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USA: Exilkubaner in Miami – Zwischen Hass und Hoffnung

USA: Exilkubaner in Miami - Zwischen Hass und Hoffnung | Bild: NDR
Santiago Portal ist Exilkubaner
Santiago Portal hofft auf bessere Beziehungen zwischen Kuba und den USA. | Bild: NDR

Die Liebe zum Domino verbindet in der Fremde. Doch aus ihrer Heimat herübergerettet haben sie auch den Hass auf das Castro-Regime. Deshalb halten die meisten Exilkubaner in Miami gar nichts von Obamas neuer Kuba-Politik.

Santiago Portal ist eine Ausnahme. Mutig nimmt uns der vor 50 Jahren aus Havanna Geflohene mit zu den Hardlinern. Enteignet, verfolgt, vertrieben, sie können das erlittene Unrecht nicht vergessen. Santiago dagegen begrüßt das politische Tauwetter: "Ich bin für den Wandel in den Beziehungen zu Kuba. Denn das Volk lebt schon seit 54 Jahren unfrei und in Armut! Es ist Zeit, dies zu ändern. Damit die Kubaner mehr zu essen haben, in Freiheit und Frieden leben."

"Die Castros sind Terroristen"

Verhandeln mit Verbrechern? Unmöglich! Sollen sie doch verrecken, brüllt einer der Hardliner. Und Santiago kriegt ihre geballte Wut um die Ohren, mal wieder. Diese Männer wollen Vergeltung, nicht Vergebung. "Die Castros sind Terroristen, ganz Kuba ein Land von Terroristen!"  "Obama ist ein Hurensohn wenn er sich mit den Castro-Brüdern an einen Tisch setzt", schreit ein anderer.

Die Wellen schlagen hoch und wir fliegen raus aus dem Park der Dominospieler. Im Wortgefecht mit den Unerbittlichen hat sich Santiago tapfer geschlagen, bittet uns je- doch auch um Verständnis für all die offenen Wunden der Exil-Kubaner.

"Für uns ist Kuba eine Insel, auf der sich nichts bewegt!“

Radio-Moderatorin Mariella Montes
Radio-Moderatorin Mariella Montes ist seit fünf Jahren in Miami. | Bild: NDR

Viele leben seit einem halben Jahrhundert in Miami. Sie haben sich eingerichtet im freien Amerika, doch glücklich sind die Alten hier nicht. Und ihre Bitterkeit kriegt täglich neue Nahrung, zum Beispiel aus dem Radio. Hier wettern sie gegen Castro, gegen Kubas Stalinisten - mit spitzer Zunge und heißem Herzen. Mariella Montes sitzt am Mikrofon beim Sender "La Poderosa". Die Journalistin ist erst vor fünf Jahren nach Miami gekommen. Was sagt sie zu Obamas Plan, manche Kuba-Sanktionen aufzuheben? "Ich wurde in den 70er-Jahren geboren, man nennt unsere Generation die Ernüchterten. Wir glauben an nichts, uns wurde zuviel versprochen. Und am Ende kam der Wandel dann doch nicht. Für uns ist Kuba eine Insel, auf der sich nichts bewegt!“

Spuren hinterlassen, Neues wagen - das ist Davids Motto. Wir treffen den eigenwilligen kubanischen Künstler auf der Straße. Sein Revier heißt Miami. "Ich habe nie einen Fuß auf kubanischen Boden gesetzt, aus vielen Gründen. Aber inzwischen haben wir vergessen, warum wir Kuba nicht besuchen sollen, außer, dass unsere Dollars denjenigen nützen, die unsere Eltern vertrieben haben. Doch ich liebe nun mal die kubanische Kultur", sagt David alias "AHOL sniffs Glue".

Kunstszene profitiert von der Leidenschaft der Exilkubaner

Eine Gruppe Exilkubaner
Junge Kubaner diskutieren über die Zukunft ihrer Heimat. | Bild: NDR / Stefan Niemann

Zwischen kubanischer Kultur und American Way of Life ist viel Platz für Kreativität. Die Kunstszene profitiert von der Leidenschaft der Exilkubaner. In ihrer Lieblingsbar begrüßen David und seine Künstlerfreunde das Neue Jahr. Sie sind jung, wild und extrovertiert, doch sie sind auch politisch und angriffslustig: "Ich habe Castro natürlich nie persönlich getroffen. Aber ich hasse ihn und will ihn tot sehen. Denn ich weiß ja, warum meine Familie Kuba verlassen mußte. Und deren Hass trage ich genauso weiter, als hätte jemand meinen Hund getreten", erklärt David.

In den USA geboren, mussten sie selbst nie unter Kubas Unrechtsregime leiden.Doch diese Jungen klingen ähnlich unversöhnlich wie die alten Dominospieler im Park. "Rund 50Jahre nach Verhängung des Handelsembargos ist das Regime noch immer an der Macht. Insofern haben die Sanktionen gegen Kuba nichts gebracht. Aber für all diejenigen, deren Leben zerstört wurde, war das Embargo die letzte Hoffnung auf Gerechtigkeit", sagt Exilkubaner Robert William.

Sofort kommt Widerspruch. Denn manche finden, die Zeit sei reif für eine vorsichtige Annäherung. Sie begrüßen Obamas Initiative - wenn sie Kuba nicht zu sehr amerikanisiert. "Ich mag Kuba wie es ist - ohne McDonalds und Starbucks", sagt Exilkubaner Otto von Schirach.

Filmischer Brückenschlag zwischen Miami und Havanna

Julian Rodriguez war in Kuba und hat dabei einen Film gedreht. Seine Großmutter sollte ihre verlorene Heimat noch einmal sehen. Durch eine Videobrille und mit Kopfhörer  lässt sich Kuba erleben. Das Filmprojekt erlaubt so etwas wie eine Zeitreise - ein bemerkenswerter Brückenschlag zwischen Miami und Havanna.

Julians Film hat die Künstlerfreunde ermutigt, in diesem Jahr selbst rüber zu fahren und ihre Vorurteile zu überprüfen. Jenseits der Politik dürften sich Kuba und die USA also auf jeden Fall ein wenig näher kommen.

Autor: Stefan Niemann, ARD-Studio Washington

Stand: 05.01.2015 10:12 Uhr

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