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Myanmar: Buddhisten hetzen gegen Muslime

Myanmar: Buddhisten hetzen gegen Muslime | Bild: NDR

Die Gewalt hat tiefe Narben hinterlassen in Meiktila, der Stadt im heißen Herzland von Myanmar. Unsere Begleiter sind zwei buddhistische Mönche. "Zum Filmen nicht aussteigen", hatten sie uns gewarnt. "Das könnte neue Unruhen provozieren". Beide waren Augenzeugen der blutigen Ausschreitungen zwischen Buddhisten und Muslimen. Sie wollten, sagen sie, die Tobenden auseinanderhalten. Vergeblich - über 40 Menschen starben, die meisten davon Muslime.

Die "Riots", das Toben der Volksmenge, beginnen nach einem Streit zwischen einem muslimischen Goldschmied und buddhistischer Kundschaft. Als etwas später ein buddhistischer Mönch von Muslimen erschlagen wird, tobt der Mob. Und darunter sind auch Mönche.

Moscheen werden angezündet, Muslime auf der Straße verbrannt. Mit Stöcken bewaffnete Mönche attackieren muslimische Geschäfte. Drei Tage lang dauerten die Ausschreitungen. Ganze Stadtviertel der muslimischen Minderheit sind ausgebrannt. "Beide Seiten haben Häuser angezündet", sagt U Kawiya, der keineswegs zu den fanatischen Prügelmönchen zu zählen ist.

Ein Mönch mit radikalen Ansichten

Mönch U Wira Thu hetzt gegen die muslimische Minderheit.
Mönch U Wira Thu hetzt gegen die muslimische Minderheit. | Bild: NDR

Ein anderer gilt dagegen als einer der schlimmsten Aufhetzer gegen die muslimische Minderheit in Myanmar: U Wira Thu ist im ganzen Land ein berühmter Mann. Vor seinem Haus in einem Kloster in Mandalay hängen Bilder der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Ky. Er nennt sich selbst Anhänger der Demokratiebewegung. Aber gleichzeitig agitiert er massiv gegen Muslime.

Er ließ im Land ein Video verbreiten, auf dem ein Muslim-Mob durch Maundaw, eine Stadt im Westen von Myanmar, tobt. Häuser von Buddhisten werden angezündet, viele ermordet. Damit begannen monatelange religiöse Unruhen, anfangs im westlichen Teilstaat Arakan, später im ganzen Land. Was das Video nicht zeigt, sind die Ausschreitungen von Buddhisten gegen die Muslime im Westen des Landes. Mit Hunderten von Toten und ausgebrannten Muslim-Dörfern.

Zerstörte Häuser von Muslimen.
Zerstörte Häuser von Muslimen. | Bild: NDR

Im Kloster verbreitet U Wira Thu seine radikalen Ansichten: "Die Zahl der Muslime in Myanmar ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. In 50 Jahren werden sie die Mehrheit sein und uns Buddhisten umbringen, uns die Köpfe abschneiden. Darum haben wir die '696-Bewegung' gegründet, sagt er. "Das ist eine Symbolzahl für Buddha. Diese Zahl, angebracht an Häusern und Geschäften, schützt uns und macht klar, welche Geschäfte Buddhisten gehören. Die Läden der Muslime sollen boykottiert werden."

"Wir brauchen Einigkeit gegen die Muslime"

Viele Menschen in Myanmar sind beunruhigt über wachsende Einwanderung von Muslimen aus Bangladesh. Die Ängste vor Überfremdung richten sich zunehmend auch gegen die alteingesessene muslimische Minderheit. Wira Thu gießt Öl ins Feuer: "Wir brauchen Einigkeit gegen die Muslime", predigt er.

In der Metropole Yangoon sieht man die Aufkleber von Wira Thu mit der mystischen Zahl "696" in burmesischer Schrift häufig - auch beim Betelnuss-Verkäufer Than Soe Win. Er will damit deutlich machen, dass dieser Stand einem Buddhisten gehört. An Muslime verkauft er seine Ware trotzdem. "Geschäft ist Geschäft", sagt er.

Angst vor Übergriffen wächst

Protest in Rangun von Rohingya-Muslimen gegen Verfolgung.
Rohingya-Muslime protestieren gegen ihre Verfolgung in Myanmar. | Bild: picture alliance / dpa

Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, der Ikone der Demokratiewegung von Myanmar, hat sich bisher nur zögerlich gegen buddhistischen Ausschreitungen gegen Muslime ausgesprochen. "Einwanderer der zweiten Generation können wir akzeptieren, sagt ein Parlamentsabgeordneter der Demokratiebewegung. "Die anderen müssen wir zurückschicken. Anders ist das Problem nicht zu lösen. Und wir brauchen einen Zaun an der Grenze."

Pagoden neben Moscheen: In Yangoon war eine alteingesessene muslimische Minderheit bisher weitgehend akzeptiert. Im Zentrum der Stadt leben viele Nachfahren von muslimischen Indern. Sie wurden einst von den britischen Kolonialherren hierher verpflanzt. Jetzt wächst auch hier die Angst vor Übergriffen. Die könnten, glauben viele, durchaus politisch gesteuert sein - von Gegnern der noch jungen Demokratie.

Autor: Robert Hetkämper, ARD-Studio Singapur

Stand: 06.02.2019 09:15 Uhr

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