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Schweden: Trend-Geschenk des Jahres: der Campingkocher

Camping-Kocher
Raus in die Natur – weit weg von Corona  | Bild: imago

2020 war ein besonderes Jahr, Corona hat die Lebensgewohnheiten geändert. Und in Schweden zeigt sich das ganz deutlich an den Weihnachtsgeschenken. Unter dem Tannenbaum liegt in diesem Jahr ganz besonders oft ein kleiner Gaskocher. Denn die Schweden gehen raus und braten sich Würstchen und kochen Kaffee, draußen in der Natur. Ein Trend in Corona-Zeiten.

Raus aus der Stadt, rein in die Natur

"Hier, schaut die Nadeln. Sie sitzen einzeln. Wenn sie so aussehen, könnt ihr Euch merken, dass es ein Wacholder ist." So macht Lernen besonders viel Spaß. Cajsa Ränner ist mit ihren drei Kindern Tea, Kalle und Lasse in den Wald gefahren. Raus aus der Wohnung in Stockholm, rein in die Natur. Wie sie treibt es gerade sehr viele Städter vor die Tür. Besonders am Wochenende. Auch wenn sich der Dezember in Schweden gerade nicht von seiner besten Seite zeigt: Niedrige Temperaturen und etwas Nieselregen halten hier gerade niemanden auf. "Es ist einfach schön, rauszukommen und etwas Luft zu schnappen" sagt Cajsa. "Besonders jetzt, wo man ein relativ begrenztes Leben führt und nicht so viele Leute trifft und tagsüber nicht im Büro ist."

Mutter mit Kind beim Essen im Wald
Kraft tanken für den Corona-Alltag | Bild: SWR

Wie Cajsa haben viele Menschen in Schweden in den Corona-Monaten die Natur noch einmal besonders schätzen gelernt. Hier draußen geht es ihr nicht darum, große Strecken zu wandern. Vielmehr gibt die Natur der Familie Kraft für den Corona-Alltag. Der Höhepunkt bei jeder Tour: Das gemeinsame Kochen unter freiem Himmel. Viel braucht es nicht. Etwas geschnittenes Gemüse, gekürzte Nudeln und diesen kleinen Camping-Kocher.

Die Produktion der Camping-Kocher kommt an ihre Grenzen

"Sturmkocher" nennen sie ihn hier in Schweden. Brenner, Geschirr und Windschutz – sind praktisch verpackt. So passt das kleine Ding in jeden Rucksack. Für Cajsa und ihre Kinder eigentlich nichts Besonderes. Doch mit Corona wurden solche Campingkocher im Land immer beliebter. "Das ist lustig. Das ist ja ein sehr altes Ding, das wir draußen seit Jahrzehnten benutzt. Daher ist es toll, dass es an Popularität gewonnen hat. Und es ist ja wirklich ein Trend geworden. Viele haben es für sich entdeckt, draußen in der Natur zu sein und sind neugierig geworden. Und es ist ja ein tolles Gerät, wenn man draußen sein möchte. Es ist unglaublich einfach, damit ein bisschen essen zu machen." Kein Tisch, keine Stühle. Aber eine warme Mahlzeit und eine einzigartige Umgebung weit draußen vor den Toren der Stadt.

Gestapelte Campingkocher in Fabrik
Die Nachfrage ist stark gestiegen | Bild: SWR

Die Idee, mit einem kleinem Gaskocher Mitten in der Natur zu kochen, entstand vor über 50 Jahren in Mittelschweden. Hier in der Provinz Jämtland nahe der norwegischen Grenze. Große Wälder, Seen und Berge – diese Region gilt selbst als eine Art Outdoor-Mekka. Und so ist es wohl auch kein Zufall, dass hier im kleinen Örtchen Trångsviken seit Ende der 50er Jahre der Campingkocher hergestellt wird. Dieses schwedische Familienunternehmen ist auf die Verpflegung von Naturliebhabern spezialisiert. Die alte Presse funktioniert immer noch. Ursprünglich war der Spirituskocher einmal für längere Reisen konzipiert. Doch nun wollen ihn auch die Hobbywanderer. Die Nachfrage ist enorm gestiegen. Fast 250.000 Kocher stellen sie hier nun im Jahr her. Da kommt das Familienunternehmen schon mal an seine Grenzen. "Wir laufen in drei Schichten und arbeiten am Wochenende – so dass wir wirklich das Maximum rausholen können", berichtet Magnus Rydell.

"Geschenk des Jahres": der Camping-Kocher

Auch diese Töpfe könnten bald unter dem Weihnachtsbaum landen. Der Bedarf nach Outdoor-Produkten sei dermaßen gestiegen, dass der Sturmkocher in Schweden nun zum "Geschenk des Jahres" gewählt wurde. Diese Wahl wird durchaus ernst betrieben: Seit 33 Jahren analysiert ein Marktforschungsinstitut was im Land besonders gut über die Verkaufstheken geht. In der Vergangenheit waren es Konsumartikel. Nun also solche einfachen Aluminium Töpfe mit Gaskartusche. Weniger sei eben manchmal mehr, so die Jury. Das treffe den Nerv der Corona-Pandemie. "Wir sehen, dass es diesen neuen Naturtrend gibt" erklärt die Marktforscherin Saga Bowallius. "Sport- und insbesondere Outdoor-Geschäfte haben in diesem Jahr besonders viel Umsatz gemacht. In einem Jahr, in dem es andere deutlich schwerer hatten. Es symbolisiert die Zeit, in der wir leben."

Verschneite Waldlandschaft
Marktforscher sehen einen Trend zur Natur  | Bild: SWR

Cajsa und ihre drei Kinder haben sich vorgenommen, den gesamten Winter über solche Ausflüge in die Natur zu machen. Ob sie nun zu Hause das Essen vorbereite oder hier draußen, sei eigentlich egal, sagt sie uns. Aber aus dem kleinen Kocher schmecke es irgendwie besonders gut und mache glücklich. Und das sei dieser Tage besonders wichtig.

Autor: Christian Blenker, ARD-Studio Stockholm

Stand: 03.02.2021 12:52 Uhr

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