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Indien: Die Plastik-Räuber von Delhi

Indien: Die Plastik-Räuber von Delhi | Bild: WDR

Seine Vorbilder sind Räuber aus der bekannten Serie 'Haus des Geldes' – statt einem Banküberfall geht es dem Schüler Ashish Kumar aber um nachhaltigere Ziele. Seine Heimatstadt Delhi soll plastikfrei werden – durch sogenannte 'Plastik-Raubzüge'. "Wir klauen Plastik von den Leuten. Manche geben es uns einfach, aber andere werden wütend. Sie weigern sich. Wir hören oft, die Unternehmen müssten die Plastikproduktion stoppen. Erst dann würden die Menschen auch keins mehr nutzen", erzählt der 17-jährige Schüler.

Indiens Plastikproblem

Indien ohne Plastik – das ist bisher noch kaum vorstellbar. Anfang Juli aber hat die Regierung ein strenges Verbot gegen Einwegplastik eingeführt. Wer es dennoch weiter verkauft, dem drohen Bußgelder. Und Standverkäufer Prakash Chand Gupta ist selbst schon Opfer der 'Plastikräuber geworden: "Die Regierung macht uns den Druck – nicht aber den Firmen, die Plastik produzieren. Letztendlich sind es die armen Menschen, die den Druck und die Strafen bekommen. Wir wurden aufgefordert, Mülleimer wegzuräumen und kein Plastik mehr zu nutzen. Das würden wir ja tun. aber solange das Plastik hergestellt wird, werden wir es nutzen."

Indien: Ob Kioskverkäufer oder Kunden, die Plastikräuber verwarnen alle, die Plastikgeschirr verwenden.
Indien: Ob Kioskverkäufer oder Kunden, die Plastikräuber verwarnen alle, die Plastikgeschirr verwenden. | Bild: WDR

Geschirr aus Holz und Pappe ist deutlich teurer – und damit für viele keine Alternative. Rücksicht darauf nehmen die Aktivisten aber nicht. Gegenwind wird schlichtweg übertönt. "Schaut, wie viel Plastik der Mann hat! Weg damit!" Den Ton gibt ihr Anführer an – sie nennen ihn wie das Vorbild aus der Serie: 'den Professor'. "Die Menschen müssen verstehen, dass die Regierung alleine nichts ändern kann. Wenn die Nachfrage nach Plastik sinkt, wird auch das Angebot weniger. Es kann sich nichts ändern bis wir alle zusammenkommen", Sankalp Tiwari, 'der Professor'.

Eine Aktion, die Eindruck hinterlässt

Neben Raubzügen organisieren die Aktivisten auch Theateraufführungen – so wollen sie das Ausmaß der Plastikverschmutzung veranschaulichen. Bei einigen Passant:innen hinterlässt das durchaus Eindruck. "Man denkt schon manchmal dran, den Müll, der rumliegt, wegzubringen. Aber man lässt es dann doch eher bleiben. Wenn aber andere die Initiative ergreifen, dann ist das sehr ermutigend. Es fühlt sich einfacher an mitzumachen", sagt der Marktbesucher Sandeep Chauhan.

Indien: Auch mit Sketchen und kleinen Theaterstücken verkünden sie ihre Botschaft.
Indien: Auch mit Sketchen und kleinen Theaterstücken verkünden sie ihre Botschaft. | Bild: WDR

Das Bewusstsein darüber, wie schädlich Plastik ist, sei laut den Plastikräubern nicht weit verbreitet. Ashish Kumar gibt die Hoffnung aber nicht auf, dass er einen echten Unterschied machen kann. Zumal sich schon erste Erfolge zeigen: "Unsere vielen Aktivitäten hinterlassen einen starken Eindruck. Die Leute besprechen zuhause mit ihrer Familie und ihren Freunden, was sie gesehen haben. Sowas hat dann natürlich eine Wirkung."

In den nächsten Monaten sind weitere Plastikraubzüge rund um Delhi geplant. Sie wollen so lange weitermachen, bis Indiens Hauptstadt plastikfrei ist – unüberhörbar und gegen jeden Widerstand. 

Autor: Oliver Mayer/ Bo Hyun Kim/ARD Studio Neu-Delhi

Stand: 28.08.2022 20:10 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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