So., 12.01.20 | 19:20 Uhr
Das Erste
Schweden: Ökologischer Paketdienst
Die Idee ist so einfach, wie durchschlagend: Paketlieferanten fahren beladen ins Stadtzentrum und leer wieder heraus. Bei der Müllabfuhr ist es genau andersherum. Wenn sich beide zusammentun, dann spart man die Hälfte aller Fuhren. In der Stockholmer Innenstadt tun sie das mit Erfolg: ökologisch wie ökonomisch.
Mischung aus Paketbote und Müllmann
Sieht eigentlich aus wie bei uns in Deutschland! Viel zu viel Verkehr in Stockholms Innenstadt. Aber er hier will das ändern: der kleine weiß-gelbe Elektro-LKW. Die Idee dahinter ist eigentlich ganz simpel. Müllwagen fahren leer in die Stadt hinein, sammeln Abfall ein und kehren voll beladen zurück. Bei den Kurierdiensten ist es genau umgekehrt. Sie fahren voll beladen in die Stadt, verteilen ihre Fracht und kehren am Ende des Tages leer in ihr Depot zurück. Das sorgt für Lärm, Luftverschmutzung und Staus.
Irgendwie muss sich das doch besser organisieren lassen, haben sie sich in Stockholm gedacht. Und nun arbeiten sie zusammen: eine Recycling-Firma, ein Logistik-Unternehmen, eine Immobilienverwalter und die Stadt Stockholm. Und Simon, der den kleinen LKW fährt, ist seither so etwas wie eine Mischung aus Paketbote und Müllmann. "Wie man hier sehen kann, habe ich zum einen die großen Müllcontainer im Wagen und hier meine Pakete. Das heißt ich fahre Müll und Pakete gleichzeitig."
Jeden Morgen bringen die großen LKW ihre Fracht in diese Tiefgarage in der Stockholmer City. Die Zustellung übernimmt dann Simon mit seinem Paket-Müll-Auto. "Wir möchten als Unternehmen bis 2025 CO2 neutral werden", erklärt Tobias Åbonde Logistik-Unternehmen Bring. "Da müssen wir kooperieren, mit anderen Branchen zusammenarbeiten. Sonst schaffen wir es nie, unser Ziel zu erreichen."
Weniger Verkehr, Lärm und CO2
Statt mit Diesel geht es nun elektrisch auf Tour. Erster Halt für Simon ist ein Schuhgeschäft in der Innenstadt. Hier liefert er bestellte Waren aus und nimmt gleichzeitig den Recycling-Müll wieder mit. "Das funktioniert super! Dieses Auto hier ist sehr wendig. Man kommt praktisch überall hin. Auch in den engsten Gassen."
Seit knapp drei Jahren gibt es das Projekt mit dem Namen "Geliebte Stadt" in Stockholm. Es schreibt schwarze Zahlen und schont die Umwelt: Das Recycling Unternehmen hat drei Touren mit dem LKW durch die Innenstadt gestrichen. Ebenso der Kurierdienst. Auch er konnte drei Fahrten pro Tag streichen. Das bedeutet weniger Verkehr, weniger Lärm und weniger CO2. Und das ist gut für die Stadt: "Immer mehr Menschen leben in Städten. Das bringt mehr Verkehr mit sich, mehr Warentransport", sagt Robin Billsjö von der Stadt Stockholm. "Alle brauchen Platz. Es wird enger und enger. Gleichzeitig brauchen wir aber auch attraktiven öffentlichen Raum. Da müssen wir einfach cleverer werden." Zurück im Depot: Jetzt wird der Recycling-Müll abgeladen. Die Tour ist zu Ende.
Autor: Christian Stichler, ARD-Studio Stockholm
Stand: 12.01.2020 20:41 Uhr
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