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Alaska: Forscher fürchten Trump

Alaska: Forscher fürchten Trump | Bild: NDR

Das Juneau Eisfeld in Alaska: Knapp 4000 Quadratkilometer Gletschergebiet. Wie für die Ewigkeit geschaffen wirkt das Eis. Doch es schmilzt. Wie schnell, weiß der Wissenschaftler Eran Hood. Sein Arbeitsplatz ist der Mendenhall-Gletscher. Mit dem Messgerät hat er herausgefunden, dass das Eis hier jedes Jahr fast zehn Meter an Höhe verliert. Doch im fernen Washington will man davon nichts hören. Präsident Donald Trump will den Klimaforschern Milliarden kürzen. Eran Hood von der Universität Alaska sieht seine Arbeit bedroht.

"Trump hat erfolgreich Zweifel an Existenz des Klimawandels gesät"

Forscher Eron Hood
Eron Hood erforscht den Mendenhall-Gletscher seit Jahren. | Bild: NDR

"Wenn sie anfangen, die Gelder für die Geowissenschaft zu streichen, wird das große Auswirkungen auf unsere Forschung haben", sagt er. "Wir werden nicht mehr dieselben Möglichkeiten haben, hier oben die Veränderungen des Gletschers zu erforschen." Der Wissenschaftler sagt, Trump versuche nicht nur, seine Forschung zu behindern. Der Präsident habe auch bei vielen Amerikanern erfolgreich Zweifel an der Existenz des Klimawandels gesät. "Sie sind davon überzeugt, dass Donald Trump durchgreift, die Umweltverordnungen und die Klimawandel-Forschung beschneidet und damit irgendwie die Wirtschaft voranbringt. Das zieht bei Leuten, die einen Job suchen und ihre Familie ernähren müssen", sagt er.

Mendenhall-Gletscher hat sich zurückgezogen

Doch Bilder vom Eis lassen sich nicht wegdiskutieren. Zwischen 2007 und 2015 hat sich allein der Mendenhall-Gletscher um 550 Meter zurückgezogen. Ein Fjord mit zwei Wasserfarben. Die linke, helle Seite ist das Schmelzwasser des Eisfeldes. "Der Gletscher im Hintergrund ist einer der großen Ausläufer des Eisfeldes", erklärt Eran Hood. "Zwei Drittel davon werden am Ende des Jahrhunderts verschwunden sein. Deshalb ist es wichtig für uns zu verstehen, wie das Schmelzwasser des Gletschers das Ökosystem beeinflusst."

"Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Forschung"

Buckelwale
Buckelwale sind in dem Ökosystem zuhause. | Bild: NDR

Sie sind in diesem Ökosystem zu Hause: Die Buckelwale ernähren sich von Plankton und Krill. Mit vereinten Kräften bilden sie ein Netz aus Luftblasen, in dem sich das Plankton gefangen fühlt und so leichte Beute für die Wale wird. Blasennetzjagd wird dieser Trick genannt. Bob Janes bietet Bootstouren für Forscher und Naturbegeisterte an. Er fürchtet, dass auch die Wale durch den Klimawandel aus dem Gleichgewicht gebracht werden. "Wir sehen Veränderungen in der Nahrungskette", sagt er. "Und das wird sich auf die Wale auswirken. Wir sind hier an dem perfekten Ort, um die Wale zu studieren. Umso wichtiger ist es, dass die Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels weitergeht. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Forschung." Dass Trump im Wahlkampf den Klimawandel als Erfindung der Chinesen bezeichnete und einen Klimawandel-Skeptiker zum Chef der Umweltbehörde gemacht hat, empört Bob Janes. "Es ist eine Schande, dass unsere Regierung und unser Präsident den Klimawandel bestritten oder zumindest heruntergespielt haben. Ich persönlich finde das lächerlich, traurig, und jeden amerikanischen Bürger sollte das beschämen." Bob meint, Wissenschaftler wie Eran hätten ihre Forschung der Öffentlichkeit besser präsentieren müssen. Dann hätte es der Präsident nicht so leicht gehabt, sie anzuzweifeln.

Reiche Amerikaner sollen für die Forschung spenden

Bob Janes
"Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Forschung", sagt Unternehmer Bob Janes. | Bild: NDR

Doch der Unternehmer hat schon eine Lösung im Sinn. Er wirbt bei reichen Amerikanern um Spenden, die in Zukunft die Forschung finanzieren sollen. Die Ergebnisse könnten irgendwann hier erlebbar werden: Auf einer Industriebrache in Alaskas Hauptstadt Juneau soll ein Ozean-Zentrum entstehen. Eine Mischung aus multimedialem Museum und Begegnungsstätte für Bürger und Forscher. Bob Janes hat schon den ersten Wissenschaftler gefunden, der seine Forschung hier vor der Trump-Regierung in Sicherheit bringen will. Denn von Internetseiten des Umweltministeriums sind bereits Studien zum Klimawandel verschwunden. "Die Regierung macht uns Sorgen", sagt Jim Powell von der Universität Alaska. "Nach allem was ich sehe, lese und von meinen Kollegen höre, sind wir sehr besorgt über Datensätze, die nicht mehr gesammelt werden. Und ich spreche noch nicht mal darüber, was mit bereits existierenden Daten passiert ist." Mit Adleraugen will er in Zukunft über die Daten wachen.

Überflutungen drohen

Mendenhall-Gletscher in Alaska
Die Folgen des Klimawandels sind in Alaska unübersehbar. | Bild: NDR

Zurück auf dem Mendenhall Gletscher. Wir sind noch einmal mit dem Wissenschaftler Eran Hood unterwegs. Er will uns zeigen, auf welche Weise der Klimawandel immer wieder die Bürger der Stadt Juneau in Gefahr bringt. "Das hier ist wie eine gigantische Badewanne, die sich mit Schmelzwasser füllt und irgendwann überläuft", erklärt er. "Dadurch werden im Tal Straßen überflutet, das Gebiet rund um das Besucherzentrum muss gesperrt werden und es gibt Stromausfälle."

Die Folgen des Klimawandels sind hier in Alaska unübersehbar. Und trotzdem hat der Wissenschaftler Eran Hood noch viel zu tun, um die Fakten aus dem schmelzenden Eis in die Köpfe der Amerikaner zu bringen.

Autor: Jan Philipp Burgard

Stand: 20.07.2019 16:50 Uhr

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