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Ghana: Mit Schrott in die Zukunft

Einer der größten Elektroschrottplätze Afrikas – in Ghanas Hauptstadt Accra. Als 'Hölle auf Erden' wird dieser Ort oft bezeichnet. Giftig, dreckig, stinkend.

Elektroschrott wird in neue Rohstoffe verwandelt

Ghana: Aus alten Dosen werden z.B. Kochtöpfe
Ghana: Aus alten Dosen werden z.B. Kochtöpfe

Täglich landen hier tonnenweise ausrangierte Elektrogeräte, Autos, Altmetall. Vieles davon aus Europa. Alles wird zerlegt, in neue Rohstoffe verwandelt...oder gleich an Ort und Stelle weiterverarbeitet. Joseph Kogo hat einen Großauftrag. Akribisch glättet er Sand für eine Form. Sein Rohstoff: ein alter Motor. Es dauert, bis das Aluminium schmilzt. Joseph Kogo ist mit seinem Arbeitsplatz sehr zufrieden. "Hier bekomme ich jederzeit alles nötige. Wenn jemand einen Topf bei mir bestellt, dann laufe ich einfach los und besorge, was ich brauche. Das macht mir die Arbeit leicht", erzählt Joseph Kogo.

Kurze Zeit später ist ein Kochtopf fertig. Nach Abzug der Materialkosten und Miete für die Werkstatt bleiben Joseph bei einem mittelgroßen Topf etwa 20 Ghanaische Cedis übrig, umgerechnet rund 3,50 Euro. Zwei Angestellte kann er bezahlen. Das Geschäft läuft gut, nicht nur für ihn. Der ganze Schrottplatz ist organisiert wie ein Ameisenhaufen. Jeder hat seine Aufgabe und jeder arbeitet hart.

Zufrieden mit dem Job

Ghana: In Accra, der Hauptstadt von Ghana ist einer der größten Elektroschrottplätze
Ghana: In Accra, der Hauptstadt von Ghana ist einer der größten Elektroschrottplätze

Was noch wiederverwendet werden kann, wird repariert. Agrika Ijezie aus Nigeria hat sich auf Laptops spezialisiert. Er vollbringt scheinbar Unmögliches. In seiner Heimat war es zu teuer, ein solches Business zu starten. "Anders als in Afrika nutzen Europäer Geräte nur für kurze Zeit. Wir aber so lange, bis sie tot sind. Und ich erwecke sie wieder zum Leben", so Agrika Ijezie.

An anderer Stelle wird toten Klimaanlagen neues Leben eingehaucht. Auferstehung als Ventilatoren. Fernsehantennen? Ein Leichtes – hier gibt es alles dafür! Und Dosenpfand ist überflüssig. Denn auch aus alten Cola- und Bierbehältern wird Rohstoff für neue Kochtöpfe. Männer aus ganz Westafrika arbeiten hier. Und keiner beschwert sich, jedenfalls nicht uns gegenüber.

"Sobald ich morgens herkomme, bin ich stolz. Jeder hier arbeitet sehr hart. Es gibt kein Rumgehänge oder Daddelei", erzählt ein junger Mann.

Alles wird recycelt

Ghana: In Accra wird alles, was möglich ist, recycelt
Ghana: In Accra wird alles, was möglich ist, recycelt

Der Topfmacher Joseph Kogo braucht Nachschub. Bei einem seiner Lieferanten sind gerade frische Altmotoren eingetroffen. Dass er den Schrott der westlichen Welt recycelt, stört ihn nicht. "Wenn man sich anschaut, warum Länder arm sind, dann ist es nicht, weil Gott sie ignoriert oder die Ressourcen nicht gerecht aufgeteilt hätte. Es hat vielmehr damit zu tun, wie ein Land für die Zukunft plant. Wir haben genug in Ghana, aber es kommt darauf an, wie wir die Dinge nutzen", findet Joseph Kogo.

Die Ware wird kiloweise abgerechnet. Motoren sind zwar teurer als Alubarren aus Coladosen, aber auch viel besser für seine Kochtöpfe geeignet, sagt Joseph. Hier wird wirklich ALLES recycelt. Ein Boot als Dach, ein LKW-Fahrerhaus als Lounge und Fitnessgeräte als...Fitnessgeräte.

Traum von einem Studium

Am späten Nachmittag geht Joseph Kogo nach Hause. Vorbei an Marktständen, an denen sie auch seine Töpfe verkaufen. Wie die meisten Menschen in diesem Viertel der Hauptstadt kommt auch er aus Ghanas Norden. Dort herrscht oft Dürre, viele sind arbeitslos. Als Maurer hatte Joseph keinen Job gefunden. Daher kam er mit seiner Frau nach Accra. Von seinem Nachbarn im Slum lernte er, Töpfe aus Altmetall zu gießen und machte sich selbständig. Inzwischen sind er und seine Familie stolze Besitzer eines eigenen Hauses hier und müssen keine monatliche Miete mehr zahlen. Trotzdem will Joseph Kogo nicht ewig auf der Schrotthalde schuften. Sein Traum ist ein Studium.

"Bildung öffnet deine Sicht auf die Welt und das hilft einem, die Herausforderungen des Lebens zu bestehen. Bildung erhellt das Leben. Auch wenn man ein Geschäft hat, sollte man sich immer weiterbilden, damit man vorankommt. Das Leben ist einfacher, wenn man gut ausgebildet ist", so Joseph Kogo.

Um sein Ziel zu erreichen, wird Joseph Kogo morgen wieder auf dem Elektroschrottplatz von Accra schuften. Ein Ort, der nicht der Himmel auf Erden ist. Aber auch nicht die Hölle.

Autorin: Sabine Bohland / ARD Studio Nairobi

Stand: 29.08.2019 05:29 Uhr

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