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Iran: Der Hüter der verborgenen Kunstschätze

Iran: Der Hüter der verborgenen Kunstschätze | Bild: Bild: BR
Firouz Shahbazi
Firouz Shahbazi | Bild: Bild: BR

Jeden Tag seit fast 40 Jahren geht er den langen spiralförmigen Gang hinunter in den Keller des Museums, noch unter dem Schah, war er als Fahrer eingestellt worden. Doch als Fahrer hatte er nie gearbeitet. Mit der Islamischen Revolution 1979 änderte sich alles. Firouz Shahbazi: "Als am 11. Februar 1979 dann die Revolution gewonnen hatte, kamen ein paar vom Revolutionskomitee, ja ich glaube so hieß das damals, so genau weiß ich das nicht mehr, sie haben das Museum besetzt. Meinen Mitarbeitern sagten sie, dass sie gehen könnten. Alle gingen nach Hause. Nur mich haben sie behalten."

Ein Schatz im Keller

Seit diesem Zeitpunkt hütet er eine der wertvollsten Kunstsammlungen, die seit 40 Jahren hier im Keller liegt. Sie wurde vor der Revolution zusammengetragen. Als Teheran sich in den 70er Jahren rapide zu einer modernen Metropole entwickelte und der Anstieg der Ölpreise die Stadt zu einer Drehscheibe internationalen Kommerzes und Lifestyles werden ließ. Die damalige Kaiserin Farah Diba, bekennende Kunstliebhaberin, ließ weit über 3000 internationale und iranische Kunstwerke einkaufen: Gemälde von Pollock, Miro, Roy Lichtenstein, Rauschenberg, Munch, Chagall und vielen anderen.

Jila Dejam
Jila Dejam | Bild: Bild: BR

Dafür wurde extra das Museum gebaut, auch als Beweis dafür, dass der Iran auf internationaler Ebene mitspielen kann. Der Abend des 13. Oktober 1977: Farah Dibas Geburtstag und die Eröffnung des Museums in Teheran. Performancekünstler aus der ganzen Welt sorgen für Unterhaltung. Jila Dejam arbeitete damals als Fotografin im Museum. Ihre Fotos vom Abend durften bisher nie gezeigt werden: "Damals wirkte das alles neu auf mich und ziemlich grotesk, ganz abgesehen davon, wie das bei der normalen Bevölkerung ankam, die mit sowas bisher nichts zu tun hatte. Auf den Bildern, die ich damals fotografierte, sieht man die erstaunten Reaktionen. Als ich fotografierte, merkte ich plötzlich, was es für eine große Kluft gibt zwischen dieser avantgardistischen Elite und den durchschnittlichen Bürgern. Das war mehr als die Bevölkerung zur damaligen Zeit akzeptierte."

Dokumentation im Selbststudium

1979: Revolution der Straße
1979: Revolution der Straße | Bild: Bild: BR

Die Islamische Revolution begann 1978. Sie war unter anderem eine Abrechnung der Bevölkerung mit dem Schah und der kaiserlichen Familie, für ihren Pomp, ihre Verschwendungssucht. Ab diesem Zeitpunkt wurde alles, was mit dem Westen in Verbindung gebracht wurde, verachtet, verbannt und zerstört. Die Geflohenen sorgten sich im Exil um die doch gerade erst gekauften Bilder. Was niemand ahnte, einer passte auf sie auf: Max Ernst, Monet, Rothko und Picasso, für Firouz Shahbazi waren die Bilder zunächst nicht mehr als Farbe auf Leinwänden: "Natürlich hatte ich keine Ahnung von Kunst. Ich habe versucht, aus verschiedenen Büchern Informationen zusammenzusuchen. Damals gab es ja noch kein Internet. Für eine kleine Information über ein Werk musste ich tagelang in den Büchern suchen. Ich fand sie schließlich und ließ sie im Museum dokumentieren."

Das wahrscheinlich teuerste Exemplar im Keller: "Mural on Indian red ground" von Jackson Pollock. Der Wert wird heute auf bis zu 250 Millionen Dollar geschätzt. Es gilt als Hauptwerk von Pollock.

Shahbazi, der ehemalige Fahrer, passte auf alles auf und hütete eine der wertvollsten Kunstsammlungen der Welt, fast 40 Jahre lang. Ihr Gesamtwert wird jetzt auf bis zu drei Milliarden Dollar geschätzt.

Dankbarkeit für eine Berufung

Im Magazin
Im Magazin | Bild: Bild: BR

Firouz Shahbazi blickt zurück: "Gott gab mir den Mut diese Aufgabe so auszuführen. Das sind Tränen der Freude, ich bin einfach glücklich. Ich war vielleicht kein guter Mensch für Gott, aber Gott hat es gut gemeint mit mir, dass ich heute hier bin. Entschuldigen Sie die Tränen, ich kann mich nicht kontrollieren. Entschuldigen Sie."

Firouz Shahbazi hätte sich gefreut, wenn seine "Babys", so nennt er die Kunstwerke, nach Deutschland hätten reisen können. Er sagt uns, es wäre doch schön gewesen, wenn die ganze Welt diese fantastischen Bilder endlich sehen könnte.

Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran

Stand: 14.07.2019 01:53 Uhr

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