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Australien: Vom Manager zum modernen Robinson Crusoe

Australien: Vom Manager zum modernen Robinson Crusoe | Bild: NDR
Dave Glasheen sitzt auf einem Fels auf der Insel Restauration Island in Australien.
Doch Dave Glasheen ist nicht nur ein moderner Robinson Crusoe, sondern auch ein Inselbesetzer und Rebell.  | Bild: NDR / Norbert Lübbers

Robinson Crusoe hätte sich hier wohl gefühlt. Kein Kannibalen und kein Tourist weit und breit auf Restoration Island - ein einsames Fleckchen Erde an der Nordostspitze Australiens. Quasimodo ist der einzige Vierbeiner auf der Trauminsel. Und sein Herrchen der einzige Bewohner. Er heißt Dave Glasheen ist 71 Jahre alt und ein Rebell und Überlebenskünstler. Es war kein Schiffbruch, der ihn hier an Land gespült hat, sondern eine bewusste Entscheidung.

"Ziemlich nah am Paradies"

“Das ist schon ziemlich nah dran am Paradies. Die wilde Natur, der Ozean vor der Haustür. Jeder Tag ist anders. Es wird nie langweilig. Das ist unglaublich toll”, erzählt Glasheen.

Dass Dave ausgerechnet hier gestrandet ist, war zunächst eine Geschäftsidee. Er wollte den Tourismus auf die Insel bringen. Doch dann verliebte er sich in das Leben als Aussteiger. "Ich komme aus einer Kreditkartengesellschaft. In der ein Stück Plastik Probleme lösen soll. Aber das bringt gar nichts. Du kaufst Dir Dinge, die Du eh nicht brauchst. Was Du wirklich brauchst, das hat nichts mit Geld zu tun, absolut gar nichts.“

17 Jahre ein Leben auf der Insel

Eigentlich läuft Dave nackt auf der Insel herum - für uns macht er eine Ausnahme. Seit 17 Jahren lebt er nun mit und von der Natur. Ein Jäger und Sammler, der sich sein Essen mit der Sperrspitze erbeutet. Das ist  Knochenarbeit. "Ausprobieren und immer wieder üben. Das ist wie Klavierspielen. Du wirst nie ein Experte, wenn Du nicht irgendwann mal anfängst. Aber zum Glück habe ich einen Kühlschrank und kann die Fische einfrieren. Aber frisch ist am besten.”

Unter Kokospalmen hat sich Dave seine Festung gebaut. Eine Wellblechhütte mit Solaranlage auf dem Dach. Ringsherum wachsen Bananen, Mangos und Zitronen. Und im Kräutergarten gibt es Chili und Ingwer.

Doch ganz auf die Errungenschaften der Moderne will Dave nicht verzichten. Kühlschrank und Küchengeräte müssen sein - genauso wie Salz, Pfeffer und Kaffee. Dinge, die er sich alle paar Wochen vom Festland holt. Spezialitäten wie Garnelen bekommt er von befreundeten Fischern. Bezahlt wird mit selbstgebrautem Bier! "Handeln würde ich das nicht nennen. Ich habe das Bier, sie die Garnelen. Würden wir richtig handeln, wäre das illegal. Also beschenken wir uns gegenseitig", sagt Dave.

Vom Finanzmanager zum Aussteiger

Ein Porträt von Dave Glasheen, aufgenommen am Strand der Insel Restauration Island in Australien.
Er sei heute glücklicher, sagt der 71-jährige, und habe gelernt, die kleine Dinge des Lebens zu schätzen. | Bild: NDR / Norbert Lübbers

Der Aussteiger mit Rauschebart war Dave nicht immer. Früher war er Finanzmanager in Sydney und investierte erfolgreich in Goldminen. 1987 kam es zum großen Börsencrash. Dave verlor alles. Die Firma, die Millionen und die Familie verließ ihn. Die Insel ist seine Rettung. “Das war ein Sprung ins kalte Wasser. Ich bin zwar das Risiko gewohnt, aber das hier war was anderes. Du packst Dein altes Leben ein und fängst wieder von vorne an. Und wann hat man das schon mal. Die Chance, sein Leben noch mal neu zu entdecken!”

Die Welt außerhalb seiner Insel sieht Dave nur selten. Gegenüber auf dem Festland liegt Lockhart River. Hier hatte Dave vor 17 Jahren das erste Mal direkten Kontakt mit Australiens Ureinwohnern. In der 600-Seelen-Gemeinde ist Dave eine kleine Berühmtheit. Das war nicht immer so. Am Anfang haben die Aborigines mich gehasst, erzählt Dave. Sie dachten, der weiße Mann, will ihnen die Insel wegnehmen - ihr Land. Wie so oft in der Geschichte.

Es hat Jahre gedauert, bis sich Dave das Vertrauen der Aborigines erarbeitet hatte.“Wenn Du so ankommst, wie ich - zunächst, ignorant und mit einem weißen Wertesystem, funktioniert das hier nicht. Und das musste ich lernen. Und verstehen, wie wichtig Land für die Aborigines ist und dass sie eine viel tiefere Verbindung dazu haben.”

Das Paradies ist bedroht?

Auf Daves Trauminsel gibt es auch miese Tage - mit Regen, Tropensturm und meterhohen Wellen. Doch Dave kämpft nicht nur gegen die Launen der Natur, sondern auch gegen die Geschäftspartner von damals, mit denen er ursprünglich die Insel touristisch vermarkten wollte. Sie wollen, dass er verschwindet und Platz macht für ein Luxusresort. Dave droht die Abschiebung aus dem Paradies.

Doch Dave will bleiben. Die Insel habe einen neuen Menschen aus ihm gemacht. Und das will er sich nicht mehr nehmen lassen.“Ich möchte hier sterben. Das ist ein großartiger Ort zum Sterben. Und Du solltest immer am besten Ort sterben, nach Deinen Vorstellungen. Ich versuch mein Bestes, solange es geht!”

Dave Glasheen. Ein moderner Robinson Crusoe. Einer, der gekommen ist, um zu bleiben.

Autor: Norbert Lübbers, ARD-Studio Singapur

Stand: 05.01.2015 09:28 Uhr

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