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Tagebuch: Leben in Corona-Zeiten

Schweiz: Eine Restaurantbesitzerin ist jetzt Erntehelferin
Schweiz: Eine Restaurantbesitzerin ist jetzt Erntehelferin

"Hallo Deutschland! Wir grüßen euch aus Kamyaran, aus den kurdischen Gebieten des Irans", so Pouya Fathi, Reiseleiter.

Neue Jobs wegen der Corona-Pandemie

Iran: Pouya Fathi erlebt im kurdischen Gebiet des Iran die Folgen der Pandemie
Iran: Pouya Fathi erlebt im kurdischen Gebiet des Iran die Folgen der Pandemie

Die Zeit der Schutzmaßnahmen gegen Corona ist im Iran vorbei. Und Pouya Fathi und seine Großfamilie haben ihre freiwillige Quarantäne beendet. "Obwohl Teile des Irans eine zweite Corona-Welle erleben, werden weniger Schutzmasken getragen und der Sicherheitsabstand wird kaum noch eingehalten. Diese Pizzeria gehört meinen Cousins. So sieht es von innen aus. Während der Quarantänezeiten mussten sie und ihre Nachbarn ihre Geschäfte für 62 Tage schließen. Viele Geschäfte sind deswegen Pleite gegangen und viele haben auch ihren Job verloren."

Auch Pouya Fathi hat als Reiseleiter auf Grund der Corona-Krise keine Arbeit mehr. Er versucht jetzt, als Deutschlehrer Geld zu verdienen. "Aber ein Bedarf an Deutschlehrern gibt es in großen Städten wie Teheran und nicht in unserer Region. Also muss ich nach Teheran."

"Mein Name ist Julie, ich komme aus der Schweiz, ich bin Köchin und Gastronomin, sowie auch mein Mann und wir führen seit acht Jahren ein Restaurant zusammen", so Julie Jaberg, Köchin.

Schweiz: Eine Restaurantbesitzerin ist jetzt Erntehelferin
Schweiz: Eine Restaurantbesitzerin ist jetzt Erntehelferin

Als sie das wegen Corona schließen müssen ist erst mal Panik abgesagt. Und dann eine neue Aufgabe. Weil Erntehelfer aus dem Ausland nicht kommen können, schließen sich Baseler Gastronomen zusammen und helfen den Bauern, von denen sie sonst beliefert werden.

"Wir mussten natürlich auch in die Schule gehen sozusagen, wir mussten alle lernen, wie man Spargel sticht. Was sich durchaus als nicht so einfach gezeigt hat. Wir sind zwar als Gastronomen die körperliche Arbeit sehr gewohnt, trotzdem ist es eine andere Arbeit. Immer draußen zu sein und das bei Wind und Wetter war eine gute Erfahrung. Man schätzt auch die Produkte und die Produzenten nochmal doppelt", erzählt Julie Jaberg.

Die Spargelzeit ist jetzt aber vorbei. Bis September wird Julie Jaberg nun auf den Feldern Beeren pflücken – und dann mit ihrem Mann ein neues Restaurant eröffnen. "Auch wenn die Landwirtschaft eine wunderschöne Abwechslung war für uns", so Julie Jaberg.

Corona – nur eine Krise von vielen

Brasilien: Der Stamm Amondawa schottet sich wegen Corona ab
Brasilien: Der Stamm Amondawa schottet sich wegen Corona ab

Der Amazonas-Bundesstaat Rondonia im brasilianischen Urwald – zum Schutz vor Covid-19 hat sich der Stamm der Amondawa selbst isoliert. "Wir haben Angst, dass sich unsere geliebten älteren Stammesbewohner oder die Kinder mit dem Virus anstecken", so Stammesmitglied der Amondawa. Niemand soll rein ins Dorf oder raus. Die Indigenen haben Angst, dass das Corona-Virus sonst auch zu ihnen kommt. Zur Unterstützung der Amondawa hat die Indigenenbehörde Funai schon zu Beginn der Krise Rieli Franciscato in das Stammesgebiet geschickt. "Wenn die Pandemie hierherkommt, könnte es viele Tote unter den Amondawa in diesem Dorf geben", erzählt Rieli Franciscato, Indigenenbehörde Funai.

Neustart in der amerikanischen Metropole nach dem Lockdown. Und von Corona wieder genesen, unser Kameramann Peter Reuther. Zurück bei der Arbeit – nah dran an den neuen Risikoquellen für Infektionen.

"Eigentlich sollte die große Geschichte jetzt in New York sein, wie die Stadt zurück kommt aus der Pandemie, wie sie sich wieder öffnet, die Geschäfte aufmachen, die Büros wieder bevölkert werden, die Leute zurück zur Arbeit kehren. Stattdessen sind wir jetzt beschäftigt mit den Black Lives Matter-Protesten. Das ist das absolut vorherrschende Thema, da kommen wir nicht dran vorbei. Die große Mehrheit der Demonstranten, das kann man so sagen, trägt eine Maske. Von der Polizei kann man das nicht behaupten. Hier gibt es viele, die sich entschlossen haben, keine Maske zu tragen und das hat auch bei den Demonstranten inzwischen zu großer Verärgerung geführt, weil die eben sagen, das kann gut sein, dass die Polizisten sie im Falle einer Verhaftung dann natürlich anstecken", erzählt Peter Reuther.

Auf einer Fläche von einem Quadratkilometer – das Camp Burj el Barajneh. Der Krieg in Syrien hat die Zahl der Flüchtlinge hier explodieren lassen. Etwa 40.000 sollen es inzwischen sein.

"Ich bin Saleh Ali Alkhalaf. Ich komme aus Syrien, aus Aleppo. Wir sind 2015 nach Beirut geflüchtet und leben jetzt hier im Camp. Das ist das Wohnzimmer und das sind meine Kinder. Und das ist Nasibeh, meine neunjährige Tochter. Sie muss täglich eine Dialyse durchführen, durch den Bauch. Das ist das Dialysegerät, daneben sind die Akkus. Täglich muss sie elfeinhalb Stunden an diesem Gerät angeschlossen sein. Die Kinder gehen nicht mehr raus. Ich bin der einzige, der alle zwei Tage mit Handschuhen und Maske für 15 Minuten auf dem Markt Lebensmittel einkaufen kann", so Saleh Ali Alkhalaf, syrischer Flüchtling.

Die Angst vor dem Virus ist groß – und dennoch – Corona ist hier nur eine Krise von vielen.

Autorin: Antraud Cordes-Strehle

Stand: 21.06.2020 20:28 Uhr

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