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Uruguay: Der Windenergie-Champion

Uruguay: Der Windenergie-Champion | Bild: ARD Rio de Janeiro

Wohlgenährte Angus-Rinder – für Guillermina Bula ist dieser Anblick Alltag. Seit mehreren Generationen besitzt ihre Familie nahe der Stadt Durazno ein Landgut mit Äckern und Rinderzucht. Seit einigen Jahren ist für Guillerminas Familie ein neues Standbein hinzugekommen: Windenergie. Ein ganzer Windpark kreist an den meisten Tagen im Jahr unaufhörlich über ihren Köpfen. Er gehört zwar nicht ihnen, bringt ihrem Bauernbetrieb aber viele Vorteile: "Die Firma, die den Windpark baute, hat auch unsere Wege und Straßen ausgebessert und viele Zäune und Tore installiert. Das war nach unseren anfänglichen Sorgen der Grund, 'Ja' zu den Windrädern zu sagen."

Miete für erneuerbare Energie

32 Windräder – finanziert durch ausländische Investoren – drehen sich auf Guillerminas Grundstück. Dafür erhalten sie Mieteinnahmen: jährlich insgesamt 160.000 Dollar. Ein ziemlich rentables Geschäft: "Mit den Mieteinahmen durch die Windräder kaufen wir neue Rinder, Saatgut oder auch Schafe. Das bringt uns voran."

Mit dutzenden Windparks wie diesem hat es Uruguay geschafft, nahezu seinen gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken. Das kleine Land in Südamerika ist zum Klima-Champion geworden.
Und das Herz dieser neuen Entwicklung schlägt hier: Die Universität “Utec” ist voll auf erneuerbare Energien spezialisiert. Hier lernen die Studierenden alles über Windkraftwerke und Solarzellen – all das Teil einer staatlichen Energiestrategie. Uruguay will ein Innovationstreiber sein. Mittlerweile deckt Uruguay seinen Energiebedarf zu 97 Prozent aus erneuerbaren Energien und liegt damit weltweit an zweiter Stelle – hinter Dänemark.

Damit das so bleibt, investiert der Staat in die Ausbildung junger Fachkräfte, denn Bedarf gibt es genug. Bei der Sonnenenergie hat Uruguays Regierung lukrative Anreize geschaffen, um den Umstieg auf diese saubere Energiequelle schmackhaft zu machen. Ist also alles gut in Uruguay?

Hohe Kosten für die Verbraucher

Nein, beileibe nicht. Denn den Preis für den Ausbau – und den neuen, sauberen Strom – zahlt vor allem Otto Normalverbraucher, zum Beispiel Luis Andrade. Er lebt nur mit seiner Frau zusammen, ab und zu kommen die Kinder vorbei. Dennoch zahlen sie pro Monat schlappe 230 Euro für Strom. Ein Anbieterwechsel? Nicht möglich. Luis Andrade: "Wir verbrauchen so wenig Strom wie möglich, weil er teuer ist. Das wird sich so schnell nicht ändern."

Günstige erneuerbare Energien? Fehlanzeige! Vor allem ärmere Familien geben bis zu 15 Prozent ihres Monatseinkommens für Strom aus, bemängeln Experten. Die Energiewende in Uruguay - für Verbraucher mit Durchschnittseinkommen ist sie vorerst keine Erfolgsstory. Auch Guillermina zahlt hohe Strompreise – obwohl sich auf ihrem Acker Windräder drehen – und der Service zu wünschen übriglässt: "Das Stromnetz ist wirklich schlecht. Wenn es nur mal etwas regnet, bleiben wir oft vier Tage lang ohne Strom."
Dennoch kann sie sich dieses neue Leben nicht mehr wegdenken: als Rinderzüchterin und Windbäuerin.

Autor: Matthias Ebert, ARD Rio de Janeiro

Stand: 04.07.2022 12:50 Uhr

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