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Spanien/La Palma: Rückkehr in die Vulkanasche

Spanien/La Palma: Rückkehr in die Vulkanasche | Bild: SWR

Drei Monate spuckte der Vulkan Lava und vor allem Asche, was ganze Bergflanken zum Sperrgebiet machte. Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Jetzt dürfen sie zurück. Und sie müssen graben. Die Häuser, die vom zerstörerischen Lavastrom verschont blieben, liegen unter eine dicken Ascheschicht. Graben, mit schwerem Gerät. Ferienhäuser trifft das genauso wie die Häuser der Einheimischen. Eine mühsame Rückkehr.

Die Hinterlassenschaft des Vulkans: Asche über Asche

Für Aristides Martín ist es ein großer Moment – zusammen mit einigen Feuerwehrleuten beginnt er, sein Haus und das seiner Tochter freizulegen. 2.000 Menschen dürfen auf La Palma nun wieder in ihre Wohnungen zurück, einer von ihnen Aristides. Er findet Berge von Vulkanasche vor. Von seinem Haus ist nicht mehr viel übrig – überall türmt sich der schwarze Sand. Im Schlafzimmer ist unter dem Gewicht die Decke eingebrochen, für den 75jährigen ein Schock. "Das ist sehr schlimm, soviel Asche. Die Decken sind kaputt, das wird natürlich harte Arbeit, bis wir hier wieder einziehen können."

Mann schaufelt Vulkanasche weg
Viel Arbeit, bevor hier wieder gewohnt werden kann | Bild: SWR

Oben am Hang liegt das Haus seiner Tochter Zory, anscheinend noch vollständig intakt. Innen sieht es noch genauso aus wie am 19. September letzten Jahres, als der Vulkan in unmittelbarer Nähe ausbrach. Zory musste mit ihrem Vater Hals über Kopf fliehen. "Ich versuche mich zu erinnern, doch es geht nicht. Die Stunden fehlen mir. Ich weiß nur, dass es genau 111 Tage gedauert hat, bis wir zurückkehren konnten." Die beiden Häuser liegen nur ein paar Kilometer vom Vulkan entfernt. Drei Monate lang hat er Lava und Asche gespuckt, kurz vor Weihnachten ist er erloschen.

Mehr als 7.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, noch immer leben die meisten von ihnen in Provisorien, Hotels oder Wohnwagen – so wie Aristides. Weil er als Freiwilliger für den Zivilschutz arbeitet, kann er seinen Caravan auf städtischem Gelände abstellen. Doch jetzt will er möglichst schnell nach Hause. "Es ist doch nicht das gleiche, im Hotel oder so zu wohnen. Die Menschen wollen nach Hause, aber das ist schwierig, weil durch die Lava viele Straßen abgeschnitten worden sind."

 Das große Aufräumen hat begonnen

Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange. 70 Kilometer Straßen hat die Lava bedeckt. Und manche Häuser wurden durch die Lava vollständig eingeschlossen. Die Versicherung zahlt in solchen Fällen nicht, weil die Häuser ja noch stehen. Für solche Fragen hat die Regionalregierung ein Bürgerzentrum eingerichtet. Flexibel wollen die Verantwortlichen handeln – etwa durch ein neues Gesetz, das den Bau von Häusern auch auf landwirtschaftlichem Boden erlaubt. "Wir wollen eine dichtere Bebauung ermöglichen", erklärt Sergio Matos, Koordinator im Bürgerzentrum. "Wo früher nur ein Haus stand, soll es künftig zwei oder drei geben. Denn uns fehlt es an Baugelände. Wir sind halt nur eine Insel." Noch immer liegt die Vulkanasche wie ein schwarzes Tuch über der Westseite der Insel. Doch die Arbeiten gehen rasch voran, tausende Kubikmeter sind schon eingesammelt worden. Die Asche soll auch beim Haus- und Straßenbau genutzt werden.

Bagger schaufelt Vulkanasche weg
70 Kilometer Straßen müssen geräumt werden | Bild: SWR

Auch das ist La Palma in diesen Tagen: Urlauber, die sich an den Stränden der "isla bonita" erholen. Eigentlich ist jetzt Hochsaison. Doch im Tourismus herrscht Flaute. Simon Märkle vermittelt Ferienhäuser an deutsche Urlauber – Individualtouristen würden aus Solidarität mit La Palma wieder buchen, aber nun bedrohe die Omikron-Welle das Geschäft. "Auch wir haben wieder Angst, ob wir die Buchungen, die wir jetzt gerade machen, durchbringen werden." Nach dem Vulkan ist vor Corona. Simon besucht den Besitzer von Ferienwohnungen − für viele Einheimische eine wichtige Einnahmequelle. Nach dem Ende der Eruption hatten sie sich auf eine gute Wintersaison gefreut – doch nun stellt Omikron alles in Frage.

Drei Tage nach unserem ersten Besuch schauen wir noch einmal bei Zory und Aristides Martín vorbei. Die Berge von Asche sind verschwunden, die Veränderungen beachtlich. Und innen wartet eine Überraschung. Es gibt wieder Strom. Es gehe alles so schnell, sagt Zory, sie sei überglücklich. Auch das Schlafzimmer von Aristides ist freigeräumt – nun muss er sich nur noch um eine neue Decke kümmern. Auf La Palma geht es voran. "Wir haben wieder Strom, der Wasseranschluss kommt auch bald. Ich bin sehr zufrieden." Und so steht La Palma langsam wieder aus den Ruinen auf – die Einheimischen, die Palmeros, bleiben Überlebenskünstler.

Autor: Stefan Schaaf, ARD-Studio Madrid

Stand: 31.01.2022 09:21 Uhr

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