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Iran: Die gestrandeten Camper von Sangar

Iran: Die gestrandeten Camper von Sangar | Bild: BR / Katharina Willinger / ARD Teheran

Das Dorf Sangar am Nordwestlichsten Punkt Irans, wenige Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Hier leben überwiegend Aserbaidschaner und Kurden. Viel los ist in Sangar normalerweise nicht. Doch derzeit hat der Ort ungewöhnliche Gäste: Camper aus Europa, gestandet auf dem Weg zurück in die Heimat.

Einer der Camper ist Georg Schenk aus Dresden. Der 69-Jährige war mit seiner Lebensgefährtin auf Weltreise, als Corona plötzlich die Welt lahmlegte und auch die beiden kalt erwischte.

Seit vier Monaten ist das Rentner-Paar nun bereits in Iran. Früher haben beide viel gearbeitet – Reisen war immer ihr großer Wunsch. Doch in Zeiten des Corona-Virus, das in Iran täglich mehr als 200 Tote fordert, möchte Susanne Daubner gerne zurück nach Hause.

Eine internationale Gruppe

20 Camper aus sechs Nationen warten darauf, dass sie in die Türkei einreisen dürfen. Ihre Botschaften sind mit der türkischen Regierung im Gespräch. Doch bislang lässt die lediglich Lieferverkehr passieren auf Grund der nach wie vor hohen Corona-Zahlen in Iran. Den Campern bleibt nichts Anderes als abzuwarten und nicht in negative Gedankenspiele zu verfallen, wie: Was, wenn jemand krank wird?

Ohne die Dorfbewohner wären die Camper aufgeschmissen. Mehrmals am Tag kommt jemand vorbei, bringt Wasser, Brot oder Früchte für die Familien mit. Einer der Dorfbewohner ist Nemat Akbari. Er kommt fast jeden Tag vorbei.
Auch Nemat Akbari hat sich für die Camper eingesetzt, ist sogar mit Georg Schenk an den Grenzübergang gefahren, um die türkische Seite davon zu überzeugen, die Gruppe einreisen zu lassen.

Kontakt mit dem Dorf

Für etwas Abwechslung von der Warterei sorgt heute ein Ausflug nach Sangar. Manche Dorfbewohner sind immer noch überrascht angesichts der ungewöhnlichen Gäste auf Zeit.
Nemat Akbari hat sie zum Essen eingeladen. Trotz Sprachbarriere ist die Freude groß. Den europäischen Gästen zu helfen, das stand für Nemat Akbari schnell fest, erzählt er.

Die ganze Familie von Nemat Akbari packt mit an: Es gibt Kebab, Fleischspieße, dazu Reis, selbst gebackenes Brot und Joghurt. Gegessen wird auf dem Boden – das hat Tradition. Dass die Menschen im Ort ihnen gegenüber so aufgeschlossen sind, empfindet Georg Schenk nicht als selbstverständlich.

Der intensive Austausch mit den Menschen, den hätten die Camper vermutlich ohne Corona so nicht erlebt, glauben sie. Dennoch ist die Rückkehr nach Hause ihr größter Wunsch - irgendwann allerdings wollen sie alle nochmal nach Iran zurückkehren.

Nachtrag: Heute (26. Juli 2020) hat uns Katharina Willinger benachrichtigt, dass ein Großteil der Gruppe heute Nacht über die Grenze in die Türkei einreisen durfte.

Autorin: Katharina Willinger, ARD Teheran

Stand: 26.07.2020 19:31 Uhr

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