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Peru: Das Wellenschutzgesetz

Peru: Das Wellenschutzgesetz | Bild: WDR

Es ist Winter an Perus Küste, diesig und feucht. Und trotzdem Surfwetter für Fabio und seine Freunde. Surfen geht immer. Trotz Wirtschaftskrise und politischer Krise, trotz Corona – oder vielleicht gerade deswegen. "Die Corona-Pandemie hat die Menschen hier wirklich extrem mitgenommen. Und so Dinge wie Sport, Surfen, die Natur – das hat die Leute hier im Grunde ermutigt, trotzdem weiterzumachen", sagt Fabio, der bei der Peruanischen Gesellschaft für Umweltrecht arbeitet.

Der Surfplatz ist nicht weit von Lima entfernt. Hier gibt es lange und hohe Wellen – genau das, was Fabio und seine Freunde suchen.

Perus besoderer Bezug zu Wellen

Wellen entstehen, wenn Wasser auf Hindernisse trifft – die Felsen der Küste, den Meeresgrund. Es gibt Orte, an denen besondere Wellen entstehen. Und in Peru gibt es davon viele. Carolina ist eine Kollegin von Fabio. Sie kämpfen beide dafür, dass Wellen genau so bleiben, wie sie sind. "Die Geschichte hat gezeigt, dass schlecht geplante Bauprojekte am Meer, dass Versäumnisse der Regierung, fantastische Wellen ruiniert haben. Und wir wollen, dass so was nicht nochmal passiert."

Peru: Javier Fernández ist einer der Surf-Pioniere, die den Kampf um den Schutz der Wellen begonnen haben
Peru: Javier Fernández ist einer der Surf-Pioniere, die den Kampf um den Schutz der Wellen begonnen haben | Bild: WDR

Fantastische Wellen gibt es bei etwa 3.000 km Küste viele. Peru hat aber auch ein weltweit einzigartiges Gesetz, wonach solche Wellen geschützt werden können. Und das hat mit Surfen zu tun und damit, dass so viele Peruaner:innen diesen Sport lieben. In Lima, der peruanischen Hauptstadt, sind die Strände auch im Winter voll mit Leuten in Neopren-Anzügen.

Javier gehört zu den Naturschützern und Surf-Pionieren, die vor Jahrzehnten den Kampf um den Schutz der Wellen begonnen haben. Das hier war ein Grund. Hier war mal ein berühmter Sandstrand, bis Limas Bürgermeister eine Straße bauen ließ. "Für uns Leute, die das Meer lieben, war das hier die reinste Natur, unberührt, hier waren überall Seevögel und das Wasser war voller Leben. Das gibt es alles nicht mehr. Als sie den Fels gesprengt haben, wurde das ganze  perfekte Ökosystem hier zerstört", erzählt Javier.

Wellen sind ein Zeichen von ökologischer Vielfalt

Küstenstraßen, Hafenanlagen – Feinde der Wellen. Der Sandstrand hier ist verschwunden – und die Wellen von damals auch. Seit 2013 können Wellen in Peru per Gesetz unter Schutz gestellt werden. Vorausgesetzt, ein Gutachten zeigt, dass sie schützenswert sind. Artenvielfalt ist ein Argument. Denn die sei an wellenreichen Abschnitten besonders groß, sagen Carolina und Fabio."Bestimmte Schnabelbarscharten zum Beispiel leben nur im Humboldt-Strom und bei den Galapagos-Inseln. Seit vielleicht dreißig Jahren sind sie überfischt. Solche Stellen – felsiger Meeresgrund, mit vielen Höhlen und Steinbrocken und darauf Wellen – das sind so ziemlich die einzigen Orte, wo man sie heutzutage noch findet."

Peru: Peru ist eines der größten Surf-Paradiese der Welt
Peru: Peru ist eines der größten Surf-Paradiese der Welt | Bild: WDR

5000 Dollar kostet so ein so  Gutachten für den Wellenschutz. Und weil der Staat nichts bezahlt, sammeln Carolina und Fabio und viele andere Geld. 33 Wellen sind schon geschützt. Perus Surfer und Naturschützer sind beharrlich. "Das Surfen bringt dir eine Menge bei. Man muss den Kopf immer über Wasser halten, ruhig bleiben, wenn das mal nicht klappt, man muss seinem eigenen Können vertrauen und seine Grenzen kennen – das sind Lektionen fürs Leben", erzählt Fabio und Carolina pflichtet ihm bei: "Das hier ist definitiv mal eine positive Geschichte. Sie zeigt, dass gesellschaftliches Engagement Erfolg haben kann. Bürger haben sich organisiert und gemeinsam etwas erstaunliches geschafft: Wellen schützen. Andere Länder haben so etwas nicht, ein ganz spezielles Gesetz zum Schutz von Wellen. Und hier haben das die Bürger hinbekommen."

100 Wellen wollen Perus Surf- und Umweltaktivisten bis Ende des Jahrzehnts gesetzlich schützen lassen – und so an diesem mal positiven Kapitel von Perus Geschichte weiterschreiben.

Autor: Volker Schwenk/ARD Studio Rio de Janeiro

Stand: 29.08.2021 20:24 Uhr

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