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Saudi-Arabien: Plötzlich Freunde?

Saudi-Arabien: Plötzlich Freunde? | Bild: picture alliance/dpa | Hasan Bratic

Sie gilt als Mutter aller Fremdenführerinnen Saudi-Arabiens. Abir Abusulayman war vor zwei Jahren die erste Frau im Job. Mittlerweile bildet sie den Nachwuchs aus, verrät historische Details und Tricks für Touren durch die Altstadt von Dschidda, seit 2016 Unesco-Weltkulturerbe. Noch aber sind ausländische Gäste rar. Bis 2018 war es Frauen verboten, als Fremdenführerinnen zu arbeiten. Seither hat sich einiges getan. Sie dürfen ohne Erlaubnis ihres Vormundes arbeiten, reisen, Auto fahren. Kleine Reformschritte zwar in einem erzkonservativen Königreich, im Alltag aber tun sich damit neue Chancen auf. 

Mehr Freiheiten

Abir Abusulayman, Touristenführerin: "Es war ein Abenteuer, aber ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe. Zumal, wenn ich meine Studentinnen sehe, die jetzt freiberuflich arbeiten können und keinen Job mehr suchen müssen."

Den US-Präsidenten hätten die Frauen nur allzu gerne selbst durch die Altstadt geführt, ihm die antiken Schätze Dschiddas in Bibliotheken und Museen gezeigt. Sein Besuch war überfällig, wie sie glauben. Auch wenn sie das so deutlich nicht sagen wollen, nicht sagen dürfen.

Tatsächlich reist der Präsident in Dschidda als Bittsteller an. Joe Biden braucht für die anstehenden Kongresswahlen niedrigere Benzinpreise. Dafür wiederum muss Saudi-Arabien seine Ölproduktion drastisch hochfahren. Der Preis dafür war die Reise an den Golf, die Aufwartung bei Kronprinz Mohammed. Auch wenn Biden Menschenrechte angesprochen haben will, der umstrittene Thronfolger scheint nun wieder salonfähig.

Schande für Menschenrechte

Für saudische Menschenrechtsaktivisten wie Abdullah Alaoudh eine Schande. Der Dissident kämpft aus dem Ausland für Demokratie in seiner Heimat, wie er uns sagt. Sein Vater sitzt dort im Gefängnis, weil er für Reformen eingetreten ist: “Es ist ein Betrug an uns, den Menschenrechtsaktivisten, den Opfern von Kronprinz Mohammed. Es ist der Abschied von allen Versprechen, die Biden in seinem Wahlkampf gemacht hat, um Menschenrechte zu schützen, ihnen Priorität in der Außenpolitik zu geben.”

Es ist eine 180-Grad-Wende des Präsidenten. Tatsächlich war es ein zentrales Wahlkampfversprechen Joe Bidens: Saudi-Arabien isolieren, den Kronprinzen zu dem Paria machen, der er in Wahrheit schon sei. Ihn hält er für den Drahtzieher des grausamen Mordes an dem Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat von Istanbul. Auch die CIA hat daran keinen Zweifel. Dennoch beteuert der Kronprinz seine Unschuld bis heute. Die Beweislast aber ist erdrückend, sagen Menschenrechtler.

Der de-facto-Herrscher Saudi-Arabiens wurde seither auf dem internationalen Parkett gemieden. Im Land öffnete er Kinos und Konzerte, gewährte Frauen mehr Rechte. Kosmetische Reformen, meinen Kritiker, während der Druck auf Menschenrechtsaktivisten stieg.

Mit dem Ukraine-Krieg und der Explosion der Ölpreise allerdings war der Kronprinz plötzlich wieder ein gefragter Staatsmann, umworben von der Türkei, Russland, China und dem Westen gleichermaßen. Biden hofft, ihn auf die Seite der USA zu ziehen. Doch der Herrscher ziert sich.

Was bleibt, sind eher dünne Ergebnisse eines Gipfels in unterkühlter Atmosphäre.

Autor: Daniel Hechler, ARD Kairo

Stand: 17.07.2022 22:18 Uhr

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