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Ukraine: Bomben und Angst

Ukraine: Bomben und Angst | Bild: Judith Schacht / ARD Kyiv

Auch heute wird Viktor Tarabein wieder viel zu tun haben. Er ist Psychologe in einem großen Klinikum in Kyiv. Weil der Krieg nicht nur für körperliche, sondern auch für viele seelische Wunden sorgt, sind Viktor und seine Kollegen extra geschult worden, um die psychisch Kranken unter den Patienten zu erkennen. Rund 25 Prozent der Patienten haben laut Viktor posttraumatische Belastungsstörungen - nach fast zwei Jahren Krieg. Es trifft die Zivilisten wegen der ständigen russischen Luftangriffe, aber natürlich auch die Soldaten: Ilja hat an der Front gekämpft, und mit 33 Jahren sein Bein verloren.

Angst bei Luftalarm

In einem Vorort von Kyiv wohnt Yanina Andreeva mit ihrer Familie. Sie haben gestern Nacht wieder einen Luftalarm erlebt. Wie immer sind sie in das Badezimmer geflüchtet, weil dort die Wände am dicksten sind. In der Badewanne und auf dem Boden versuchen sie dann zu schlafen: "Dieser starke Lärm ist beängstigend. Es ist beängstigend, wenn alles fliegt, die Drohnen und die Raketen. Und du liegst hier und liest die Nachrichten auf dem iPhone, um zu verstehen, was gerade passiert. Es ist beängstigend, wenn es dann irgendwo einschlägt, schrecklich die Opfer. Wenn man liest, dass es irgendwo einschlagen hat, dann kann man nicht mehr schlafen."
Die heftigen russischen Luftangriffe zum Jahresbeginn mit vielen Toten, sind für sie schwer zu verkraften. Seit Kriegsbeginn leidet die Schauspielerin unter Schlaflosigkeit und Panikattacken. Morgens aufstehen ist nicht immer leicht für sie. An schlimmen Kriegstagen fehlen ihr die Kraft für die Arbeit und die Familie.
Seit vier Monaten geht Yanina nun zur Therapie – auf eigene Kosten – wie in der Ukraine üblich. Etwas ruhiger sei sie inzwischen geworden, finden Yanina und ihre Tochter.
Der Alltag im Krieg geht weiter - keiner kann sagen, wie lange noch. Die Gedanken von Yanina Andreeva kreisen oft um die nächsten Luftangriffe und die Angst, dass es sie dann vielleicht wirklich trifft.

Zurück in der Klinik in Kyiv. Viktor Tarabein hat heute mit Ilja an der Haltung zu seinem verloren Bein gearbeitet: "Naja, nachdem ich jetzt einen Monat lang mit einem Psychologen gearbeitet habe, geht es besser. Das sind Gedanken, die mit der Zeit vergehen werden, die ich verarbeiten werde. Sie werden eine Zeit lang auftauchen, aber ich glaube, dass alles gut wird. Ja, ich bin sicher, alles wird wieder gut."
Auch Viktor ist nach dem Gespräch zuversichtlich, dass Ilja psychisch stabiler wird: "Ich merke, dass es eine positive Dynamik gibt, dass das, was wir in der Therapie erarbeiten, ihm hilft und dass er das Wissen zwischen unseren Sitzungen anwendet. Er hat Audioaufnahmen von mir bekommen. Ich gebe ihm Hausaufgaben und er macht sie."
Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Aber Viktor weiß auch, dass seine Arbeit kein Ende nimmt, denn täglich kommen neue verletzte und traumatisierte Soldaten in das Krankenhaus.

Autorin: Judith Schacht, ARD Kyiv

Stand: 14.01.2024 19:04 Uhr

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