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Schnappschuss Russland: Stalin Superstar

Schnappschuss Russland: Stalin Superstar | Bild: Bild: BR

Heute ist er in Umfragen der beliebteste Staatsführer nach Wladimir Putin. Warum eigentlich?

Iwan Kasankow
Iwan Kasankow | Bild: Bild: BR

Hammer und Sichel im Schnee: 800 Kilometer östlich von Moskau liegt das Dörfchen Schelanger. Darin: das riesige Fleischkombinat Swenigowski. "In schwierigen Zeiten kehrt man zu Gott zurück", sagen die Werktätigen, "wir aber wenden uns Stalin zu." Der Betriebschef ist Kommunist, er hat seinen Helden in Metall gießen lassen. Iwan Kasankow vom Fleischkombinat Swenigowski: "Wenn wir so einen Herrscher hätten, dann hätten wir die Amerikaner schon längst hinter uns gelassen. So einen Herrscher brauchen wir."

"Stalin, der größte Führer der Sowjetunion, Gottes Peitsche und Gottes Segen. Stalin, flammende Sterne über ergrauten Kremlmauern. Stalin, im Sturm der Kolchosentraktoren erblüht die sowjetische Erde."

Mit harter Hand und Disziplin zum Sieg

Eine Arbeiterin der Fabrik
Eine Arbeiterin der Fabrik | Bild: Bild: BR

Arbeit, Lohn und Brot. Auch das Fleischkombinat von Iwan Iwanowitsch Kasankow ist eine kollektive Heldengeschichte, vom Schweinskopf bis zur Konserve bis zur Wurst. Stalin bekam Russland mit einem Hakenpflug und verließ es mit der Atombombe, sagen sie immer wieder: "Er steht für die harte Hand. Disziplin. Für das Volk. Und vor allem, das wissen wir ja aus der Geschichte, er hat uns zum Sieg geführt."

In die Geschichte ging der rote Diktator aber auch ein mit Zwangsumsiedlungen, Gulags, und Säuberungen, Millionen Terroropfer. Doch eine Debatte über die Verbrechen wird eher gemieden. Stattdessen tauchen immer mehr Stalinbüsten auf, manche subventioniert vom Staat. Wer braucht Geschichte, wenn man Mythen schaffen kann?

Keine Opferperspektive

Iwan Kasankow
Iwan Kasankow | Bild: Bild: BR

"Der Sieg ist unser", steht in Iwan Iwanowitschs Büro. Nein, in seiner Familie habe es keine Terroropfer gegeben, sagt er etwas leiser als gewöhnlich: "Wissen Sie, ich glaube, Stalin wurde in Russland ohne Grund in Verruf gebracht und zu leichtfertig kritisiert." Ganz wie ein Zar will Kombinatsleiter Kazankow dann dem deutschen Fernsehteam 20 Kilo Wurst und Schinken schenken. "Je korrupter die heutigen Politiker, umso beliebter werde die Statue", sagt er noch. "Das Volk sei ja nicht dumm."

Die Sehnsucht nach der übermächtigen Vaterfigur Stalin – sie ist so groß, dass viele die Augen lieber verschließen vor dem Gewaltherrscher Stalin.

Autorin: Golineh Atai, ARD Moskau

Stand: 14.07.2019 01:53 Uhr

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