aber als ich 20 war, verdiente ich in einem Monat schon mehr als er im ganzen Jahr. Also entschied ich mich Fischer zu bleiben. Heute ist es nicht mehr so leicht, aber damals war es einfach", so Michael Libby.

Hummerfang ist Handarbeit. Mit diesen Ködern sollen die Schalentiere in die Falle gelockt werden. 400 dieser Körbe haben Michael und sein Mitarbeiter heute im Einsatz. Um den Hummerbestand zu sichern, ist die Fischerei in Maine streng reguliert. Michael muss die Tiere messen. Wenn sie noch zu klein sind, muss er ihnen die Freiheit schenken.

Handelskonflikt und Kima erschweren die Arbeit der Fischer

USA: Maine – der Handelsstreit mit China trifft die Hummerfischer hart
USA: Maine – der Handelsstreit mit China trifft die Hummerfischer hart

Sie hier hatten kein Glück. Die Scheren werden mit Gummis zusammengebunden, damit die Hummer sich im Fangbecken nicht gegenseitig auffressen. Dylan Hough arbeitet seit einem Jahr für Michael. Auch er hat schon bemerkt, was der Handelsstreit mit China für das Geschäft bedeutet. "Das schadet unseren Preisen. Ohne den Handelskonflikt würden wir mehr bekommen. Ich kenne mich nicht im Detail damit aus, aber wir könnten etwas Hilfe von der Regierung gebrauchen", sagt Dylan Hough.

Nicht nur die Auseinandersetzung mit China macht den Fischern das Leben schwer, sondern auch das Klima. So warm wie an diesem Herbsttag war es über weite Strecken des Sommers nicht. Es regnete viel. Das Wasser ist deshalb kälter als gewöhnlich und wirkt sich negativ auf den Fang aus.

Immerhin rund 500 Hummer bringen die beiden heute in den Hafen von Portland. Der Chef persönlich schafft die wertvolle Ladung an Land. Ein Teil des Fangs landet bei diesem Zwischenhändler. Hier werden die Tiere für den Weitertransport verpackt. Rund 5,5 Millionen Kilogramm Hummerfleisch exportierten die USA im vergangenen Jahr nach China – dieses Jahr ist es nur noch 1 Million Kilo. Und kürzlich hat China die Zölle sogar von 25 auf 35 Prozent erhöht. Für Unternehmer Tom Adams eine Hiobsbotschaft.

"Es gab große Ängste. Bei mir persönlich, bei unseren Angestellten, in der ganzen Industrie. Diese Ängste sind auch immer noch da, denn wir brauchen den Zugang zu allen internationalen Märkten. Es ist eine große Industrie und ein großes Geschäft für Maine. Von einem großen Markt abgeschlossen zu sein, macht es schwer für unser Unternehmen zu wachsen", sagt Thomas Adams, Unternehmer.

Neue Märkte erschließen

USA: Die Fischer leiden unter chinesischen Sonderzöllen auf amerikanische Hummer
USA: Die Fischer leiden unter chinesischen Sonderzöllen auf amerikanische Hummer

90 Prozent seines China-Geschäftes haben kanadische Wettbewerber übernommen. Um die einbrechenden Exporte nach China zu kompensieren, musste man neue Märkte erschließen. Inzwischen werden die Hummer hier auch in andere asiatische Länder wie Singapur, Taiwan und Malaysia verkauft. Obwohl Amerikas Handelsstreit mit China dem Unternehmen schadet, bringt der Chef teilweise Verständnis für die Politik von Präsident Trump auf.

"Ich denke, fast jeder außerhalb Chinas betrachtet die Art und Weise, wie China Handel betrieben hat, als unfair. Aber es hat wohl auch politische Gründe, dass der Handelskonflikt andauert und zeitweise eskaliert", so Thomas Adams, Unternehmer.

Während die Auseinandersetzung zwischen den USA und China andauert, versucht Michael möglichst viele seiner Hummer direkt an lokale Restaurants in Maine zu verkaufen. Im Dampfgarer wird die Delikatesse zubereitet und im Ganzen mit Beilage serviert. Im Angebot gibt es 2 für umgerechnet 23 Euro. Wer nicht selbst die Schale knacken will, bestellt das Hummerfleisch mit Mayonnaise im Brötchen.

USA: Um den Hummerbestand zu sichern, ist die Fischerei in Maine streng reguliert
USA: Um den Hummerbestand zu sichern, ist die Fischerei in Maine streng reguliert

Michael bekommt hier für seine Hummer weniger als früher. Doch immerhin das Feierabendbier geht aufs Haus. Auch sein Kumpel Tollef ist Unternehmer, betreibt eine Algenfarm. Wer wird gewinnen, wenn man den Handelskonflikt mit China wie ein Schachspiel betrachtet?

"Es wird keinen Gewinner geben. Es ist lächerlich. Eine Seite hat immer nur kurzfristig einen Vorteil. Doch dafür steht zu viel auf dem Spiel. Es ist nicht schwarz oder weiß", findet Tollef Olson, Unternehmer.

Wer wird aus Michaels Sicht gewinnen? "Wahrscheinlich die Chinesen. Ich habe kein Vertrauen in unseren Präsidenten. Ich bin kein großer Fan von ihm. Er ist irgendwie ein Clown", so Michael Libby, Hummerfischer. Zu Schachfiguren der Weltpolitik sind die Hummerfischer in Maine geworden. Im großen Spiel der Mächte USA und China bekommen sie hier manchen Zug zu spüren.

Autor: Jan Philipp Burgard / ARD Studio Washington

Stand: 13.10.2019 20:00 Uhr

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