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Iran: Proteste gegen das Regime

Iran: Protest gegen das Regime | Bild: picture alliance / AA | Stringer

Fast jede Minute verfolgt Shabnam momentan die Proteste über die sozialen Medien. Gerade wieder eine Festnahme: "Wenn sie dich festnahmen, du kannst dir nicht vorstellen, was sie dir antun können. Schau Dir mal an, wie sie diese Frau verschleppen. Ich mache mir solche Sorgen. Ich glaube, ich würde lieber erschossen werden, als dass sie mich festnehmen. Sie sind so Angst einflößend."

Ihren beiden Kindern erzählt sie nichts von den Protesten im Iran, dem Land, das die Familie vor knapp drei Jahren überstürzt verlassen musste und seitdem in Istanbul lebt. Hier geht der Alltag weiter – eigentlich.

Influencer im Iran

Shabnam und ihr Mann Ahmad sind bekannt im Iran: Den beiden Fitness-Coaches folgen mehr als anderthalb Millionen Menschen auf Instagram. Sie posten Sportvideos und Fotos aus dem Familienalltag: Shabnam ohne Kopftuch, beim Training, ein Kuss mit ihrem Mann –ein Dorn im Auge der Islamischen Republik. Der Geheimdienst droht irgendwann.
Die Lage wird immer ernster: Überstürzt verlassen sie den Iran. Kurze Zeit später ergeht ein Haftbefehl. In Abwesenheit ergeht das Urteil: Beide sollen für mehr als sieben Jahre ins Gefängnis.

Ende der Islamischen Republik!

Die Menschen, die jetzt überall im Iran auf der Straße sind, fordern lautstark ein Ende der Islamischen Republik, rufen "Weg mit den Mullahs" und verbrennen Propaganda-Plakate des Systems. Das antwortet brutal: Polizisten schießen auf Demonstranten. Laut Nichtregierungsorganisationen soll es mehr als 50 Tote geben. Gleichzeitig wird das Internet fast lahmgelegt, es sollen keine Bilder und Infos an die Öffentlichkeit dringen.

An vorderster Front: Frauen, wie hier in der Stadt Kerman: eine Demonstrantin schneidet sich ihre Haare ab, wird dabei von der Menschenmenge angefeuert, die "Tod dem Diktator" schreit. Shabnam bekommt Gänsehaut, sagt sie, wenn sie die Aufnahmen sieht: "Ich fühle mich glücklich, mutig, stolz und inspiriert vom Mut dieser jungen Frauen auf der Straße. Und jetzt stehen Männer an unserer Seite, sie unterstützen uns im Kampf gegen diese schwachsinnigen Gesetze! Das ist etwas komplett Neues!"

Das Volk stehe nun gemeinsam auf und stelle die Systemfrage. Das habe erst der traurige Tod von Mahsa Amini möglich gemacht. Shabnam sieht ihn als Wendepunkt, den sie unbedingt für die Ewigkeit festhalten wollte.

Autorin: Katharina Willinger, ARD Teheran

Stand: 10.10.2022 15:50 Uhr

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